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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Während sie sprach, bewegten sich ihre Lippen fast unsichtbar. »Ich hätte mir denken können, daß solche Probleme auftauchen. Wer wollte dich denn anfassen?«
    »Dr. Vanwyck von der II. Station.«
    »Und du hast ihm eine runtergehauen?«
    »Ja!«
    »Brav, meine Tochter!«
    »Vielleicht wäre ich nicht nach Outjo versetzt worden, wenn ich mich nicht gewehrt hätte.«
    »Bei diesem Griff wäre es nicht geblieben«, sagte Mooslachner.
    »Aber ich wäre nicht nach Outjo gekommen!«
    »Du lieber Himmel, ist Outjo denn die Hölle?!«
    »Auf keinen Fall ist es der Himmel.«
    »Da bin ich mir nicht ganz sicher.« Pater Mooslachner wich einem Lastwagen aus, der ihm in der Straßenmitte entgegenkam und keinen Zoll breit zur Seite fuhr. Er fluchte, nannte den Fahrer einen Kretin, einen Saubua und ein Rindviech, das der Blitz erschlagen solle. »Hast du das gesehen?!« schrie er. »Dieser blinde Hosenscheißer! Fährt mit voller Pulle auf mich zu! So kann es passieren, meine Tochter – und dann ist der Himmel überall, wenn man ein guter Mensch gewesen ist.« Er fuhr rechts 'ran, bremste und wischte sich mit einem großen Taschentuch den Schweiß aus dem Gesicht.
    »Sie können schrecklich fluchen, ehrwürdiger Vater«, sagte Luba fast demütig.
    »Ich bin auch ein Bayer!« Mooslachner griff nach hinten, holte eine Flasche Mineralwasser aus einer Eisenkiste und setzte sie an den Mund. »Willst du auch was haben?«
    »Nein, danke.«
    »Weißt du, wo Bayern ist?«
    »Irgendwo in Deutschland.«
    »Gut aufgepaßt in der Schule, meine Tochter.« Mooslachner fuhr weiter, streckte den Arm weit aus dem Fenster und winkte. Platz da, hieß das. Ich komme! Mit mir fährt Gott. Hinter ihm bremste ein Auto, die Räder quietschten, aber Mooslachner hatte die Vorfahrt gewonnen. »Idiot!« brummte er zufrieden. »Er sieht doch, daß ich 'raus will! Ich habe übrigens noch nie einen Verkehrsunfall gehabt!«
    Das entsprach den Tatsachen. Aber Mooslachners fehlerfreies Fahren lag weniger daran, daß er ein ganz ausgepichter Automobilist war, als vielmehr am Grade seiner Bekanntheit. Wenn er unterwegs war, pflegte er seinen klapprigen Landrover mit einem großen Kreuz auf der Kühlerhaube und an der Hecktür zu verzieren, und über der Windschutzscheibe prangte ein Schild in verschiedenen Sprachen: ›Kirche auf Rädern‹. An Feiertagen steckten in den auf die Karosserie geschweißten Wechselrahmen große, bunte Plakate, die eine aus Holz geschnitzte, mit viel Blattgold belegte Marienstatue aus dem 15. Jahrhundert darstellten, eine geweihte Figur aus einer Kathedrale an der Loire. Es war also nicht zu übersehen, wer da mit dem alten Landrover herangeprescht kam, ohne Rücksicht auf Quer- und Nebenstraßen, auf Verkehrsregeln und Straßenschilder. Man konnte nur eins: Mooslachner ausweichen, mit aller Lenkkunst versuchen, aus dem Bereich seines Autos zu kommen.
    So etwas sprach sich schnell herum, wurde per Telefon oder Funk weitergegeben, sogar die Polizei nahm sich die Mahnung zu Herzen und übersah mit viel Toleranz die Kapriolen des Paters am Steuer. So war es kein Wunder, daß der geweihte Mann noch in keinen Unfall verwickelt worden war; wenn alles flüchtete, kann man nicht zusammenstoßen. Pater Mooslachner allerdings sah das verständlicherweise anders: Er hielt sich für einen Fahrer, der jede Situation überlegen meistert.
    »Aber zurück zu deiner Brust!« sagte er. »Es stimmt nicht, daß du wegen Dr. Vanwyck nach Outjo kommst. Vielmehr ist es so, daß Dr. Oppermann darum gebeten hat, den besten Mann zu seiner Entlastung abzustellen.«
    »Ich bin aber eine Frau!«
    »Das wird auch ein Blinder nicht leugnen. Aber da du die Beste in den Prüfungen warst, bist du wie ein Mann – oder besser: Du bist ein Neutrum! Du warst ›der beste Mann‹! Verstehst du das?«
    »Ja.« Luba kurbelte das halb heruntergelassene Fenster zu. Der gelbrote Staub, den der ständige Wind über die Teerstraße wehte, drang auch in den Landrover. »Das hat man mir alles erklärt.«
    »Aber du glaubst es nicht?«
    »Nein.« Sie legte die Hände aufeinander. Mooslachner sah erst jetzt, daß sie lange, tiefrot lackierte Nägel hatte, daß die Hände schmal und zerbrechlich wirkten und auf dem linken Ringfinger ein großer Stein funkelte. Er war von blauweißer Farbe, wasserklar, und in seinem Facettenschliff brach sich das Licht in glitzernden Regenbogenfarben. Eine einfache goldene Schiene mit Krampenfassung hielt den Stein fest.
    Mooslachner blickte noch

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