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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwer?« Sie blickte Otje fragend an. In ihrem Blick lag blanke Herausforderung. »Er hat Geld genug! Ich habe nie Sorgen gelitten. Das Konto auf der Windhoeker Bank ist nicht klein. Wieso ist sein Leben schwer? Ist er krank?«
    »Er ist gesund. Aber er macht sich Sorgen um dich!«
    »Mir geht es gut. Das weiß er doch. Ich habe meinen Beruf, ich übe ihn mit Freuden aus, ich werde hier gebraucht, ich kann kranken Menschen helfen.«
    »Josef Petrus Olutoni beobachtet das alles. Du bist nie allein. Er kennt jeden deiner Schritte.« Otje blickte ihr tief in die Augen. Sie wurde unsicher, wußte nicht, wohin er mit diesem Blick zielte und wich ihm aus. »Deshalb sorgt er sich.«
    »Er hat keinen Grund.«
    »Das wird ihn erfreuen.« Otje streckte die Arme aus, umfaßte Lubas Schultern und zog sie an sich. Sie war so überrascht, daß sie sich seinen Händen überließ.
    »Liebst du den weißen Doktor?« fragte Otje streng.
    Lubas Muskeln strafften sich. Sie befreite sich nicht aus Otjes Griff, aber sie vibrierte vor Anspannung.
    »Fragt das mein Vater?«
    »Deswegen schickt er mich!«
    »Ja. Ich liebe ihn!« sagte Luba laut. Nicht freudig klang das – eher nach wildem Trotz. »Sag meinem Vater: Ich liebe ihn, wie meine Mutter ihn geliebt hat!«
    »Wir haben das geahnt.« Otje ließ sie los, sie wich zurück bis an die Wand, als habe sie Angst, er könne sie schlagen. Aber Otjes Stimme war ganz ruhig und ohne Leidenschaft. »Wir müssen das nun einkalkulieren und uns darauf einstellen.«
    »Was habt ihr damit zu tun?« rief sie heftig. »Das ist mein Leben!«
    »Nein!« Otje, der Delegierte Namalunga, schüttelte den Kopf. »Du bist ein Teil dieses Landes, du bist ein Stück von unserem Namibia, dein Leben ist auch ein Stück von unserem Leben. Was du tust, muß in den großen Plan eingegliedert werden. Du bist nicht nur Luba – du bist auch eine Olutoni!« Otje wandte sich ab. »Es ist noch zu früh, dir zu erklären, was das bedeutet. Wichtig ist, daß du Dr. Oppermann liebst.«
    »Ja. Ich liebe ihn!« sagte Luba mit ungebrochenem Trotz. »Und ich werde ihn sogar mehr lieben als Namibia.«
    »Das ist ein böses Wort!« Otje ging zum Fenster und blickte hinaus.
    Ein Wagen fuhr vor und bremste. Es klang, als schreie ein Tier. »Wir wollen es vergessen.«
    Pater Mooslachner, von Nkulele alarmiert, war zu Hilfe gekommen.
    Einem Mann, der gut gekühlten Genever trinkt, sollte man Zeit lassen, diesen Genuß voll auszukosten. Dr. Oppermann unterbrach deshalb auch nicht die Stille, während Urulele den Schnaps in kleinen Plastikbechern servierte und die Mumie mit dem grauen Filzhut den ersten Schluck schlürfte. Der Arzt blickte hinüber zu den armseligen Krals der Nomaden. Die Morgenarbeit hatte begonnen. Die Kühe wurden zusammengetrieben und gemolken. Die Milch spritzte in rote, blaue, gelbe, grüne und violette Plastikeimer, was einmal mehr beweis, daß diese Ovambos aus zivilisierten Gegenden fortgezogen waren. Jetzt sah Dr. Oppermann sogar einige Frauen; sie krochen vor die Hütten und begannen, nach Urväter Art Hirse zu zerstampfen, doch benutzten sie dazu nicht mehr einen Baumstamm und einen ausgehöhlten Stein, sondern hohe eiserne Kessel und Klöppel aus massivem Messing. Das helle Klingklingkling hallte weit über das Veld, als bestünde das ganze Dorf aus Schmieden. Was jetzt noch an Wild im nahen Umkreis weidete, zog sich schnell zurück. Für seine geräuschempfindlichen Ohren war dies eine klirrende Hölle.
    Einige junge kräftige Männer zogen in den Busch zur Jagd. Sie führten Speere, Bogen und Pfeile mit sich, dazu Holzstangen und Stricke. Die Gewehre und Revolver, die sie besessen hatten, waren ihnen von den Wildwarten abgenommen worden. Man hatte die Namen notiert und jedem eine Quittung gegeben. Gegen Vorlage dieses Papieres konnten sie sich die Waffen in Okaukuejo wieder abholen. Es war sicher, daß keiner kommen würde. Man hätte nämlich zuerst die Personalien überprüft und sich dann erkundigt, wie es kommt, daß ein Ovambo mit modernen Großwildbüchsen herumläuft. Das erste Verhör durch Jack Bostel hier im Kral hätte natürlich gar nichts ergeben. Die Befragten verloren plötzlich ihre Sprache, oder der Häuptling antwortete für sie und erklärte: »Als wir unsere Dörfer verlassen mußten, haben uns unsere Brüder diese Waffen geschenkt. Woher sie die Waffen haben? Wie kann ich das wissen? Viele haben Gewehre.«
    Das wußte man. Und die Regierung in Windhoek und Pretoria wußte auch, daß

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