Wie ein einziger Tag
Arbeitsplatz auf und sagte ihm, es gebe einen anderen. Er hatte Verständnis. Sie gingen als Freunde auseinander, und im Jahr darauf erhielt er eine Postkarte, auf der sie ihm mitteilte, daß sie geheiratet habe. Seitdem hatte er nichts mehr von ihr gehört.
Während er in New Jersey lebte, besuchte er seinen Vater einmal im Jahr, stets um Weihnachten. Sie verbrachten ihre Zeit mit Angeln und langen Gesprächen, und hin und wieder unternahmen sie einen Ausflug an die Küste, um an den Outer Banks bei Ocracoke zu zelten.
Im Dezember 1941, als er sechsundzwanzig war, begann der Krieg, genau wie Goldman es vorausgesagt hatte. Einen Monat später trat Noah in Goldmans Büro und teilte ihm mit, daß er sich freiwillig melden wolle. Dann reiste er nach New Bern, um Abschied von seinem Vater zu nehmen. Fünf Wochen später fand er sich in einem Rekrutenlager wieder. Dort erhielt er einen Brief von Goldman, in dem er ihm für seine Arbeit dankte, dazu die Kopie einer Bescheinigung, die ihm einen kleinen Anteil an seinem Unternehmen sicherte, sollte es jemals verkauft werden. ›Ohne dich hätte ich es nicht geschafft‹ hieß es in dem Brief. ›Du bist der netteste Bursche, der je für mich gearbeitet hat, auch wenn du kein Jude bist.‹
Die nächsten drei Jahre verbrachte er in Pattons 3. Armee, zog durch die Wüsten Nordafrikas und die Wälder Europas, fünfzehn Kilo auf dem Buckel. Seine Einheit war immer mitten im Kriegsgeschehen. Er sah Freunde neben sich sterben, sah, wie manche Tausende Meilen von der Heimat entfernt begraben wurden. In einem Schützengraben nahe dem Rhein meinte er einmal Allie zu sehen, die über ihn wachte.
Dann kam das Kriegsende in Europa und wenige Monate später auch in Japan. Kurz vor seiner Entlassung erhielt er den Brief eines Rechtsanwalts aus New Jersey, der Morris Goldman vertrat. Als er den Anwalt aufsuchte, erfuhr er, daß Goldman ein Jahr zuvor gestorben war und man sein Geschäft verkauft hatte. Wie versprochen, erhielt Noah einen Anteil aus dem Verkaufserlös - einen Scheck über fast siebzig tausend Dollar, den er erstaunlich gelassen entgegennahm.
Eine Woche später kehrte er nach New Bern zurück und kaufte sich das Haus. Er dachte daran, wie er seinen Vater herumgeführt und ihm gezeigt hatte, was er renovieren und wo er Veränderungen vornehmen wollte. Sein Vater schien erschöpft, hustete viel und rang nach Luft. Noah war besorgt, doch sein Vater beruhigte ihn, sagte, es sei nur eine Erkältung. Knapp einen Monat später starb sein Vater an einer Lungenentzündung und wurde neben seiner Frau auf dem Ortsfriedhof beerdigt. Noah ging regelmäßig hin und legte Blumen aufs Grab. Und jeden Abend nahm er sich einen Augenblick Zeit, um seiner zu gedenken und für den Mann zu beten, der ihn alles Wesentliche im Leben gelehrt hatte.
Er packte sein Angelzeug ein, verstaute es im Schuppen und ging zum Haus zurück. Martha Shaw wartete vor der Tür; sie hatte drei selbstgebackene Brote mitgebracht als Dank für seine Hilfe. Ihr Mann war im Krieg gefallen und hatte sie mit drei Kindern in einer ärmlichen Hütte zurückgelassen. Der Winter war nicht mehr weit, und Noah hatte in der Woche zuvor das Dach ausgebessert, die zerbrochenen Fensterscheiben ersetzt, die anderen Fenster abgedichtet und den Holzofen repariert. Nun würden sie mit Gottes Hilfe durch den Winter kommen.
Nachdem sie wieder gegangen war, fuhr er mit seinem klapprigen Kleinlaster zu GUS. Er hielt immer bei GUS' Familie an, wenn er zum Einkäufen fuhr, denn sie hatten keinen Wagen. Eine der Töchter kletterte zu ihm ins Führerhaus, und sie erledigten ihre Einkäufe in Capers General Store. Als er nach Hause zurückkam, packte er seine Lebensmittel nicht sofort aus, sondern duschte zunächst, holte sich eine Flasche Budweiser und ein Buch von Dylan Thomas und ließ sich auf der Veranda nieder.
Sie konnte es noch immer nicht glauben, auch als sie den Beweis schon in Händen hielt.
Sie hatte es in der Raleigher Tageszeitung gelesen, vor drei Wochen, als sie im Haus ihrer Eltern war. Sie war in die Küche gegangen, um sich eine Tasse Kaffee zu holen, und als sie ins Wohnzimmer zurückkam, hatte ihr Vater gelächelt und auf ein kleines Foto gezeigt. »Erinnerst du dich?«
Mit diesen Worten reichte er ihr die Zeitung, und nachdem sie einen ersten gleichgültigen Blick darauf geworfen hatte, erregte das Bild ihre ganze Aufmerksamkeit, und sie schaute genauer hin. »Das kann nicht sein«, flüsterte sie, und als ihr
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