Wie ein dunkler Fluch
Sie nicht in die Bar runtergegangen?«
Er sah ihr in die Augen. »Doch, bin ich, ehrlich gesagt. Aber ich habe mit niemandem gesprochen. Fragen Sie den Barkeeper, wenn’s sein muss. Er wird Ihnen sagen, dass ich nur zwei Worte mehrmals wiederholt habe: Noch einen .«
Sie blickte beiseite. »Ich musste das fragen.«
»Klar.« Er wusste, wie so etwas gemacht wurde. »Wir tun alle, was wir tun müssen.«
»Sie haben nichts Schriftliches mitgebracht, was jemand aus dem Zimmer gestohlen haben könnte?«
Darüber musste er lachen. »Na, Agent Grace, Sie waren
doch hier. Sie haben doch gesehen, was ich mitgebracht habe. Die Kleidung, die ich am Leibe trug. Nicht mal eine Zahnbürste.« Er schlug auf seine Gesäßtasche. »Und ich trage auch keine Kopien von Berichten zu meinen alten Fällen mit mir herum.«
Sie atmete aus, verärgert. »Es muss doch eine Erklärung dafür geben. Wenn die Informationen nicht aus Quantico kamen und nicht von Ihnen …«
Wenigstens schien sie ihm zu glauben.
»Viele Leute haben gewusst, was passiert war«, sagte er, weil ihm nichts Besseres einfiel.
»Aber nicht bis ins Detail«, gab sie zurück.
Da hatte sie Recht. »Bis auf die Aufzeichnungen, die ich in meinem Büro aufbewahrt habe, und die offiziellen Akten gab es keine Möglichkeit, an schriftliche Informationen heranzukommen – außer von einer lebenden Person.«
Sie runzelte ihre hübsche Stirn. »Was ist denn mit Ihren Arbeitsnotizen geschehen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Als ich ging, habe ich nichts mitgenommen.« Eine Erinnerung kam ihm in den Sinn – aus den tiefsten negativen Abgründen seiner Gedanken. »Meine persönlichen Dinge wurden mir später zugeschickt. Vielleicht waren die Notizen dort drin. Kann sein, dass sie die fallbezogenen Notizen und Mitteilungen behalten haben.«
»Was haben Sie denn mit den Sachen gemacht, die man Ihnen geschickt hat?«
»Ich habe sie mir nie wieder angesehen.« Er trank den letzten Jack Daniels in seinem Glas aus. »Sind immer noch in Kartons in meiner Wohnung in Key West.«
Sie streckte die Hand nach dem Telefon aus. »Worth
muss wissen, dass sich in Ihrer Wohnung Arbeitsnotizen befinden. Möglicherweise ist dort eingebrochen worden, seitdem Sie hier sind.«
»Vergessen Sie’s, Grace. Es ist nicht wichtig. Worth, das Bureau – sie werden mich rauskegeln. Begreifen Sie das nicht? Ganz gleich, was Sie beweisen – es wird sich nichts ändern. Die wollen nicht, dass die Öffentlichkeit erfährt, was vor drei Jahren passiert ist. Solange ich schuldig bin, sind sie unschuldig.« Er lachte. »Das wirklich Lächerliche daran ist, dass nichts davon eine Rolle spielt. Der Junge ist gestorben. Der Nachweis darüber, wer dafür verantwortlich war, wird ihn nicht wieder lebendig machen. Wird weder etwas an der Tatsache ändern, dass sein Daddy sich das Hirn weggepustet hat, noch daran, dass dieser einen Agenten umgebracht hat.«
»Es ist vorbei. Aus. Lassen Sie los.«
»Und was geschieht, wenn der Treue Fan uns am Montag eine E-Mail schickt?«, gab sie zurück.
»Dann wird Worth sich darum kümmern.« Die Anspannung, die er zu ignorieren versucht hatte, hob die beruhigende Wirkung des einen Drinks, den er sich gegönnt hatte, wieder auf.
»Was ist mit dem Opfer? Angesichts der Tatsache, dass wir keine Indizien haben und seine Arbeit kein Muster aufweist, könnte jeder das Opfer sein. Womöglich verfolgt er diese Person in diesem Augenblick. Wollen Sie zulassen, dass noch ein Opfer stirbt?«
Wieder sah er ihr direkt ins Gesicht. »Sie können das, Grace. Sie haben herausgefunden, dass Jones sich in dem Stahlwerk befand, nicht ich.«
»Das stimmt nicht«, widersprach sie. »Ich habe nur die Prioritätenliste ein bisschen verändert, mehr nicht.
Sie haben sie identifiziert, nur deshalb haben wir überhaupt gewusst, wonach wir suchen müssen.«
»Der springende Punkt ist: Sie haben Pratt und Schaffer und all die anderen. Arbeiten Sie mit denen zusammen. Ziehen Sie sie hinzu. Wenn Sie Ihre Kollegen weiterhin auf Distanz halten, werden Sie’s nie schaffen. Unser Beruf erfordert Teamarbeit.«
»Sie tun gerade so, als würden Sie dabei keine Rolle spielen«, widersprach sie, »aber da täuschen Sie sich. Er hat das alles sehr sorgfältig geplant. Was immer er sich für die nächste Runde ausgedacht hat – das Opfer retten, das müssen Sie … nicht ich oder irgendeiner der anderen. Er will beweisen, wie unersetzlich Sie sind. Jede Runde wird schwieriger, stärker
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