Wie ein dunkler Fluch
abweiche. Der Täter hat das alles sorgfältig geplant. Bis auf die Minute.« Ihre Gesichtszüge belebten sich mit jeder weiteren Schlussfolgerung.
»Er hinterlässt weder Fingerabdrücke noch irgendwelche andere Spuren«, schloss sich Davis der Zusammenfassung an, »und er kennt sich im Internet aus. Mit den üblichen Mitteln werden wir ihn nicht schnappen können.«
Worth betrat mit langen Schritten den Raum und zog alle Blicke auf sich. »Kopf hoch, Leute. Wir haben eine neue Nachricht.«
McBride, der ohnehin enorm angespannt war, wurde noch nervöser.
Worth, Davis, Pratt und Schaffer versammelten sich an dem Computer und warteten, dass McBride die E-Mail öffnete. Als befürchteten sie, eine ansteckende Krankheit zu bekommen, wenn sie sich trauten, es selbst zu tun.
McBride ließ sich auf den Stuhl fallen und nahm die notwendigen Klicks vor. Und da war die Mail.
Bravo, bravo, McBride!
Noch ein fabelhafter Erfolg! Ich wusste ja, dass Sie es denen zeigen werden! Ich bin hoch erfreut! Ach, und Ihre neue Partnerin passt sehr gut zu Ihnen.
McBride blickte zu Grace. Der Täter hatte sie also beobachtet. Der Mistkerl.
Ich bin davon überzeugt, dass Sie gerne die Hinweise zu Ihrer nächsten Aufgabe erfahren möchten, aber morgen ist der Tag des Herrn, und deshalb sollten Sie sich ausruhen. Ich werde mich am Montag mit Ihnen in Verbindung setzen.
Machen Sie sich keine Sorgen, mein Freund. Wenn das hier vorbei ist und Sie alle Aufgaben bewältigt haben, wird die Wahrheit ans Tageslicht kommen, und Sie bekommen den Preis.
Stets hochachtungsvoll,
Der Treue Fan
Wut kochte in McBride hoch. Mit einem Mausklick öffnete er das Antwort-Fenster.
»Was machen Sie da, McBride?«, fragte Worth.
»Was ich schon längst hätte tun sollen.« Er hatte keine Lust mehr, von diesem Dreckskerl weiter manipuliert zu werden. Es reichte!
»Warten Sie«, drängte Grace ihn, »das könnte nach hinten losgehen. Wenn der Typ ein Geisteskranker ist, ist er vielleicht emotional höchst instabil. Wenn man ihm die Wahrheit sagt, könnte er durchdrehen.«
»Hoffen wir’s«, antwortete er. »Vielleicht tut er der Gesellschaft ja einen Gefallen und bringt sich um.«
»Verdammt noch mal, McBride«, warnte Worth. »Sie können doch nicht …«
»Auf meine Art«, schnitt er ihm das Wort ab. »Erinnern Sie sich?«
Er tippte die wenigen, unmissverständlichen Worte.
»Und wenn er bereits sein nächstes Opfer in seiner Gewalt hat?«, widersprach Grace. »Das könnte bewirken, dass er …«
Aber McBride hatte die »Senden«-Taste schon gedrückt.
Er war am Ende. Der Typ musste begreifen, dass sein Plan nichts an den Tatsachen ändern würde. Seine Karriere beim FBI war vorbei. Ende der Geschichte.
Treuer Fan,
ich arbeite nicht mehr für das FBI. Belassen wir’s dabei.
McBride
Alle waren schockiert und schwiegen. In die Stille hinein ertönte das Signal »Neue Nachricht«.
Dass er dem Täter eine Abschieds-E-Mail geschickt hatte, erschien ihm plötzlich als Fehler, aber es war zu spät, das jetzt zu bereuen.
»Öffnen Sie die Mail«, sagte Worth. »Mal sehen, wie übel Sie diesen Fall vermasselt haben.«
McBride ballte die Hände zu Fäusten, legte sie links und rechts neben die Tastatur. Der Impuls, diesen Schwachkopf zu schlagen, wurde größer, fast zu einer spürbaren Kraft.
Grace fasste ihn am Arm. Er zuckte zusammen. Wünschte, er könnte vertrauen, was sich wie ein Zeichen anfühlte, dass sie auf seiner Seite stand.
»Öffnen Sie sie«, drängte sie ihn leise.
Er führte die erforderlichen Schritte durch. Das Fenster öffnete sich, die neue Mail kam zum Vorschein.
Special Agent McBride,
ich bedauere aufrichtig die Schwierigkeiten, die ich Ihnen durch mein Tun bereite. Aber bitte verstehen Sie,
dass es zu Ihrem eigenen Nutzen geschieht. Die Welt braucht Sie. Ich brauche Sie.
Respektvoll,
Ihr Treuer Fan.
PS Mir ist bewusst, dass Sie sicherlich von denen zu Ihrer Nachricht gezwungen wurden. Diese Ratten.
McBride schob den Stuhl zurück und stand auf. »Ich muss eine rauchen.«
Wieder wurde es still, während er die Tür hinter sich schloss.
Er hatte einen Aufschub gewonnen, bevor alles wieder von Neuem beginnen würde.
Und danach wieder …
Zwischen jetzt und dem nächsten Mal musste er einen Weg finden, wie er die Sache beenden konnte, bevor der Treue Fan feststellte, wie sehr er sich irrte.
12
16.30 Uhr
»Ich war zwar noch nie in Ihrer schönen Stadt, Grace«, sagte McBride mit einem lässigen Blick
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