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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zusammen leben müssen, Luba«, sagte er. »Und da ist es wichtig, daß du dir eins merkst: Für einen Michel Mooslachner gibt es kein Unmöglich! – Also, wo treffe ich deinen Vater?«
    »Irgendwo im Norden.«
    »Was soll das heißen? Irgendwo?«
    »Ich weiß nicht, wo er ist. Er ist Häuptling der Tsitsio-Ovambos geworden. Er lebt irgendwo im Veld.«
    »Du meine Güte!« Pater Mooslachner umklammerte mit beiden Händen das Steuer. »Jetzt sag bloß noch, er gehört zu diesen politischen Fanatikern, die als Guerilla-Armee das Land durchstreifen! Ein Abschnittskommandant der SWAPO?«
    »Vielleicht.« Sie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Das hat uns noch gefehlt in Outjo!«
    »Dann bringen Sie mich zurück nach Windhoek, ehrwürdiger Vater.«
    »Auf gar keinen Fall!« Pater Mooslachner drückte das Gaspedal bis zum Anschlag hinunter. Der Motor des alten Landrover stöhnte auf, der ganze Aufbau begann zu schwanken. »Jetzt erst recht nicht!«
    In Outjo war alles anders, als Luba befürchtet hatte.
    Die langgestreckte, von Bäumen umgebene Baracke mit dem Garten am Anbau flößte ihr sofort Vertrauen ein, Vertrauen darauf, daß hier sauber und exakt gearbeitet wurde. Luba verspürte schon jetzt den Ehrgeiz, durch das eigene Beispiel den Beweis zu erbringen, daß Leben kein ausweglos grausames Schicksal sein muß.
    Wie jeden Abend war der Platz vor dem Haus gekehrt, der Landrover stand, mit einer Plane abgedeckt, unter dem offenen Schuppen. Im Anbau, wo die Zimmer der Kranken lagen, die Dr. Oppermann zur Beobachtung stationär aufgenommen hatte, brannte Licht, und der eintönige Singsang der Patienten war noch auf der dunklen Straße zu vernehmen. An der Drahttür zum Garten, dort, wo ein Teil für den Auslauf des Federviehs abgesteckt war, stand Urulele und fütterte die Hühner mit Maiskörnern. Franziska Maria Nkulele stand neben ihm, in einem engen, kurzen Rock, mit hochhackigen Schuhen und einem Pulli, dessen Spannkraft über ihrer Brust man bewundern mußte. Sogar Strümpfe hatte sie übergestreift, die Hände steckten in weißen Spitzenhandschuhen, und auf der Nase saß selbstverständlich ihre funkelnde Straßbrille.
    Nkulele wartete ungeduldig darauf, daß Marcus die Hühner endlich verließ, um mit ihr nach Outjo ins Kino zu fahren. Man spielte einen amerikanischen Revuefilm. Schon die Kostüme, die auf den ausgehängten Standfotos zu sehen waren, hatten Nkulele entzückt.
    Sie fuhren erschrocken herum, als Pater Mooslachner kreischend bremste und der Landrover an allen Ecken zu krachen begann. Gleich darauf öffnete sich die Tür, und Luba sprang heraus. Nkulele schob das Kinn vor, faßte an ihre Brille und rückte sie höher. Es sah aus, als halte sie sich an ihr fest.
    »Da sind sie!« rief Urulele und rieb die Hände an der Hose sauber.
    »Da ist sie!« Nkulele hielt Marcus am Hemd fest. »Wo willst du hin?«
    »Sie begrüßen. Das gehört sich so.«
    »Sie wird nichts vermissen, wenn du es nicht tust.«
    »Ich muß sie zum Doktor bringen.«
    »Der ehrwürdige Vater kennt den Weg auch!« Sie hielt mit ihren wie Krallen wirkenden Fingernägeln Urulele noch immer fest. »Fahren wir jetzt nach Outjo?«
    »Wenn der Doktor mich nicht braucht …«
    »Bei ihr braucht er dich nicht! Sieh dir das an! Die engen Hosen! Dieser Hintern! Damit will sie hier arbeiten?«
    »Sie wird nicht mit dem Hintern arbeiten«, sagte Urulele weise, »sondern mit dem Hirn! Andere arbeiten ja auch mit den Händen und nicht mit der Brille.«
    Es gab an diesem Abend noch einen milden Streit zwischen Marcus und Franziska. Aber auf der Rückfahrt – Urulele benutzte ein altes Motorrad, das Johann Prusius großzügig gestiftet hatte – erlebte er die wunderliche Verwandlung der schönen Nkulele. Beim Abschied durfte er ihr einen Kuß geben, und als er mit einem kühnen Griff ihre Brust packte, trat sie ihm nicht gegen das Schienbein, sondern lachte gickernd, hüpfte von ihm weg und verschwand im Anbau in ihrem Zimmer. Dort drehte sie zweimal den Schlüssel herum – Urulele hörte es deutlich – und gab sich im Glückstaumel mit dem heute Erreichten vollauf zufrieden.
    »Das ist es!« sagte Pater Mooslachner, nachdem er aus dem Landrover gesprungen war. Er wunderte sich, daß das Gefährt noch immer auf seinen Achsen stand. »Endstation. Von dieser Baracke wird die Menschheit einmal sprechen und Kränze an ihr niederlegen. Ich zweifle keinen Augenblick daran, daß Dr. Oppermann den Erreger der Krankheit finden

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