Wie ein dunkler Fluch
Junge gestorben. In den vergangenen drei Jahren hatte McBride sich die Schuld daran gegeben,
obwohl er in Wahrheit … nicht sicher sein konnte, ob sein Eingreifen irgendetwas bewirkt hätte.
Es war unmöglich, das zu wissen, und damit musste er eben leben. Braden hatte offenbar beschlossen, damit nicht mehr leben zu können und den Mann, den er für sein Unglück verantwortlich machte, mit in den Tod zu nehmen.
Worth betätigte die Fernbedienung, das Fernsehbild erlosch. Er wandte seine Aufmerksamkeit McBride zu. »Seltsam, Sie sind kaum achtundvierzig Stunden in der Stadt, und schon hat unsere beste investigative Reporterin alle Fakten über einen drei Jahre alten Fall beisammen.« Dabei sah er McBride offen anklagend an. »Ist das nicht ein merkwürdiger Zufall?«
Eigentlich wollte er seine Zeit nicht mit Diskutieren verschwenden, dieser Idiot dachte ohnehin, was er wollte, aber um der eigenen Genugtuung willen wollte er die Sache klarstellen. Und ein kleines Argument vorbringen. »Ich kenne die Frau nicht mal. Wann soll ich denn mit ihr zusammengearbeitet haben? Donnerstag Abend bin ich keinen Schritt aus dem Hotel gegangen, gestern und heute Abend war ich bei Agent Grace.« Nun aber zu dem, was er wirklich sagen wollte: »In Ihrem Büro ist eine undichte Stelle.«
Empörung verfärbte Worths Gesicht in ein unangenehmes Violett. »In meinem Büro gibt es keine undichte Stelle.«
McBride hob die Handflächen. »Dann besitzt Ihre investigative Reporterin hellseherische Fähigkeiten. Ob Sie’s glauben oder nicht, Worth, Befragungen von Tatverdächtigen funktionieren. Haben Sie Miss Goodman denn schon nach ihrer Quelle befragt?«
Das Lila veränderte sich zu einem rötlich-blauen Farbton. »Sie hält dicht. Wir halten sie seit ein paar Stunden fest, als Person von Interesse. Mal sehen, ob sie dann einknickt.«
»Es gibt bestimmte Details«, sagte Grace und lenkte dadurch McBrides Aufmerksamkeit auf sich, »die niemand aus diesem Außenbüro Goodman gegeben haben kann.«
»Das stimmt«, sagte Worth. »Die Kopie der Fallakte, die wir auf elektronischem Wege erhalten haben, war zur Veröffentlichung freigegeben.«
Das änderte McBrides Auffassung kein bisschen. »Dann muss jemand in Quantico die Informationen herausgegeben haben.«
Worth schnaubte. »Wir wissen beide, dass das nicht der Fall ist.« Er beugte sich vor, startete einen kleinen Einschüchterungsversuch, den er nur wagen konnte, weil er gerade saß. »Sie und Quinn, Sie waren die Schlüsselfiguren in dem Fall, und nun ist Quinn tot. Also kommen nur Sie in Frage.«
»Ihr logisches Denkvermögen ist ganz erstaunlich, Worth.« McBride schüttelte den Kopf. »Das Bureau ist bestimmt sehr stolz auf Sie.«
Grace warf ihm einen warnenden Blick zu.
»Ich habe mich während dieses ganzen Treuer-Fan-Fiaskos sogar in Quantico für Sie eingesetzt«, sagte Worth. Seine Stimme klang enorm ruhig für jemanden, der McBride definitiv am liebsten den Kopf abgerissen und ihm in den Hals gepinkelt hätte. »Ich hatte geglaubt, Sie wären in diesem Fall ein Opfer, aber da muss ich mich wohl getäuscht haben.«
McBride hatte genug von diesem Quatsch.
»Sollten wir feststellen, dass Sie Goodmans Quelle sind«, sagte Worth warnend, »oder dass Sie diese Ereignisse irgendwie manipuliert haben oder irgendeinen Kontakt mit Derrick Braden hatten, dann nagle ich Ihren Arsch ans Kreuz, so wahr mir Gott helfe.«
McBride stand auf. »Ich nehme an, das Gespräch ist beendet.« Er war nur aus Rücksichtnahme gegen Grace so lange ruhig geblieben. Er wollte nicht, dass sein Verhalten auf sie zurückfiel, wenn er nicht mehr hier war.
Worth erhob sich. Posierte sich in dieser autoritären Drohgebärde, die Typen wie er benutzten, um von ihrem Mangel an Persönlichkeit abzulenken. Wie auch den tausend Dollar teuren anthrazitfarbenen Anzug und das gebügelte und gestärkte Hemd, akzentuiert von der teuren roten italienischen Krawatte. Er hatte das Sagen, und niemand sollte das vergessen.
»Agent Grace wird Sie zurück ins Tutwiler begleiten«, verkündete er. »Sie und Agent Pratt geben Ihnen Personenschutz, bis Sie morgen früh um acht Uhr im Flugzeug nach Miami sitzen. Ein Vertreter des Miami-Büros wird Sie am Flughafen abholen und zu Ihrer Wohnung in Key West zurückbegleiten.« Worth holte tief Luft. »Wenn Sie gegenüber der Presse irgendetwas verlautbaren lassen, was Sie während Ihres Aufenthalts hier gesehen oder gehört haben, werden wir Anklage gegen Sie erheben.
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