Wie ein dunkler Fluch
»Sie haben …«
»… tolle Lippen«, beendete sie seinen Satz, wobei sich ihre Empörung von milde zu groß steigerte. »Das habe ich schon einmal von Ihnen gehört, McBride.«
Ihre Blicke trafen sich, und die ironische Genugtuung, die in seinen Augen aufblitzte, reizte ihre streitbare Ader.
»Sie provozieren mich seit dem Augenblick, als ich vor Ihrer Tür stand«, warf sie ihm vor. »Aber Sie werden nicht bekommen, was Sie wollen. Da können Sie auch gleich aufgeben.«
Er streckte die Hand aus, und sie straffte sich, als er über die Haarsträhne strich, die sich aus ihrer Spange gelöst hatte. »Sie sollten Ihr Haar offen tragen.«
So wütend sie auch war, mit seiner selbstsicheren, sexy Stimme brachte er sie völlig aus der Fassung.
»Schön. Bringen wir’s hinter uns, McBride.«
Dann packte sie ihn bei den Schultern, und in dem Augenblick, als sie seinen Mund zu ihrem herunterzog, bemerkte sie … Überraschung und Zögern. Seine Reaktion ermutigte sie. Sie küsste ihn fest auf den Mund, verharrte einen Augenblick, um sicherzugehen, dass er sie
richtig schmeckte. Das war es, wonach er ganz versessen war: nach ihrem Mund.
Ebenso abrupt schob sie ihn weg und trat einen Schritt zurück. »Jetzt, da wir das hinter uns haben, können Sie duschen. Das Essen wird bald hier sein. Und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich möchte ein wenig schlafen.«
Im Weggehen rief sie ihm über die Schulter zu: »Lassen Sie Ihre Sachen vor der Tür zum Gästezimmer, ich geb sie dann in die Wäsche.«
Sie schloss die Schlafzimmertür hinter sich und lehnte sich dagegen. Hatte sie das gerade eben wirklich getan?
Sie fasste sich an die Lippen. Sie hatte es klären müssen, das war alles. Warum fühlte sie sich dann innerlich so zittrig und warm? Das sollte doch eigentlich nicht sein. Sie hatte ihn doch abweisen wollen …
Irgendwie hatte sie das Ziel verfehlt, und zwar ganz gehörig.
22.30 Uhr
»Sei still.«
Vivian erstarrte … atmete nicht einmal. Der feuchte Stoff ihres Tanktops klebte an ihrer Haut, ließ ihre büstenhalterfreien Brüste durchscheinen. Wenn sie sich bewegte … wenn sie es wagte, die feuchte Luft einzuatmen, würde er es merken.
Ein Finger strich über ihre aufgerichtete Brustwarze.
Unwillkürlich holte sie Luft. Sei still! Beweg dich nicht. Atme nicht.
Er lächelte, der Ausdruck ein krasser, höhnischer Kontrast zu der strassbesetzten Maske, die sein ganzes Gesicht
bedeckte, oberhalb des höhnischen Mundes. »Das gefällt dir, nicht wahr?«
Galle sammelte sich in ihrem Magen. »Ja«, log sie und achtete darauf, dass sie unterwürfig klang, den Blick gesenkt hielt. Niemals würde sie diese dämonischen Augen vergessen. Niemals.
Die Spitze desselben Fingers strich ihren Brustkorb hinunter, über ihren Bauch und verharrte am Bündchen ihres Slips. Es erforderte jeden Funken Disziplin, den sie aufbringen konnte, um nicht vor Ekel zu erschaudern.
»Auf die Knie«, verlangte er, die Stimme grausam, die Augen glühend wie bernsteinfarbene Kohle geradewegs aus der Hölle.
Sie sank auf den kalten, feuchten Steinfußboden. Innerlich schrie sie auf. Bitte mach, dass er aufhört. Kann mir denn niemand helfen? Aber nach außen hin blieb sie gefasst, gehorsam. Seine Dienerin.
Sie starrte mit zusammengekniffenen Augen auf seinen Schritt, die Wölbung dort. Sie versuchte, ihre verspannten Kinnmuskeln zu lockern. Musste entspannen. Durfte nicht zulassen, dass er merkte, wie verkrampft sie war.
Bitte, bitte, lass ihn das nicht tun. Nicht wieder.
»Lutsch mich.«
Der wüst geflüsterte Befehl jagte Schreckensschauer durch ihren Körper, fuhr ihr in die Knochen. Sofort streckte sie die Hand nach seinem Hosenschlitz aus. Am besten, sie zögerte nicht. Wenn sie zögerte, und wäre es auch nur eine Sekunde, würde sie sterben. Wie die anderen.
Sie öffnete seine Hose und legte ihn vorsichtig frei. Er stöhnte. Ihr Körper agierte völlig mechanisch … ihr
Geist führte sie an einen anderen Ort. Weit weg. Damit sie nicht sehen … damit sie nicht fühlen musste.
Rücksichtslos packte er ihr Kinn und hob ihr Gesicht. Mit dem Daumenballen rieb er über ihre Lippen. Weder körperlich noch geistig reagierte sie auf die Berührung. Sie fühlte nichts … nichts mehr … nicht einmal Angst. Sie war an jenem Ort, den er nicht erreichen konnte. Es war ihre einzige Fluchtmöglichkeit. In ihrem Herzen kannte sie die Wahrheit, und jetzt akzeptierte ihr Bewusstsein sie. Niemand würde kommen, um sie zu
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