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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wird.«
    »Noch einmal, ehrwürdiger Vater –« Luba lehnte sich an den Kühler des Wagens. »Wie ist Dr. Oppermann?«
    »Angst?«
    »Möglich.«
    »Er wird dich nicht fressen.« Mooslachner griente. »Ich vermute aber, er wird, wie ich, ›Donnerwetter!‹ sagen, wenn er dich sieht. Und ein Mann, der in einem solchen Ton ›Donnerwetter!‹ sagt, ist bereits besiegt. Nur mutig voran, meine Tochter! Gott verzeih mir, aber ich könnte ein Faß Bier aussaufen und einen halben Kudu fressen, so ausgehungert bin ich!«
    Dr. Oppermann saß in seinem Arbeitszimmer und hörte im Radio über Kurzwelle einen deutschen Sender. Es knackte und krächzte, pfiff und rumpelte im Lautsprecher, aber als Mooslachner die Tür aufstieß, war doch die Melodie eines Ländlers zu erraten. Für die Deutschen in aller Welt spielte eine bayerische Trachtenkapelle flotte Weisen.
    Mooslachner lehnte sich an die Tür, holte tief Atem und stieß einen gewaltigen Jodler aus, der die Holzwände erzittern ließ. Erschrocken fuhr Oppermann herum.
    »Das sind die Wiesseer Schützen!« brüllte der Pater. »Stimmt's?! Das ist eine Begrüßung! Doktor, hier bringe ich Ihnen die häßlichste Mitarbeiterin, die ich auftreiben konnte. Glotzen Sie nicht so dumm, Sie werden sich an diesen Anblick gewöhnen müssen! Wenn es zu schwer wird, helfe ich Ihnen. Das Töchterchen wohnt sowieso bei mir auf der Mission. Und ich verkünde es gleich: Meine Mission wird eine Festung sein!«
    Dr. Oppermann stellte das Radio ab und wußte für einen Augenblick nicht, was er mit seinen Händen anfangen sollte. Er tat, was Männer dann meistens tun, er steckte sie in die Hosentaschen.
    »Luba Magdalena Olutoni –« sagte er gedehnt. Seine Stimme kam ihm plötzlich fremd vor, wie Musik – aber in einer Moll-Tonart. »Sie sind also Luba …«
    Mehr wußte er nicht zu sagen. Sie standen sich stumm gegenüber und sahen sich an. Sie dachten nichts mehr, beide nicht – sie waren wie ausgebrannt von einem alles versengenden Blitz – und dennoch voll atemloser Spannung auf das, was nun folgen mochte.
    »So sehen Fliegen aus, wenn sie an der Leimrute hängen!« sagte Mooslachner grob. »Doktor, geben Sie ihr wenigstens die Hand! Die Arme fällt mir sonst um vor Entsetzen. Tatsächlich, ich habe bis heute nicht bemerkt, wie furchteinflößend Sie aussehen!«
    Beim Hinausgehen brummte er noch: »Jetzt hol' ich ihre Koffer.« Dann krachte die Tür ins Schloß.
    In beklommenem Schweigen, das geradezu elektrisch zu sein schien, ließ er die beiden zurück. Keiner wagte es zu durchbrechen, aus Angst vor unbekannten, vielleicht schrecklichen Folgen.
    »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind …« sagte Dr. Oppermann endlich. Er sprach leise, wieder mit dieser ihm fremden Moll-Stimme, und wunderte sich, weil Luba zusammenschrak, als habe er sie angebrüllt. Im gleichen Augenblick tat es ihm leid, daß er das erste Wort gesagt hatte, statt sie das Schweigen brechen zu lassen.
    »Ich – ich muß das erst überwinden«, sagte sie kaum hörbar. »Verzeihung!«
    »Was müssen Sie überwinden?«
    »Das Bild, das ich von Ihnen hierher mitgenommen habe.«
    »Sie haben ein Foto von mir?« fragte Dr. Oppermann erstaunt. »Gibt es in Windhoek Fotos von mir?«
    »Es – es ist ein geistiges Bild. Erzählungen, Gerüchte, sicher auch viel Phantasie …«
    »Und dieses Bild war furchterregend?«
    »Ein Alptraum.«
    »Das freut mich.« Dr. Oppermann lachte etwas verlegen. »So ein schlechter Ruf ist besser, als wenn man sagen würde: Ihr müßt unbedingt nach Outjo fahren; da ist ein Arzt, der jede Nacht ein Faß aufmacht! – Ich weiß zwar nicht, wie ich in diesen Ruf komme. Schließlich bin ich ein ganz normaler Mensch und kein Leopard, der harmlose – –«
    »Nein – bitte!« rief Luba, ehe er seinen Satz zu Ende führen konnte. Ihre schwarzen Augen verengten sich. »Ich hasse Leoparden«, sagte sie leise. »Ich werde jeden töten, dem ich begegne! Jeden! Bitte, sagen Sie nie wieder, daß Sie ein Leopard sind …«
    »Ich glaubte gerade deutlich gemacht zu haben, daß ich mich nicht als ein solcher fühle!«
    Dr. Oppermann lachte. Aber er war doch betroffen von ihrer Reaktion. Er wies auf einen der alten Polsterstühle, die noch aus der deutschen Kaiserzeit stammen mußten; ein Fellhändler in Outjo hatte sie ihm geschenkt. Die modernen Plastikstühle, die zur Einrichtung der Forschungsstation geliefert worden waren, standen im Wartezimmer, in den Untersuchungsräumen, im Labor und in den

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