Wie ein einziger Tag
Kaffeetisch im Wohnzimmer saßen.
»Wie konntest du da so sicher sein?«
»Du bist meine Tochter. Eines Tages, wenn du selbst Kinder hast, wirst du die Antwort kennen.« Sie lächelte, ein angestrengtes Lächeln, und Noah ahnte, wie schwer ihr dies alles fallen mußte. »Auch ich habe den Artikel gelesen und gesehen, wie du reagiert hast. Und mir ist nicht entgangen, wie angespannt du in den letzten Wochen warst, und als du sagtest, du wolltest an die Küste fahren, um einzukaufen, wußte ich gleich, was du vorhattest.«
»Und Vater?«
Mrs. Nelson schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe weder mit deinem Vater noch mit sonstwem darüber gesprochen. Und ich habe auch niemandem gesagt, wo ich heute bin.«
Eine Weile herrschte Schweigen, und Noah und Allie fragten sich, was als nächstes kommen würde, doch Mrs. Nelson schwieg.
»Warum bist du gekommen?« fragte Allie schließlich. Ihre Mutter hob die Brauen.
»Ich dachte, es sei an mir, diese Frage zu stellen.«
Allie wurde blaß.
»Ich bin gekommen, weil ich kommen mußte«, sagte ihre Mutter. »Und du bist wohl aus dem gleichen Grund hier, nehme ich an.«
Allie nickte.
Mrs. Nelson wandte sich zu Noah. »Die letzten zwei Tage dürften wohl voller Überraschungen gewesen sein.«
»Ja«, antwortete er nur, und sie lächelte ihn an.
»Ich weiß, Sie werden es mir nicht glauben, Noah, aber ich habe Sie immer sehr gern gemocht. Ich dachte nur, daß Sie nicht der Richtige für meine Tochter sind. Können Sie das verstehen?«
Er schüttelte den Kopf, und seine Stimme war sehr erst, als er antwortete.
»Nein, eigentlich nicht. Es war weder mir noch Allie gegenüber fair. Sonst wäre sie wohl nicht hier.«
Mrs. Nelson sah ihn durchdringend an, erwiderte aber nichts. Allie, die einen Streit befürchtete, schaltete sich ein.
»Was wolltest du damit sagen: Du mußtest kommen? Vertraust du mir nicht?«
Mrs. Nelson wandte sich wieder ihrer Tochter zu.
»Mit Vertrauen hat das nichts zu tun, nur mit Lon. Er hat gestern abend angerufen, um mit mir über Noah zu sprechen, und er ist auf dem Weg hierher. Er schien völlig außer sich. Ich dachte, das solltest du wissen.«
Allie rang nach Atem.
»Auf dem Weg hierher? «
»Wie ich sagte. Er hat veranlaßt, daß die Verhandlung erst nächste Woche fortgesetzt wird. Er ist noch nicht in New Bern, muß aber bald eintreffen.«
»Was hast du ihm gesagt?«
»Nicht viel. Aber er wußte schon Bescheid. Er hat es selbst herausgefunden. Er konnte sich erinnern, daß ich einmal von Noah erzählt hatte.«
Allie schluckte.
»Hast du ihm gesagt, wo ich bin?«
»Nein. So was würde ich nie tun. Das ist eine Sache zwischen dir und ihm. Aber wie ich ihn kenne, findet er dich, wenn du bleibst. Zwei, drei Anrufe bei den richtigen Leuten. Schließlich habe ich dich auch gefunden.«
Obwohl Allie sichtlich beunruhigt war, lächelte sie ihre Mutter an.
»Ich danke dir«, sagte sie, und ihre Mutter legte die Hand auf die ihrer Tochter.
»Ich weiß, daß wir unsere Differenzen hatten, Allie, daß wir nicht immer in allem einig waren. Ich bin nicht vollkommen, aber ich habe mein Bestes getan, um dich großzuziehen. Ich bin deine Mutter und werde es immer bleiben. Das heißt, daß ich dich immer lieben werde.«
Allie schwieg eine Weile, bevor sie fragte:
»Und was soll ich tun ? «
»Ich weiß nicht, Allie. Es ist deine Entscheidung. Aber du solltest dir gut überlegen, was du wirklich willst.«
Allie wandte sich ab, und ihre Augen verschleierten sich. Gleich darauf rollte ihr eine Träne über die Wange.
»Ich weiß nicht…« Sie konnte nicht weitersprechen, und ihre Mutter nahm ihre Hand. Mrs. Nelson sah zu Noah hinüber, der mit gesenktem Kopf dasaß und zuhörte. Er sah auf, erwiderte ihren Blick, nickte und verließ den Raum.
Als er gegangen war, flüsterte Mrs. Nelson: »Liebst du ihn?«
»Ja«, antwortete Allie mit sanfter Stimme. »Sehr.«
»Und Lon?«
»Ja, auch. Bestimmt, aber irgendwie anders. Er weckt nicht die gleichen Gefühle in mir wie Noah.«
»Das kann wohl niemand«, sagte ihre Mutter und ließ ihre Hand los. »Ich kann dir diese Entscheidung nicht abnehmen, Allie. Du sollst nur wissen, daß ich dich hebe. Daß ich immer für dich da bin. Ich weiß, das hilft dir jetzt nicht, aber es ist alles, was ich tun kann.«
Sie griff in ihre Handtasche und zog ein Päckchen mit Briefen hervor, die mit einem Band zusammengehalten und schon leicht vergilbt waren.
»Da sind die Briefe, die Noah dir geschrieben hat. Ich
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