Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)
keinen emotionalen Bindungsfirlefanz mehr.«
Sie baute sich entschlossen vor ihm auf, sah ihn eindringlich an. »So, zur Abwechslung möchte ich dir mal was erzählen.
Ich möchte gar nicht deine Frau sein, ob nun real oder wilde Ehe. Ich finde Ihr Angebot nämlich höchst unmoralisch, Mr. Sloan . Und ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht erklären, wieso du es dauernd darauf anlegst, mit mir Sex zu haben. Fändest du das denn nicht unfair gegenüber deiner verstorbenen Frau? Vermutlich würde ihr Geist sowieso über allem schweben.«
Die Haut über seinen Wangenknochen straffte sich bedenklich, die Linien um seinen Mund gruben sich so scharf ein, dass Lauri einen Herzschlag lang fürchtete, ihm könnte die Hand ausrutschen. Brutal fasste er ihre Schultern und riss sie an sich. Innerlich kochte er, das spürte sie förmlich.
»Lauri, Drake. Ich würde gern noch kurz mit euch sprechen, bevor wir abfahren.« Andrews Stimme wurde von einem behutsamen Klopfen an der Schlafzimmertür begleitet.
Drake brauchte ein paar Sekunden, bis er die Unterbrechung realisierte und sich wieder fasste. Schließlich lösten sich seine Hände von ihren Schulterblättern und glitten schlaff nach unten.
»Daddy«, sagte sie mit unsicherer Stimme, »was ist denn?«
»Ich möchte euch ungern stören, aber es ist wichtig. Wenigstens für Mutter und mich.«
Lauris skeptischer Blick glitt von Drake durch den Raum. Sie strebte durch das Schlafzimmer hin zur Tür. »Komm rein.«
Andrew schob sich ins Zimmer und entschuldigte sich vielmals für sein Eindringen. »Tja, wir müssen bald los, und da wollte ich euch kurz fragen, ob ihr einem alten Mann wie mir nicht einen Herzenswunsch erfüllen mögt.«
Aus den Augenwinkeln bemerkte Lauri, dass Drake neben sie getreten war. Wie zum Schutz verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Was hast du denn auf dem Herzen, Dad?«, fragte sie mit unbehaglich sanfter Stimme.
»Mein liebes Kind, ich hatte immer das Gefühl, dass du glücklicher mit Paul geworden wärst, wenn ich euch kirchlich getraut hätte. Ich weiß, es klingt altmodisch«, räumte er eilends ein, als sie protestieren wollte. »Lauri, Drake, bitte schlagt es mir nicht ab. Lasst mich eine kurze Trauungszeremonie durchführen, bevor ich mit Mutter wieder abfahre.«
11
B egriffsstutzig starrte Lauri ihren Vater an. Was hatte er da eben vorgeschlagen? Drake stand dicht neben ihr. Sie konnte seinen Blick auf ihrem Haar förmlich spüren, während beide Männer sie beobachteten. Ihr Vater wartete auf eine Antwort. Sie lachte nervös auf und sagte: »Daddy, das ist nun wirklich nicht nötig.«
»Das weiß ich, Lauri, aber bitte tu es uns zuliebe. Deine Mutter und mich traf es nämlich hart, dass du seinerzeit nur standesamtlich geheiratet hast. Als du mit Paul dann auch noch unglücklich wurdest – und versuch mir jetzt nicht weiszumachen, es wäre anders gewesen –, fanden wir, wir hätten uns mehr um dich und deinen Mann kümmern müssen. Dieses Mal möchten wir an deiner Ehe, deiner jungen Familie aktiv teilhaben.«
Seine Augen wurden sanft, und er fasste ihre klamme Hand, nahm sie zwischen seine beiden Hände. »Es war immer mein größter Wunsch, deine und Ellens Trauungszeremonie durchzuführen. Ihre Ehe habe ich damals vor Gott besiegelt, erinnerst du dich?« Tränen der Rührung wallten in ihr auf, und sie nickte tapfer. »Bitte, lass es mich bei dir und Drake auch so halten.«
Lauri wollte etwas erwidern, hatte aber plötzlich einen Riesenkloß in der Kehle, Tränen verschleierten ihren Blick. Wie konnte sie diesen liebenswerten, fürsorglichen Mann, der ihr das Leben geschenkt hatte und der nichts als ihr
Glück wollte, nur so belügen? Sie öffnete den Mund, um ihm die Wahrheit zu beichten, brachte jedoch keinen Ton über ihre bebenden Lippen.
Sie spürte, wie Drake beschützend einen Arm um ihre Schultern legte. »Das würde uns sehr glücklich machen, Sir. Damit spreche ich Lauri bestimmt aus der Seele.«
»Gut, gut.« Andrew klatschte erleichtert in die Hände. In seine grauen Augen trat ein Strahlen. »Dann geh ich jetzt wieder und informiere Mutter über eure Entscheidung. Das wird sie ungemein freuen. Wir warten unten auf euch.« Schnell verließ er den Raum und zog die Tür hinter sich zu.
Und was jetzt, überlegte Lauri betreten. Wo war sie da bloß auf einmal hineingeschlittert? Ratlos vergrub sie den Kopf an Drakes Schulter und weinte sich den ganzen Frust, Ärger und Verzweiflung von der Seele, bis sich
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