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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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die Trophäe mit nach Hause gebracht, und wenn er sein Vergnügen gehabt hatte, durfte er sich nehmen, was er wollte. Die Liebe hatte das Zuschauen und Warten vervollständigt. Hatte ihn wie nichts seither erfüllt.
    Allein zu sein, das schmerzte so sehr, und er war schon so, so lange allein. Es gab niemanden, der ihn liebte oder beschützte.
    Er beobachtete die beiden Männer, die den Dritten schlugen, seine Schuhe stahlen, seine Kleidung und die kostbare Brieftasche, die vielleicht genug Geld enthielt, dass sie ein paar Tage davon leben konnten. Ihre Bedürfnisse waren so verzweifelt, dass sich die beiden nicht anders als barbarisch verhalten konnten.
    Die Bewohner dieser Notbehausungen zitterten vor Angst, aber kein Einziger wagte es, dem hilflosen Opfer beizuspringen.
    Der Geruch von Blut drang zu ihm, stieg ihm in die Nase, erfüllte ihn mit Verlangen. Was hätte er nicht alles gegeben für ein wenig …
    Er würde warten müssen, bis die anderen beiden sich genommen hatten, was sie wollten. Dann würde er sich nehmen, was übrig geblieben war.
    Es war der einzige Weg, um seine Bedürfnisse zu erfüllen … befriedigt zu sein, wenn auch nur in geringstem Maße.
    Nichts erfüllte ihn ganz … nicht mehr, seitdem er den anderen Teil von sich verloren hatte.
    Der Schmerz heulte in ihm auf. Er stöhnte, so groß war der Schmerz. Er versuchte ihn zu unterdrücken.
    Das wüste Handgemenge am anderen Ende der Gasse
hatte aufgehört. Die Gewalttäter richteten ihre Aufmerksamkeit auf ihn, wollten Zoff.
    Er musste jetzt verschwinden, sonst riskierte er, entdeckt zu werden.
    Er durfte aber nicht entdeckt werden, zu keiner Zeit, niemals.
    Niemals.
    Seine wahre Identität durfte erst bekannt werden, wenn er tot war. Dann würden alle die Wahrheit erfahren.
    Aber er war noch nicht bereit, heute Abend zu sterben.
    Er huschte aus der düsteren Gasse auf die hell erleuchteten Bürgersteige der Beale Street und mischte sich unter die Scharen von Touristen, die auf einen Bus zusteuerten.
    Er winkte einem Taxi und fand sich damit ab, dass sein Verlangen heute Abend nicht gestillt werden würde.
    Morgen vielleicht.
    Auf dem Rücksitz Platz genommen, nannte er der Fahrerin seine Adresse. Wenn er rechtzeitig bemerkt hätte, wie klein und zierlich sie war, hätte er eine andere Adresse nennen können, eine, wo sie mit Sicherheit alleine gewesen wären. Er hätte die Fahrerin nehmen können.
    Er hätte es bestimmt hinbekommen.
    Aber sie konnte ja eine Waffe bei sich tragen – oder Pfefferspray.
    Nein. Am besten tat er, was er gelernt hatte. Beobachten und sich nehmen, was übrig blieb.
    Nach einer halben Stunde erreichten sie sein ruhig gelegenes Haus, es befand sich in einer Sackgasse, umgeben von kleinen, hübschen Häusern, in denen Mütter,
Väter und Kinder ihr Leben lebten, als wäre alles in der Welt in Ordnung. Als könnte ihnen nie etwas Böses geschehen.
    Er bezahlte, aber ohne Trinkgeld. Die Fahrerin rief ihm üble Schimpfnamen nach. Sie würde nie erfahren, dass er ihr das Wertvollste von allem geschenkt hatte – ihr Leben.
    Während er seine Tür aufschloss, dachte er an die Stewarts rechts und die Barretts links von sich. Beide Familien hatten kleine Kinder. Kleine Kinder, eines krabbelte sogar noch auf dem Rasen wie ein Welpe. Viele Nächte hatte er in seinem Bett gelegen und daran gedacht, in eines der ruhigen Häuser zu schleichen und sich den perfekten Imbiss zu stehlen. Aber sein Zufluchtsort, seine Arbeit war hier. Eine so undisziplinierte Tat würde ihn nur dazu zwingen, wieder umziehen zu müssen. Seinen Namen zu ändern und wieder von vorne anzufangen.
    Er hatte das schon viel zu viele Male getan.
    Diesmal würde er äußerst vorsichtig sein. Die Obdachlosen, die Alten, die allein lebten, die mussten reichen. Normalerweise interessierte sich niemand für sie, niemand machte wegen dieser Opfer großes Theater. Auf sie konnte man verzichten.
    Aber entführe ein Kind, und die ganze beschissene Welt ist hinter dir her.
    Im Haus angekommen, verschloss er die Tür hinter sich und machte sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Wenn er nichts fand, würde er sich mit Pralinen vollstopfen. Sie waren nicht entfernt so gut wie weiches, warmes Fleisch, aber für heute Abend mussten sie reichen.
    Er drückte auf die Fernbedienung, um sich die Nachrichten
anzusehen. Er hatte gelernt, mit allem, was um ihn herum geschah, auf dem Laufenden zu bleiben. Auf der Hut zu sein, das war entscheidend.
    Was er dort auf dem Bildschirm

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