Wie ein Licht in der Nacht - Sparks, N: Wie ein Licht in der Nacht
am Rand klebten ein paar Stückchen ro hes Hackfleisch. Ekelhaft. Erin hätte bestimmt eine frische Platte genommen. Angewidert stellte Kevin sie neben den Grill.
»Ich brauche noch ein Bier«, verkündete er dann und hob seine Flasche hoch. »Möchtest du auch eins?«
Bill schüttelte den Kopf und zerquetschte noch einen Burger. »Ich hab meins noch gar nicht ausgetrunken. Trotzdem, danke.«
Mit schnellen Schritten eilte Kevin ins Haus. Seine Finger waren klebrig, weil er die schmutzige Platte angefasst hatte, und er spürte, wie das Fett langsam in seine Poren drang.
»Hey!«, rief Bill hinter ihm her. »Das Bier ist da drüben.« Er deutete zur Ecke der Terrasse.
»Ich weiß. Aber ich will mir vor dem Essen schnell noch die Hände waschen.«
»Beeil dich! Wenn ich die Platte freigebe, sind die Hamburger in null Komma nichts weg.«
Kevin blieb an der Hintertür stehen, um sich die Schuhe abzustreifen, ehe er das Haus betrat. In der Küche ging er an einer Gruppe plappernder Ehefrauen vorbei zum Waschbecken und wusch sich die Hände zweimal mit Seife. Durchs Fenster sah er, wie Bill die Platten mit Hotdogs und Hamburgern auf den Picknicktisch stellte, zu den Brötchen, den Soßen und den Schüsseln mit Chips. Augenblicklich wurden Fliegen von dem Geruch angelockt, sie surrten gierig um das Essen herum und setzten sich auf das Fleisch. Aber den Leuten, die sofort eine Warteschlange bildeten, schien das gleichgültig zu sein. Sie verscheuchten die Fliegen nur halbherzig und luden sich ihre Teller voll, als würde nicht jede Menge Ungeziefer herumfliegen.
Ruinierte Burger und ein Fliegenschwarm.
Er und Erin hätten das anders gemacht. Er hätte die Hamburger nicht plattgedrückt, und Erin hätte die Dips und die Chips in der Küche aufgestellt, wo es sauber war, damit sich die Gäste dort bedienen konnten. Fliegen waren widerlich und die Burger steinhart, er würde keinen einzigen essen, weil ihm schon beim Gedanken daran kotzübel wurde.
Kevin wartete, bis die Platte mit den Burgern leer war, bevor er wieder hinausging. Mit gespielter Enttäuschung trat er an den Tisch.
»Ich habe dir doch gesagt, dass sie schnell weg sind«, verkündete Bill triumphierend. »Aber Emily hat noch eine Platte im Kühlschrank, das heißt, es gibt demnächst die zweite Runde. Holst du mir bitte ein Bier, während ich alles ranschaffe?«
»Ja, klar«, sagte Kevin.
Als die nächsten Burger fertig waren, lud sich Kevin den Teller voll und machte Bill Komplimente, wie lecker alles aussehe. Aber immer noch schwirrten Fliegen her um, das Fleisch war viel zu trocken, und als Bill ander weitig beschäftigt war, warf Kevin alles in den Metallmülleimer, der seitlich neben dem Haus stand. Später versicherte er Bill jedoch noch einmal, es habe hervorragend geschmeckt.
Kevin wollte sich nicht als Erster verabschieden. Auch nicht als Zweiter. Der Captain hatte den Wunsch, dass sie ihn als Kumpel betrachteten, da durfte man ihn nicht kränken. Weil er also noch nicht nach Hause gehen konnte, unterhielt er sich mit Coffey und Ramirez. Sie waren Polizisten wie er, aber sie aßen brav die Burger und scherten sich nicht um die Fliegen. Kevin mochte sie nicht. Manchmal verstummten die beiden, wenn Kevin dazu- kam, und es war natürlich klar, dass sie hinter seinem Rücken über ihn geredet hatten. Diese Tratschmäuler.
Aber Kevin war ein guter Cop, und er wusste es. Bill wusste es ebenfalls, genau wie Coffey und Ramirez. Kevin hatte ein klares Gespür dafür, wann man Fragen stellen und wann man schweigen musste. Er sah, wann ihn die Leute anlogen, und er brachte Mörder hinter Gitter, weil in der Bibel stand: Du sollst nicht töten. Er glaubte an Gott, und dadurch, dass er die Schuldigen ins Gefängnis brachte, erfüllte er Gottes Willen.
Als er wieder zu Hause war, irrte er unruhig durch die Räume. Er widerstand der Versuchung, nach Erin zu rufen. Wenn sie da wäre, gäbe es keine Staubschicht auf dem Kaminsims, die Zeitschriften wären ordentlich auf dem Couchtisch gestapelt, und auf dem Sofa würde keine leere Wodkaflasche herumliegen. Wenn Erin da wäre, hätte sie längst die Vorhänge aufgezogen, und das Sonnenlicht würde auf die Dielen scheinen. Wenn Erin hier wäre, hätte sie das Geschirr gespült und weggeräumt, auf dem Tisch würde ein Abendessen auf ihn warten, und sie würde ihn lächelnd fragen, wie sein Tag gewesen sei. Später würden sie miteinander schlafen, weil er sie liebte und weil sie ihn liebte.
Kevin ging
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