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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einmal hin und rechnete nach. Wenn dieser Stein echt ist, dachte er, wenn es wirklich ein blauweißer, lupenreiner Brillant ist, dann hat sie runde fünf Karat am Finger, und die kosten heute gut und gern eine Viertelmillion – wenn man ihn dafür bekommt. Ein reiner Fünfkaräter ist ein absolutes Liebhaberstück, ist kaum auf dem Markt. Ein blauweißer Stein dieser Größe kann sogar eine halbe Million kosten, so wasserklar, wie dieser ist.
    »Was also, glaubst du, ist an deiner Versetzung schuld?« fragte er, während er hinter einem kleinen Lastwagen einherdonnerte und wie besessen hupte, weil er überholen wollte. »Dieses Arschloch geht nicht zur Seite!« brüllte er.
    »Ich habe die Schwester von der Privatstation beim Stehlen erwischt …«
    »Brav, wer das siebte Gebot verteidigt!«
    »Man hat verlangt, daß ich anders gehe.«
    »Wer hat das verlangt?«
    »Die Oberschwester.« Luba blickte starr geradeaus. »Aber ich habe mich geweigert. ›Ich kann nicht anders gehen‹, habe ich gesagt. ›Soll ich auf allen vieren kriechen?‹«
    »Und was hat die Oberschwester getan?«
    »Sie ist zum Chef gelaufen und hat gesagt: ›Die Olutoni geht herum wie eine Hure! Sie macht die Patienten unruhig.‹«
    »Das hat sie gesagt? Weißt du das bestimmt?«
    »Meine Freundin Didikele hat es gehört. Sie saß daneben, sie ist eine der Sekretärinnen des Chefs. Sie hat es mir sofort weitergesagt.«
    »Ich werde die Oberschwester noch sprechen, später einmal!« sagte Pater Mooslachner und blickte wieder auf den großen, funkelnden Stein an Lubas Hand. »Das alles hat gar nichts mit deiner Versetzung nach Outjo zu tun. Es ist wirklich eine Ehre für dich. Du wirst mithelfen, eine noch unbekannte, schreckliche Krankheit zu erforschen.«
    »Wie sieht Dr. Oppermann aus?« Luba wandte zum erstenmal den Kopf voll zu Pater Mooslachner. Ihre großen schwarzen Augen verrieten sorgenvolle Neugier.
    »Wie er aussieht?« Pater Mooslachner hupte wütend. Er hatte den Lastwagen endlich überholt und drohte dem weißen Fahrer mit erhobener Faust. Der tippte sich an die Stirn, sah dann aber an der Tür des Landrovers das Bild eines Engels und trat vor Schreck auf die Bremse. »Tja, wie sieht er aus? Das ist schwer zu sagen. Ich habe ihn lang genug gesehen, aber wenn ich ihn beschreiben sollte … Guck mich an – und dann dreißig Jahre jünger … Zufrieden?«
    »Ja.« Luba wandte sich wieder der Straße zu. »Also doch eine Strafe.«
    Mooslachner grunzte tief, fand die Antwort großartig und freute sich darauf, sie an Dr. Oppermann weiterzugeben. Während er mit der linken Hand das flatternde Steuerrad festhielt, ergriff er mit der rechten Lubas Arm und hob ihn hoch. Der große weißblaue Stein blitzte in der Sonne, als zerspringe er in einem Feuerwerk.
    »Ist der echt?« fragte der Pater.
    Luba zog den Arm aus seinem Griff und deckte die rechte Hand über den Ring. »Nein!« sagte sie. »Imitation.«
    »Du bringst es tatsächlich fertig, einen Priester zu belügen?! Schäme dich, Luba Magdalena!«
    »Es ist ein geschliffener Bergkristall.«
    »O Gott, rechne es ihrer Jugend an!« Mooslachner blickte kurz nach oben an die schmutzige Dachbespannung. »Sie wird noch lernen, daß es die Wahrheit ist, die Stufen in den Himmel baut.«
    »Mein Vater hat mir den Stein geschenkt.« Luba lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen. »›Gib ihn nie weg‹, hat er gesagt. ›Er ist ein Tropfen der Sonne. Wenn du ihn weggibst, scheint dir die Sonne nicht mehr.‹
    Über zwölf Jahre ist das her. Damals war ich zehn«, sagte sie. »Wir hatten ein Haus in Gobabis, der letzten größeren Stadt vor der Grenze zu Botswana und am Rande der Kalahari-Steppe. Mein Vater hatte dort eine Straußenfarm aufgebaut, und er war stolz auf seine prächtigen Tiere und auf die herrlichen Federn, die er an den Aufkäufer nach Windhoek lieferte. Es hieß, in ganz Namibia gäbe es keine zweite Farm, so schön wie die unsrige. Vater hatte Brunnen gebohrt, es gab genug Wasser zu jeder Jahreszeit, das Grundwasser versiegte nie, es sprudelte sogar aus dem Boden; wir waren die ersten, die einen artesischen Brunnen angelegt hatten. Sogar Touristen kamen aus der ganzen Welt und besuchten unsere Farm, bewunderten die Strauße und jubelten, wenn Vater und seine Vorarbeiter Straußenrennen veranstalteten. Der Mittelpunkt des Staunens aber war meine Mutter. Sie muß wunderschön gewesen sein, das glaube ich jetzt, damals habe ich das nicht gemerkt, und alle Fotos, die es von ihr

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