Wie ein Hauch von Zauberblüten
Volker.«
»Der wäre sofort gekommen.«
»Eben.« Dr. Oppermann füllte einen Becher mit Whisky. »Nehmen Sie das Fell zum Präparator mit?«
»Diesen räudigen Hund?«
»Bitte! Es ist mein erster Löwe.«
»Der Gerber wird sich an die Stirn tippen. Aber, bitte, ich nehme es mit. Präparieren mit Kopf?«
»Nur mit Kopf!« sagte Luba. »Sie hat mich nicht mit dem Schwanz getroffen!«
»Das ist bei Löwen auch unüblich.« Volker Prusius lehnte sich gemütlich zurück, trank den Whisky und schnalzte mit der Zunge. »Wann kommen Sie zurück, Doktor?«
»Wir fahren morgen nach Otjovasandu.«
»Fabelhaft! Ich warte und nehme Sie wieder mit nach Outjo. Hat sich die Safari gelohnt?«
»Wir haben viele Tiere gesehen«, sagte Oppermann und lächelte. »Und Miß Olutoni hat ein bleibendes Andenken.«
»Ja, das habe ich.« Luba ging zur Proviantkiste und holte Schinken, Brot, Butter in Dosen und eine Tafel Schokolade. Volker Prusius sah ihr versonnen nach.
»Sie ist so anders«, sagte er. »So verändert. Hat's Krach gegeben, Doktor?«
»Ja.«
»Ich sage es ja!« Volker hielt seinen Becher hin und Dr. Oppermann schenkte ein. »Diese schwarzen Mischlinge … Ein rätselhafter Blutcocktail.«
Eine halbe Stunde später flog Volker Prusius wieder ab. Er wackelte zum Abschied mit den Tragflächen und schoß hinauf in den blassen, hitzeflimmernden Himmel.
In Outjo hatte sich in diesen Tagen nichts Aufregendes ereignet.
Major Henrici und Oberleutnant van Laaken waren mit ihren Soldaten in den Norden zurückgekehrt. Guerilleros waren nicht aufgetaucht; die Gegend war friedlich wie seit Jahrzehnten. Prusius mit seiner zweimotorigen Cessna war noch immer pausenlos unterwegs und brachte Material zu den einsamen Farmen.
Nach dem Wegzug des Ovambostammes hatte man die Station gereinigt, die Hütten jedoch nicht eingerissen. Man war froh, daß man mehr Raum für die Kranken bekam, die ein paar Tage zur Beobachtung bleiben mußten. Die meisten hatten ihre ganze Familie mitgebracht und zogen sofort in die verlassenen Zimmer ein.
Einen merkwürdigen Eindruck machte Franziska Maria Nkulele. Sie grinste Dr. Oppermann nach seiner Rückkehr dumm an, rückte beständig an ihrer riesigen Straßbrille und vertippte sich mehr, als man von ihr gewöhnt war. Sie war unkonzentriert, suchte vergeblich nach Karteikarten und ordnete Krankenblätter falsch ein. Das war früher nie vorgekommen.
Marcus-Tomba Urulele löste das Rätsel. Nachdem er einen umfassenden Bericht über die vergangenen Tage erstattet hatte, massierte er mit beiden Händen seine glänzende Glatze und stierte gegen die Wand. Dr. Oppermann lehnte sich in seinem Sessel zurück.
»Was ist los, Tomba? Laß deinen Kopf in Ruhe und sprich endlich! Was ist hier passiert?«
»Nichts, Master Doktor.«
»Lüg' nicht! Du zerplatzt noch an dem, was du sagen willst.«
»Es ist etwas passiert, Master Doktor …« sagte Urulele.
»Na also! Und was?«
»Franziska Maria bekommt ein Kind.«
»Du meine Güte! Von wem denn?«
»Von mir!« Urulele straffte sich voll Stolz. »Gleich beim erstenmal!«
»Du hast ja auch lange genug gezielt! Und nun wollt ihr heiraten?«
»Ja. Aber wir wollen auch bei Ihnen bleiben, Master Doktor. Wir werden genau so fleißig sein wie bisher. Noch fleißiger! Wenn Sie es erlauben, bauen wir uns ein Haus auf dem Stationsgelände. Wir werden alle sehr glücklich sein.«
»Ich habe nichts dagegen«, sagte Dr. Oppermann. »Ihr seid zwei liebe Menschen.«
Kurz darauf kam Nkulele ins Zimmer. Tomba, hatte ihr von der Unterredung mit dem Doktor erzählt. Zum erstenmal, seit Oppermann sie kannte, nahm sie die Brille ab, ergriff, bevor er sie abwehren konnte, seine Hand und küßte sie. Dann weinte sie und rannte hinaus.
Am Abend erschien, selbstverständlich, Pater Mooslachner zum Essen. Er pflanzte sich breit in den Korbsessel, nahm mit blitzenden Augen zur Kenntnis, daß es mit Bohnengemüse gefüllte Pfannkuchen gab, und wartete ab, bis Luba in der Küche verschwunden war. Sie trug kurze Shorts, eine enge Bluse und darüber eine weiße Schürze. Ihr Anblick war herzerquickend. »Nun erzählen Sie mal, Sie Großwildjäger, wie das mit dem Löwen war«, sagte Mooslachner erwartungsvoll. »Daß Luba angefallen wurde, kann nur einem Trottel wie Ihnen passieren. Man kann Sie eben nicht allein lassen!«
»Der Löwe ist nicht wichtig.« Dr. Oppermann winkte ab und holte tief Luft. »Sie sind der erste, der von mir erfahren wird, was in Zukunft mein Leben
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