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Wie ein einziger Tag

Wie ein einziger Tag

Titel: Wie ein einziger Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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»Ich weiß nicht.« Ihre Stimme versagte fast. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Wäre das Lon gegenüber fair?«
    Sie antwortete nicht sofort, stand auf, wischte sich über die Augen, trat ans Ende der Veranda und lehnte sich an den Pfosten. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte aufs Wasser.
    »Nein«, sagte sie schließlich mit ruhiger Stimme.
    »Es muß nicht so sein, Allie«, sagte er. »Wir sind erwachsen, wir können unsere eigenen Entscheidungen treffen. Wir sind füreinander geschaffen. Wir waren es immer.«
    Er erhob sich, ging zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich möchte nicht den Rest meines Lebens nur davon träumen, was hätte sein können. Bleib bei mir, Allie.«
    Tränen verschleierten ihre Augen. »Ich weiß nicht, ob ich es kann«, flüsterte sie.
    »Doch, du kannst. Allie… ich werde mein Lebtag nicht mehr glücklich sein können, wenn ich weiß, daß du bei einem anderen bist. Etwas in mir würde sterben. Was uns verbindet, ist etwas ganz Seltenes, etwas viel zu Wertvolles, um einfach weggeworfen zu werden.«
    Sie gab keine Antwort. Nach einer Weile drehte er sie sanft zu sich herum, hob ihr Kinn ein wenig, zwang sie, ihn anzuschauen. Sie blickte ihn mit feuchten Augen an. Nach langem Schweigen wischte er ihr mit einer zärtlichen Geste die Tränen von den Wangen. Er verstand, was ihm ihre Augen sagen wollten.
    »Du wirst also nicht bleiben?« Er lächelte matt. »Du möchtest, aber du kannst nicht.«
    »Oh, Noah…«, flüsterte sie, und wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Bitte, versuch mich zu verstehen…«
    »Ich weiß, was du sagen willst - es steht in deinen Augen geschrieben. Aber ich will es nicht verstehen, Allie. Ich will nicht, daß unsere Geschichte so endet. Ich will überhaupt nicht, daß sie endet. Aber wenn du jetzt gehst, dann ist es ein Abschied für immer, das wissen wir beide.«
    Heftig schluchzend legte sie die Stirn auf seine Schulter. Noah schlang die Arme um sie und mußte gegen seine eigenen Tränen ankämpfen.
    »Allie, wenn du wirklich gehen willst, dann geh. Ich liebe dich zu sehr, um dich zurückzuhalten. Doch egal, was das Leben noch bringt - ich werde diese letzten Tage mit dir niemals vergessen. Jahrelang habe ich davon geträumt.«
    Er küßte sie zärtlich, und sie umarmten sich wie vor drei Tagen bei ihrer ersten Begrüßung. Schließlich löste sich Allie aus seinen Armen und wischte sich die Tränen fort.
    »Ich muß meine Sachen holen, Noah.«
    Er ging nicht mit, sondern ließ sich niedergeschlagen in seinen Schaukelstuhl sinken. Er sah sie ins Haus verschwinden, hörte ihre Schritte. Minuten später kam sie mit ihrer Handtasche zurück und trat mit gesenktem Kopf zu ihm.
    »Hier, Noah, das habe ich für dich gemacht.«
    Noah nahm die Zeichnung, rollte sie vorsichtig auf, um sie nicht zu zerreißen.
    Es waren im Grunde zwei Zeichnungen. Die im Vordergrund nahm den größeren Teil des Blattes ein und stellte ihn, Noah, dar, wie er heute aussah, nicht vor vierzehn Jahren. Kein Detail fehlte, nicht einmal die Narbe an seinem Kinn, als hätte sie sein Gesicht von einer neueren Fotografie abkopiert.
    Im Hintergrund war das Haus deutlich zu erkennen, als hätte sie, unter der Eiche sitzend, eine Skizze davon angefertigt.
    »Es ist wunderschön, Allie. Danke.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich sagte doch, daß du eine Künstlerin bist.« Sie nickte mit fest zusammengepreßten Lippen. Es wurde Zeit zu gehen.
    Langsam und ohne ein Wort gingen sie zu ihrem Wagen. Dort nahm er sie wieder in die Arme, bis er spürte, daß auch ihm die Tränen in die Augen stiegen. Er küßte ihre Lippen, ihre Wangen und wischte dann zart mit dem Finger über die feuchten Stellen.
    »Ich liebe dich, Allie.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Noah öffnete ihr die Wagentür, und sie küßten sich noch einmal. Dann setzte sie sich hinters Steuer, ohne den Blick von ihm zu wenden. Sie legte das Päckchen mit den Briefen und das Notizbuch auf den Beifahrersitz und suchte nach den Autoschlüsseln. Der Motor sprang sofort an und heulte ungeduldig auf. Es war nun Zeit.
    Noah schlug die Tür mit beiden Händen zu, und Allie kurbelte das Fenster herunter. Sie sah seine Armmuskeln, sein sonnengebräuntes Gesicht, sein gequältes Lächeln. Sie streckte ihre Hand heraus, und Noah hielt sie einen Augenblick, strich sanft mit den Fingern über ihre Haut.
    Er formte die Lippen zu einem stummen »Bleib bei mir«, und das schmerzte Allie mehr als jedes gesprochene

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