Wie ein Film (German Edition)
zur Seite und begutachtete angestrengt das Muster auf dem Tisch. Irritiert sah Steffi sie an. Hatte sie etwas falsch gemacht? Irgendetwas war geschehen, und es hatte mit ihr zu tun, das spürte sie instinktiv. Endlos lange Minuten sagte Jennifer gar nichts. Steffi spürte Panik in sich aufsteigen.
„Was ist denn los? Sag doch was!“ Ihre Stimme hörte sich fremd an. Was war nur passiert? Dann, endlich, fing Jennifer an zu reden, und Steffi wusste nicht, ob sie hören wollte, was Jennifer zu sagen hatte.
„Das war Claire am Telefon.“ Steffi erstarrte. Ihr Herz raste und ihr wurde übel. „Sie möchte gerne mit mir reden. Über uns, unsere Beziehung“, sagte sie leise. „Sie hat gesagt, sie habe in der Zeit unserer Trennung erkannt, dass sie mich noch immer liebt und das sie mit mir zusammen sein will. Sie bat mich, uns noch eine Chance zu geben. Ich soll darüber nachdenken. In den nächsten Tagen wollen wir uns danntreffen und über alles reden.“ Jennifer drehte sich zu Steffi und sah ihr mit verzweifelten Augen ins Gesicht.
„Wir waren fast sieben Jahre zusammen. Ich bin es ihr und unserer Beziehung doch schuldig wenigstens darüber nachzudenken. Verstehst du?“ flehte sie.
Steffi war wie erstarrt. Das konnte doch nicht sein! Vor ein paar Minuten war sie noch der glücklichste Mensch der Welt, und jetzt? Jetzt sollte alles wieder vorbei sein? Das war doch nicht möglich! Sie hatte es geahnt, einen Filmstar zu lieben konnte einfach nicht gut gehen.
„Liebst du Claire noch?“
Hatte sie das gefragt? War das wirklich aus ihrem Mund gekommen?
Sie sah Jennifer aufmerksam an. Die drehte den Kopf zur Seite. Steffi konnte Tränen in ihren Augen schimmern sehen.
„Ich weiß es nicht. Ich bin so durcheinander und muss einfach erst einmal nachdenken. Und allein sein. Könntest du mich bitte allein lassen?“ Sie sah Steffi nicht einmal an, als sie sie bat zu gehen.
Steffi drehte sich nur um, ging in den Flur, zog ihre Sachen an und verließ das Haus ohne ein weiteres Wort. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie hatte das Gefühl im falschen Film zu stecken.
Ziellos irrte sie durch die Straßen und versuchte zumindest ansatzweise zu begreifen, was soeben geschehen war. Stundenlang lief sie herum, bemerkte die Blicke der Passanten nicht, die sich über die Frau mit den zerzausten Haaren und der zerknitterten Sportkleidung lustig machten.
Auch wenn sie es gemerkt hätte, es hätte sie nicht interessiert. Im Moment war einfach alles unwichtig.
Nach Stunden des Umherwanderns gelangte sie zu ihrem Hotel. Wie sie dorthin gekommen war wusste sie nicht. War auch egal. Jetzt war sie hier und konnte erst einmal duschen gehen. Vielleicht bekam sie dadurch einen halbwegs klaren Kopf.
Sollte sie Jennifer etwa schon wieder verloren haben? War jetzt wirklich alles wieder vorbei? Aber Jennifer hatte sich ja noch nicht entschieden. Sie wusste nicht, ob sie Claire noch liebte oder nicht. Darüber wollte sie doch nachdenken. So sehr Steffi es auch versuchte, sie konnte sich nicht beruhigen. Tief in ihrem Inneren wusste sie, es würde keine gemeinsame Zukunft mit Jennifer geben, und sie war dazu verbannt, zu warten, bis Jennifer sich bei ihr melden und ihr genau dies mitteilen würde.
Steffi war verzweifelt.
Sie wollte nach Hause, raus aus diesem anonymen und fremden Hotel. Sie wollte zu ihren Freunden, sich bei Nadine ausweinen können und bei Luca Trost finden.
Sie wollte mit Karsten um die Häuser ziehen und wieder in ihrem eigenen Bett schlafen. In ihrer vertrauten Wohnung, in einer vertrauten Umgebung.
Jetzt überkam Steffi zusätzlich zu ihrem Liebeskummer auch noch ein furchtbares Heimweh. Sie legte sich aufs Bett und weinte die halbe Nacht. Irgendwann fiel sie in einen unruhigen, von schlechten Träumen geplagten Schlaf.
Durch das Schreien einer ärgerlichen Frauenstimme wurde sie wach. Mit geschlossenen Augen lag Steffi da.
Luca? Das war Luca! Sie lag also zu Hause in ihrem Bett und Luca stapfte wieder einmal wütend in ihrer Wohnung umher. Oh je, waren sie verabredet und hatte sie wieder einmal die Verabredung vergessen? Egal, sie war zu Hause und all die merkwürdigen Gedanken, die durch ihren Kopf schwirrten, waren Überbleibsel eines Traumes. Sie hatte von dieser Schauspielerin geträumt, dieser Jennifer Armstrong, und das sie sich in sie verliebt hatte. So ein Blödsinn! So etwas passiert doch nun wirklich nur in einem Film!
Steffi schmiss mit Schwung die Decke zur Seite und sprang leichtfüßig aus
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