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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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bei dem Gedanken, noch einen Schluck zu trinken. Und jetzt schlug auch noch ihr Herz wieder schneller, so laut und schnell wie nach dem Alptraum. Sie sollte Worth anrufen. Feststellen, weshalb er so lange auf sich warten ließ.
    »Erzählen Sie es mir, Grace«, sagte er in der Dunkelheit; seine Stimme leise und einschmeichelnd. »Es bleibt unter uns. Wir sind Partner . Unmöglich, dass Sie von schrecklicheren Dämonen verfolgt werden als ich.«
    Ihre Lippen zitterten, und noch bevor sie sich Einhalt gebieten konnte, sprach sie das Wort aus: »Namenlos.«
    Das Wort hallte in ihr wider, und sie fühlte nichts als Angst und Ekel.
    Sein Schweigen verriet ihr, dass er nicht damit gerechnet hatte.
    »Sie waren sein letztes Opfer …?«
    O ja. Überraschung. Schreck. Entsetzen. Worth hatte genauso reagiert. Sie hatte es auch ihm nicht erzählen
wollen, aber Pierce hatte darauf bestanden. Entweder sie oder er würde es Worth erzählen.
    Der verdammte Pierce. Sie hatte ihm vertraut, und er hatte sie im Stich gelassen.
    »Aber …« McBride zögerte; mit seinem allzu scharfen Verstand analysierte er ohne Zweifel jedes winzige Detail, das er bislang über sie in Erfahrung gebracht hatte. » Grace . Das ist nicht Ihr wahrer Name.«
    »Der Mädchenname meiner Mutter.« Sie war als Vivian Taylor geboren worden. Ihren Namen zu ändern, das College zu wechseln, das war die einzige Möglichkeit gewesen, um ertragen zu können, was nach dem Überleben kam. Damit leben .
    McBride stand auf. Sie straffte sich. Er trat an den Rand der Terrasse und legte die Hände aufs Geländer, spähte anscheinend in die Dunkelheit.
    Ein, zwei Minuten vergingen, genug Zeit, dass sie sich innerlich wand. Sie hätte es ihm nicht erzählen sollen. Großer Fehler.
    Er drehte sich um, lehnte mit dem Rücken am Geländer. »Was machen Sie eigentlich im Bureau?«
    »Meine Arbeit«, sagte sie spitz. »Und falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist: Ich bin verdammt gut darin.«
    »Wenn Sie nicht zu einem Eisklotz erstarren.«
    Das war ein Tiefschlag. Sie hielt ihre erste Reaktion auf seinen Satz zurück, dann schlang sie die Arme um die Knie und sagte ihm die Wahrheit. »Meine Vergangenheit hat nichts mit der Gegenwart zu tun. Jetzt ist das Bureau mein Leben. Ich blicke nicht zurück, McBride. Das ist nicht gesund.« Wie Sie eigentlich wissen sollten, wollte sie hinzusetzen, was sie aber unterließ.
    »Wie viele Jahre Therapie waren eigentlich erforderlich,
dass Sie Ihre Erlebnisse so weit verdrängen konnten?«
    Es reichte. Sie stellte die Füße auf die Terrasse und erhob sich. »Ich rufe Worth an.«
    McBride schob sich vom Geländer weg und trat einen Schritt auf sie zu. »Ich steckte damals selbst tief in den Ermittlungen in einem Entführungsfall, als Sie verschwanden, aber ich habe ein paar Details mitbekommen. Er hat Sie zwei Wochen lang festgehalten, nicht wahr?«
    Als sie nicht antwortete, trat er noch einen Schritt auf sie zu. Sie weigerte sich, sich einschüchtern zu lassen. Das Thema war durch. Dieses Gespräch fand nicht statt.
    »Wie oft hat er sie vergewaltigt?« Er fuhr mit seiner herzlosen Befragung fort.
    Die Wut, die sie zurückhalten zu können geglaubt hatte, brach aus ihr heraus. Wie konnte er es wagen, sie das zu fragen? »Halten Sie den Mund, McBride. Halten Sie einfach den Mund .«
    »Jeden Tag?«, fragte er rücksichtslos. »Zweimal am Tag? Öfter?«
    Die Wut setzte ihren gesunden Menschenverstand außer Kraft, sie tat den entscheidenden Schritt und drang zur Abwechslung mal in seine Privatsphäre ein. »Das stimmt, wenn Sie’s denn wissen müssen. Jeden verdammten Tag. Ich weiß nicht mehr, wie oft.« Sie lachte, ein trockener, hässlicher Laut. »Und ich habe ihn getötet. Nur einmal, aber das hat genügt.«
    Wieder betäubende Stille. Sie standen so nahe nebeneinander, dass sie spürte, wie die Anspannung seinen Körper durchfuhr, roch den Wein in seinem Atem.

    »Sie waren …«, sagte er leise, mit rauer Stimme, »… Nummer zwölf oder dreizehn.«
    Nummer dreizehn . »Dreizehn Opfer in fünf Jahren. Ist wohl nicht seine Glückszahl.«
    Die Stimmen und Bilder versuchten in sie einzudringen. Das Blut, das überall auf ihr war … der Geschmack in ihrem Mund. Sie schauderte, hätte am liebsten aufgeschrien vor Wut. Aber sie hielt sie zurück … so wie sie es auch mit ihrer Angst tat. Hin und wieder vermasselte sie es, und die alten Gefühle überwältigten sie. Etwa wenn sie in McBrides Nähe erstarrte. Wenn Worth dahinterkäme,

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