Wie ein dunkler Fluch
sah, weckte sofort seine Aufmerksamkeit, so dass er den Ton anstellte.
» … wurde als das letzte Opfer identifiziert. Die frühere Miss Taylor arbeitet heute als Special Agent beim Federal Bureau of Investigation. Sie änderte vor sieben Jahren ihren Namen, nachdem sie die Entführung durch den brutalsten Vergewaltiger und Mörder des letzten Jahrhunderts, Namenlos, überlebt hatte.«
Er ließ die Schachtel Pralinen fallen, ging mitten durchs Zimmer und blieb erst stehen, als er mit der Nase nur Zentimeter vom Fernsehschirm entfernt war.
» Agent Vivian Grace ist dem Außenbüro des FBI in Birmingham, Alabama, unterstellt und …«
Die Worte gingen unter, während das Foto … lange, seidige Haare … riesige braune Augen … und diese Lippen … vollkommen, sinnlich … auf dem Fernsehschirm erschien.
Sie war es …
Nummer dreizehn.
Hass durchkroch sein Inneres. Sie hatte den anderen Teil von ihm getötet – sein Herz, seine verwandte Seele.
War sie ihm die ganze Zeit so nahe gewesen?
Er berührte das Gesicht auf dem Fernsehschirm, folgte mit dem Finger diesen so ungewöhnlichen, vollen Lippen.
»Ich habe nach dir Ausschau gehalten, Nummer dreizehn … und ich weiß genau, wo du steckst.«
22
20.20 Uhr, Birmingham, Alabama
»Ist sie nicht einfach entzückend, Deidre?«
O ja, wirklich entzückend.
Martin schaute seine geliebte Frau lächelnd an, die gerade die letzten fünf Minuten der 22-Uhr-Nachrichten sah. Dem Bericht über Agent Grace zu folgen war nur schwer auszuhalten. Das arme Mädchen. Der Gedanke, dass sie vor vielen Jahren von dieser bösartigen Kreatur so furchtbar misshandelt worden war, machte sie beide sehr wütend. Ganz sicher gab es einen Extraplatz in der Hölle für ein so entsetzliches Verbrechen.
Wenn doch nur McBride auf ihren Fall angesetzt worden wäre! Er hätte diesem Horror ein Ende bereitet, lange bevor zwölf Frauen auf brutale Weise – mit furchtbar zugerichteten Körpern – ihr Leben hatten lassen müssen. Martin erschauderte. Er würde diesem Namenlos schon das Handwerk legen. Im Bericht wurde behauptet, er sei tot, aber Martins Neugier war jetzt geweckt. Er würde alles in Erfahrung bringen, was es zu wissen gab. So machte er es immer. Und Deidre machte es genauso. Vielleicht konnte er ja etwas für Agent Grace tun. Er half doch so gerne denen, die anderen halfen. Ganz besonders den Helden, und Agent Grace legte zur Zeit ein hohes Tempo vor, in diese Kategorie aufzusteigen.
»Was hast du gesagt, meine Liebe?«
McBride hätte sie retten können.
Martin nickte. »Du hast vollkommen Recht. Wenn
Agent McBride für diesen Fall verantwortlich gewesen wäre, hätte er diesen Wahnsinn beendet, bevor diesem süßen Mädchen etwas so Schlimmes widerfahren wäre.«
McBride mag sie.
Martin lachte. »Das stimmt. Und ich glaube, sie mag ihn auch.«
Ein gutes Paar.
Martin tätschelte seiner Frau die Hand. »Ja, das stimmt. McBride braucht einen Menschen in seinem Leben.« Er lächelte die Frau an, die er seit der Zeit in der Highschool liebte, also seit mehr als vierzig Jahren. »So, wie wir beide einander haben.«
Martin wendete seine Aufmerksamkeit wieder den Nachrichten zu. Normalerweise sahen er und Deidre die Nachrichten auf Fox, aber um fünf und um zehn sahen sie lieber die örtlichen Nachrichten auf WHMG, niemals auf WKRT. Sie konnten mit dieser Frau – dieser Nadine Goodman – nichts anfangen. Sie war kein angenehmer Mensch.
Bevor es zu spät wurde, musste Martin die Küche aufräumen. Das war das Mindeste, was er tun konnte, nachdem seine Frau ein so köstliches Abendessen zubereitet hatte. Er würde sie ins Bett bringen und warm zudecken, so wie er es immer tat.
Und dann wäre es an der Zeit, die endgültige Herausforderung in Angriff zu nehmen.
Bald wären die Prüfungen für McBride vorüber.
Und alle, die nach Genugtuung dürsteten, würden sie erhalten.
Dann wäre das Leben so, wie es sein sollte. Er tätschelte Deidres Hand. Sie hätte endlich Frieden gehabt.
Ihre Familie wurde schon viel zu lange geschunden. Es war höchste Zeit für Frieden und Glück.
Endlich.
23
Dienstag, 12. September, 1.05 Uhr
Hotel Tutwiler
Vivians Eltern hatten zweimal angerufen, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Sie konnte ihre Besorgnis verstehen, wollte aber nicht über die Sache sprechen.
Pierce hatte dreimal versucht, sie über Handy zu erreichen. Beim dritten Mal hatte sie ihm gesagt, dass sie nicht darüber sprechen wolle.
Jedenfalls nicht
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