Wie ein Prinz aus dem Maerchen
ihm abzustreiten – sie konnte davon nur profitieren! Ihr Verhalten nötigte ihm tiefen Respekt ab. Viele andere Frauen hätten ihm ohne zu zögern nach dem Mund geredet. „Wir verfügen über Beweise.“
„Die Schatulle?“
„Darüber hinaus existieren auch noch Urkunden und ein Foto.“
Neugierig sah sie ihn an. „Darf ich sie sehen?“
Nikolas atmete auf und entspannte sich ein wenig. Vielleicht ließ sie sich mithilfe der Dokumente überzeugen. Er wandte sich an Jovan, der ihm ein ledernes Etui überreichte. Als er es öffnete, bemerkte er zwei Männer in Overalls, die das Geschehen von der Werkstatt aus neugierig beobachteten.
Keine Frage, die Limousine und die Polizeieskorte zogen Aufmerksamkeit auf sich. Die Presse durfte jedoch um keinen Preis von dieser Angelegenheit erfahren. Schlagzeilen von der unvermuteten Wiederauffindung seiner lange verschollenen Ehefrau könnten die Annullierung gefährden. Wenigstens um Juliana musste er sich keine Gedanken machen, ihr hatte er die Situation vor seiner Abreise erklärt.
„Können wir unsere Diskussion an einem weniger öffentlichen Ort fortsetzen? Vielleicht im Auto?“
„Sehe ich aus, als würde ich zu Fremden ins Auto steigen?“
„Immerhin bin ich Ihr Ehemann.“
„Was noch zu beweisen ist!“
Leicht machte sie es ihm nicht gerade, doch das hatte er nicht erwartet.
„Gibt es vielleicht ein Büro …?“
„Wir sprechen hier oder gar nicht!“
Da er auf ihre Mitarbeit angewiesen war und sie nicht unnötig aufregen wollte, lenkte Nikolas rasch ein: „Gut, wir bleiben hier.“ Er zog zwei gefaltete Dokumente aus der Mappe und reichte sie ihr. „Ich war so frei, die Heiratsurkunde übersetzen zu lassen.“
Sorgfältig wischte Isabel sich die Hände an ihrem Overall ab, wie sie es bereits vor einigen Minuten getan hatte, warf ihm einen skeptischen Blick zu und nahm die Papiere entgegen.
Anscheinend verfügt sie doch über gewisse Manieren, dachte Nikolas, doch der Stil und die Anmut einer Frau wie Juliana gehen ihr vollständig ab. „Das sind Kopien, sie dürfen ruhig schmutzig werden.“
Sie faltete die Seiten auseinander und las, wobei sie Original und Übersetzung immer wieder miteinander verglich. Ihre Sorgfalt beeindruckte Nikolas.
„Es sieht aus, als wäre die Urkunde legitim.“
„Sie ist es.“
„Das kann nicht sein. Meine Mutter war nie verheiratet.“
Für einen Augenblick zögerte er. Die Umstände waren verzwickt und verworren, und es widerstrebte ihm, Isabel über ihre Herkunft aufzuklären. Sie war nicht die waschechte Amerikanerin, für die sie sich hielt. Ihre Familie väterlicherseits stammte aus Sorbia, einer Region im Norden seines Landes. Sie war also zur Hälfte Veronianerin und von königlichem Geblüt.
„Ihre Mutter bereiste als Studentin Europa und lernte dort Prinz Alexander kennen“, berichtete er, was er selbst erst gestern von seinen Eltern erfahren hatte. „Die beiden verliebten sich und brannten durch.“
„Meine Mutter hat einen Prinzen geheiratet?“, vergewisserte Isabel sich.
„Ja.“
Um ihre Mundwinkel zuckte es verdächtig. „Als Nächstes erzählen Sie mir, dass eine Frau, die wie Julie Andrews aussieht, nicht nur meine Großmutter, sondern gleichzeitig auch Königin ist.“
Nikolas verstand nicht, worauf sie anspielte, doch Jovan kam ihm zu Hilfe.
„Sie spricht von der später verfilmten Buchreihe ‚Plötzlich Prinzessin‘: Eine junge Amerikanerin entdeckt, dass sie eine Prinzessin ist.“
Die Geschichte war Nikolas gänzlich unbekannt, doch jetzt begriff er zumindest den Zusammenhang.
„Königin ist zwar meine Mutter, doch nichts wäre ihr lieber, als Großmutter zu werden.“
Kopfschüttelnd meinte Isabel: „Ich glaube immer noch kein Wort von dem, was Sie mir da erzählen!“
„Die Wirklichkeit ist nicht immer leicht zu begreifen, dennoch bleibt sie wahr.“
Erneut vertiefte sich Isabel in die Dokumente, und über ihrer Nase bildeten sich zwei steile Falten.
„Angenommen der Prinz ist mein Vater. Wieso bin ich dann in den USA geboren?“
„Das sind Sie nicht. Sie sind in Veronia zur Welt gekommen.“
„In meiner Geburtsurkunde sind die USA als Geburtsland eingetragen.“ Sie verzog die Lippen. „Eines der Dokumente ist also gefälscht – vermutlich Ihres.“
„Zurzeit Ihrer Geburt wurde Veronia von politischen Unruhen erschüttert. Ihre Eltern ließen vermutlich aus Sicherheitsgründen eine zweite Urkunde anfertigen, auf der Prinz Alexander nicht als Vater
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