Wie ein einziger Tag
hinwegzogen. Bald fielen die ersten Tropfen. Leichter Sprühregen zunächst, dann immer dichter. Blitz… Pause… dann wieder Donner. Schon etwas lauter diesmal. Etwa sechs oder sieben Meilen entfernt. Noah legte noch an Tempo zu, und seine Muskeln schmerzten mit jedem Ruderschlag.
Immer dickere Tropfen jetzt.
Tropfen, die schräg mit dem Winde fielen.
Immer dichter fielen…
Und Noah ruderte im Zweikampf mit dem Himmel… ruderte und fluchte… und verlor den Kampf mit der Natur…
Es goß jetzt in Strömen, und Allie beobachtete, wie der Regen fast diagonal vom Himmel fiel und der Schwerkraft zu trotzen suchte, indem er sich vom Westwind, der über die Baumkronen jagte, tragen ließ. Der Himmel wurde noch schwärzer, und dicke, schwere Tropfen, Hurrikantropfen, fielen aus den Wolken.
Allie genoß den Regen und legte den Kopf in den Nacken, um die Tropfen auf ihrem Gesicht zu spüren. Sie wußte, daß ihr Kleid bald völlig durchnäßt sein würde, aber es störte sie nicht. Ob er es merken würde?
Sie strich sich mit den Fingern durchs nasse Haar. Es fühlte sich wunderbar an, alles fühlte sich wunderbar an, auch sie fühlte sich wunderbar. Trotz des prasselnden Regens konnte sie seinen schweren Atem hören, und das Geräusch erregte sie auf verwirrende Weise.
Eine Wolke entlud sich jetzt direkt über ihnen, und es schüttete wie aus Kübeln, heftiger als sie es je erlebt hatte. Allie schaute nach oben, lachte und gab jeden Versuch auf, sich gegen die Nässe zu schützen. Noah war erleichtert, denn er hatte nicht ahnen können, wie sie reagieren würde. Auch wenn es ihre Entscheidung gewesen war, konnte sie auf ein solches Gewitter nicht gefaßt gewesen sein.
Wenige Minuten später hatten sie den Steg erreicht, und Noah ruderte das Kanu so nahe an ihn heran, daß Allie ohne Schwierigkeiten aussteigen konnte. Er half ihr hinauf, kletterte dann selbst auf den Steg und zog das Kanu so weit die Böschung hinauf, daß es nicht fortgetrieben werden konnte. Zusätzlich band er es noch mit einem Seil an den Steg. Auf ein paar weitere Minuten im Regen kam es nun nicht mehr an.
Während er das Kanu vertäute, schaute er zu Allie hoch und war fasziniert. Sie war unbeschreiblich schön, wie sie so dastand, ihm zusah und sich naßregnen ließ. Ihr Kleid war völlig durchnäßt und klebte ihr am Körper, und er konnte sehen, wie sich die Umrisse ihrer Brüste unter dem Stoff abzeichneten.
Sogleich wandte er sich ab und murmelte, froh, daß der Regen jeden Laut dämpfte, etwas vor sich hin. Als das Kanu befestigt war, stand er auf, und zu seiner Überraschung ergriff Allie seine Hand. Trotz des Regens gingen sie ohne Hast zum Haus zurück, und Noah stellte sich vor, wie schön es wäre, wenn er die Nacht mit ihr verbringen könnte.
Auch Allie ließ ihrer Phantasie freien Lauf. Sie spürte die Wärme seiner Hand und malte sich aus, wie sie über ihren Körper wandern, ihn langsam erforschen würde. Bei dem bloßen Gedanken stockte ihr der Atem, und sie fühlte ein Kribbeln in den Brustwarzen und eine plötzliche Hitze zwischen den Schenkeln.
Sie war sich bewußt, daß sich etwas zwischen ihnen verändert hatte, seitdem sie hierhergekommen war. Wann es begonnen hatte, wußte sie nicht - war es gestern nach dem Abendessen oder vorhin im Kanu gewesen, oder begann es erst jetzt, während sie Hand in Hand durch den Regen gingen? Was sie jedoch wußte war, daß sie sich wieder in Noah Taylor Calhoun verliebt hatte und daß sie vielleicht, aber nur vielleicht, nie aufgehört hatte, ihn zu lieben.
Als sie mit tropfnassen Kleidern das Haus betraten, war bei beiden von Befangenheit keine Spur mehr. »Hast du etwas zum Wechseln mitgebracht?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich hole dir etwas, damit du die nassen Sachen ausziehen kannst. Es ist vielleicht ein bißchen groß, dafür aber warm.«
»Egal, was es ist.«
»Ich bin gleich wieder da.«
Noah zog seine Stiefel aus, eilte nach oben und kam eine Minute später zurück, eine Baumwollhose, ein langärmeliges Hemd über einem Arm, ein Paar Jeans und ein blaues T-Shirt über dem anderen.
»Hier«, sagte er und reichte ihr die Sachen. »Du kannst dich oben im Schlafzimmer umziehen. Im Badezimmer liegt ein Handtuch für dich, falls du duschen möchtest.«
Sie dankte ihm mit einem Lächeln, ging die Stufen hinauf und spürte, wie sein Blick ihr folgte. Im Schlafzimmer schloß sie die Tür hinter sich. Sie warf die trockenen Sachen aufs Bett und zog sich aus. Sie ging nackt
Weitere Kostenlose Bücher