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Wie ein einziger Tag

Wie ein einziger Tag

Titel: Wie ein einziger Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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habe sie nicht weggeworfen, doch sie sind ungeöffnet. Ich weiß, ich hätte sie dir nicht vorenthalten sollen, und es tut mir heute leid. Ich wollte dich nur beschützen. Ich wußte nicht…«
    Erschüttert nahm Allie sie entgegen und strich mit der Hand darüber.
    »Ich gehe jetzt, Allie. Du hast eine Entscheidung zu treffen, und dir bleibt nicht viel Zeit. Möchtest du, daß ich in der Stadt bleibe?«
    Allie schüttelte den Kopf. »Nein, damit muß ich allein fertig werden.«
    Mrs. Nelson nickte und sah ihre Tochter nachdenklich an. Schließlich stand sie auf, ging um den Tisch, beugte sich herab und gab Allie einen Kuß auf die Wange. Als Allie aufstand und sie umarmte, konnte ihre Mutter die Frage in ihren Augen erkennen.
    »Was wirst du tun?« fragte ihre Mutter schließlich und löste sich aus der Umarmung. Es folgte ein langes Schweigen.
    »Ich weiß nicht«, gab Allie schließlich zurück. Sie umarmten sich noch einmal.
    »Danke, daß du gekommen bist«, sagte Allie. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«
    Auf dem Weg zur Tür glaubte Allie ein geflüstertes ›Folge deinem Herzen‹ vernommen zu haben, aber sie war sich nicht sicher.

Scheideweg
    Noah begleitete Mrs. Nelson zur Eingangstür.
    »Auf Wiedersehen, Noah«, sagte sie ruhig.
    Er nickte stumm. Es gab nichts mehr zu sagen, das wußten sie beide. Er sah, wie sie zu ihrem Wagen ging, einstieg und davonfuhr, ohne sich noch einmal umzuschauen. Sie ist eine starke Frau, dachte er bei sich und begriff, von wem Allie ihre Willensstärke hatte.
    Noah warf einen Blick ins Wohnzimmer, sah Allie mit gesenktem Kopf dasitzen und ging zur hinteren Veranda, denn er wußte, daß sie allein sein mußte. Er setzte sich in seinen Schaukelstuhl und starrte auf den Fluß, während die Minuten verstrichen.
    Nach einer Weile, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, hörte er, daß die Hintertür geöffnet wurde. Er schaute sich nicht um - irgendwie konnte er es nicht -, sondern blieb unbewegt sitzen, während sie auf dem Stuhl neben ihm Platz nahm.
    »Es tut mir leid«, sagte Allie. »Damit habe ich nicht gerechnet.«
    Noah schüttelte den Kopf.
    »Es braucht dir nicht leid tun. Wir wußten beide, daß es irgendwann einmal dazu kommen mußte.«
    »Trotzdem ist es schwer.«
    »Ich weiß.« Jetzt erst wandte er sich ihr zu und nahm ihre Hand. »Kann ich etwas tun, um es dir zu erleichtern?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, Noah. Das muß ich mit mir allein ausmachen. Wenn ich nur wüßte, was ich ihm sagen soll.« Sie schaute zu Boden, und ihre Stimme wurde leiser, als spräche sie mit sich selbst. »Ich denke, es hängt von ihm ab und davon, wieviel er weiß. Er hat vielleicht einen Verdacht, doch er weiß nichts Genaues.«
    Noah spürte, wie sich ihm die Kehle zusammenschnürte. Als er schließlich zu reden begann, war seine Stimme fest, doch Allie konnte den Schmerz darin hören.
    »Du wirst ihm nicht von uns erzählen, oder?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Als ich eben allein im Wohnzimmer saß, habe ich mich immer wieder gefragt, was ich wirklich will im Leben.« Sie drückte seine Hand. »Und weißt du, was die Antwort war? Die Antwort war, daß ich zweierlei will. Zunächst einmal will ich dich. Ich liebe dich, habe dich immer geliebt.«
    Sie holte tief Luft, bevor sie fortfuhr.
    »Aber ich möchte auch niemanden verletzen. Und ich weiß, wenn ich bleibe, werde ich einige Menschen verletzen. Vor allem Lon. Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, daß ich ihn liebe. Er weckt nicht die gleichen Gefühle in mir wie du, aber mir liegt sehr viel an ihm, und es wäre nicht fair, ihm weh zu tun. Und wenn ich hier bliebe, würde ich auch meiner Familie und meinen Freunden weh tun. Es wäre ein Betrug an allen, die ich kenne… Ich weiß nicht, ob ich das übers Herz bringe.«
    »Du darfst dein Leben nicht nach der Meinung anderer Menschen leben. Du mußt tun, was für dich richtig ist, auch wenn es manch einen, der dir lieb ist, verletzt.«
    »Ich weiß«, sagte sie, »doch wie auch immer ich mich entscheide - ich muß später damit leben können. Für immer. Ich muß nach vorne blicken können, nicht zurück. Kannst du das verstehen?«
    Er schüttelte den Kopf und versuchte, seiner Stimme einen festen Klang zu geben.
    »Nein. Nicht wenn es bedeutet, daß ich dich verliere. Noch einmal ertrage ich das nicht.«
    Sie senkte den Kopf, gab keine Antwort.
    »Könntest du mich wirklich verlassen, ohne zurückzuschauen? «fragte er.
    Sie biß sich auf die Lippen.

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