Wie ein dunkler Fluch
Punkt war.
Grace kam herein, eine Aktenmappe in der Rechten, einen Becher Kaffee in der Linken. Sie stellte den Becher vor McBride ab und setzte sich an den Tisch.
Er hatte noch nie einen frisch gebrühten Kaffee abgelehnt, auch nicht von einem möglichen Feind, daher trank er einen Schluck. »Danke.«
»Sind Sie bereit für ein Update?«
Es war das erste Mal, dass sie mit ihm sprach, seitdem sie das Krankenhaus verlassen hatten. Sie hatte die Initiative ergriffen und sich um die Beweismittel gekümmert, die sie an den verschiedenen Tatorten gefunden hatten, was sie aber seiner Einschätzung nach auch nicht weiterbringen würde.
Er klappte den Deckel des Laptops herunter und widmete sich ausschließlich ihr. »Schießen Sie los.«
Ihr Blick verriet ihm, dass er sie keinesfalls reizen sollte.
»Das Beruhigungsmittel, das Alyssa Byrne und Katherine Jones gegeben wurde, hat nichts ergeben. Es werden keine Packungen vermisst; zumindest haben wir nichts darüber im System. Möglicherweise hat der Täter das Medikamemt über das Internet bestellt, in Kanada oder Mexiko. Diese Verkäufe lassen sich zum größten Teil
nicht zurückverfolgen. Deshalb führt auf diesem Weg keine Spur zu ihm.«
McBride trank noch einen Schluck Kaffee und wartete. Es gäbe sicher weitere Spuren. Die Lady war gründlich. Sie würde nicht mit leeren Händen zu ihm kommen. Grace war ein guter Agent. Dass sie auf dem Friedhof Angst gezeigt hatte, kreidete er ihr nicht an. Anfänger erschraken oft, wenn sie das erste Mal einen Toten oder Verletzten sahen. Trotzdem: Seine Intuition sagte ihm, dass ihre Reaktion tiefer reichte, mit etwas anderem außerhalb dieses Falls zu tun hatte.
Nicht sein Problem. Das durfte er nie vergessen.
Er war nicht hier, um Amateur-Psychologe zu spielen oder Karriere-Ratschläge zu geben. Wer so etwas von ihm verlangte, hatte nicht alle Tassen im Schrank.
»Die Forensiker haben keine Beweismittel gefunden, in keinem der Mausoleen«, fuhr sie fort. »Die Fußböden wurden mit einem Besen gefegt, den die Hausmeister auf dem Gelände verwenden. Keine Haare, keinerlei Spuren oder Indizien.«
Als er hörte, was er bereits geahnt hatte, wurde ihm flau im Magen. Wenn ein Agent das Konferenzzimmer betrat, bekam er Angst, dass eine E-Mail eingegangen wäre.
Und damit eine noch schwierigere Aufgabe. Die er möglicherweise nicht würde lösen können … nicht einmal mit Grace’ Hilfe.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis noch eine Nachricht eintraf; Namen auf einer Liste zu sammeln oder zu rekapitulieren, was sie bereits wussten, würde den Kerl nicht stoppen. Die Erkenntnis traf ihn jäh wie ein verdeckter Fausthieb in den Bauch.
»Verdammt noch mal!« Er knallte seinen leeren Becher auf den Tisch.
Grace ließ sich ihren eigenen Frust nicht anmerken.
Davis, der auf der anderen Seite von ihm saß, schob sich vom Tisch weg. »Ich hole Ihnen einen neuen Kaffee.« Er griff nach dem Einwegbecher.
McBride atmete aus, um etwas von der inneren Anspannung loszuwerden, und reichte Davis den Becher. »Danke.«
»Wie Sie wissen«, redete Grace weiter, als hätte er nicht gerade eben bewiesen, dass er kurz vor dem Zusammenbruch stand, »hat Katherine Jones unseren Täter nicht gesehen. Sie hat auf dem Heimweg an einem kleinen Supermarkt angehalten und eine Flasche Wein gekauft. Das Letzte, woran sie sich erinnert, ist, wie sie die Flasche leer trank. Als sie aufwachte, hockte sie in dem Gefrierschrank, und das Wasser reichte ihr bis zur Taille.«
Er gab Grace ein Zeichen, zu dem Teil zu kommen, den er noch nicht kannte. Ihre Zusammenfassung glich einer weiteren Zahnwurzelbehandlung. Es war schon beim ersten Mal kein Spaß.
»Wir haben das Haus von Mrs. Jones untersucht.«
Nicht, dass dies seine Aufmerksamkeit erregt hätte. »Und – Glück gehabt?«
»Es wurden Fingerabdrücke gefunden, aber wir sind noch dabei, die Familienangehörigen auszuschließen. Haare und andere Fasern scheinen auf das Opfer zu passen.«
»Grace«, sagte er mit einem gezielten Blick. »Ich warte auf die gute Nachricht.«
Sie erwiderte seinen verärgerten Blick mit einem vergleichbar
ärgerlichen. »Dazu komme ich gleich.« Sie machte eine Pause, entweder, um ihn zu beeindrucken, oder um ihn zu ärgern, dann fuhr sie fort: »Ein Nachbar hat sich bei uns gemeldet.«
»Moment.« Er setzte sich etwas gerader hin. »Ich war der Meinung, alle Nachbarn wären befragt worden und niemand hätte etwas gesehen.«
»Keiner hat etwas bemerkt.« Sie
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