Wie ein Ruf in der Stille: Roman (German Edition)
aus. Sie trat unter die Dusche, ließ sich den heißen Massagestrahl über den Rücken laufen, um ihre angespannte Muskulatur zu lockern.
Als sie schließlich die Wasserhähne zudrehte und durch die geöffnete Acrylglastür nach einem Badetuch griff, fuhr sie erschrocken zusammen. Drake stand im Türrahmen. Vermutlich hatte er sie die ganze Zeit beobachtet, dieser gemeine Schuft!
Sie packte sich das Handtuch, riss es impulsiv vor ihren Körper. »Die Mühe kannst du dir getrost sparen. Ich hab alles gesehen, was es da Schönes zu sehen gibt«, sagte er rau und steuerte auf sie zu.
»In Ordnung. Dann kannst du ja jetzt verschwinden«, erklärte Lauri hart, während sie seelenruhig begann, sich abzurubbeln. Ihre abwehrende Haltung irritierte ihn. Sie trocknete sich mechanisch ab, ignorierte ihn geflissentlich, was ihn mehr verunsicherte, als wenn sie vor ihm geflüchtet wäre.
»Ich habe dich schon einmal gewarnt, was passieren kann, wenn du so in meinem Haus herumspazierst.«
»Ich war bloß duschen. Und hatte nicht mit Publikum gerechnet«, erwiderte sie patzig.
Als sie sich fertig abgetrocknet hatte, nahm sie ein Höschen aus einem Schubfach und streifte es über ihren knackigen Po. Drake lehnte am Waschtisch, verzehrte sie mit Blicken.
Sie griff abermals in die Kommode, entschied sich für einen BH aus zarter Spitze. Bevor sie ihn anziehen konnte, riss er ihr das winzige Etwas aus der Hand und warf es zu
Boden. Ihre einzige Reaktion darauf war ein gleichgültiges Schulterzucken. Dann zog sie den Pullover eben ohne das Dessous an. Weiterhin keine Notiz von ihm nehmend, schlüpfte sie in eine Hose, die sie mit ins Bad genommen hatte.
Kaum hatte sie den Reißverschluss hochgezogen, riss Drake sie in eine stürmische Umarmung. Seine Lippen pressten sich hungrig auf ihre. Seine Hände wanderten gierig über ihren Rücken. Lauri musste eine gehörige Portion Selbstdisziplin aufbieten, um nicht schwach zu werden. Sie hielt sich tapfer, ließ ihn eiskalt abblitzen. Schließlich hob er den Kopf und murmelte: »Du bist sauer auf mich.«
Sie schob ihn von sich. »Das kannst du laut sagen.« Sie nahm eine Haarbürste, zog sie durch die ungebändigten Locken.
»Die ganze Sache ist ein bisschen außer Kontrolle geraten, hmm?«, fragte er, nachdem das Schweigen unerträglich wurde.
»Ein bisschen ist ja wohl eine infame Untertreibung!«, fauchte sie ungehalten. Sie legte die Bürste auf den Waschtisch und funkelte ihn an. »Hast du eine Vorstellung, was für ein Chaos du in meinem Leben angerichtet hast? Und was du meinen Eltern damit antust? Denkst du eigentlich immer nur an dich?« Sie tat einen tiefen, stockenden Atemzug. »Ich bedaure zutiefst, dass meiner Mutter der blöde Schnitzer mit diesem Bob Scott unterlaufen ist, aber dafür konnte sie schließlich nichts. Und es wäre auch nie passiert, hättest du nicht diese himmelschreiende Lüge in die Welt gesetzt!« Verärgert biss sie die Kiefer aufeinander.
»So, so, und das habe ich im Nachhinein ganz allein zu
verantworten, was?«, fragte er betont milde. »Ist es nicht eher so, dass du letztlich das bekommst, was du dir selber eingebrockt hast? Oder besser gesagt: Gehören zu diesem Spiel nicht immer zwei?«
»Um eine Ausrede bist du wohl nie verlegen, oder?« Sie wollte sich empört an ihm vorbeischieben, aber er umschloss blitzschnell ihr Handgelenk und riss sie an sich.
»Lauri, du kleiner Hitzkopf. Immer in der Offensive, dauernd auf Konfrontationskurs. Wieso gibst du nicht ein einziges Mal nach, mmh?« Seine Lippen streiften ihre Schläfen. »Und wenn ich nun einräume, dass ich die Idee mit der Heirat gar nicht so übel finde? Das würde mir zumindest eine Menge Klatsch und Tratsch ersparen. Und wir könnten …«
Sie stieß ihn so heftig von sich, dass er im ersten Moment völlig baff war. »Wir könnten was?«, herrschte sie ihn an. »Wir könnten weiter in dieser Scheinwelt zusammenleben, die du konstruiert hast?« Sie lachte bitter. »Deine Arroganz und Unsensibilität überraschen mich immer wieder, Drake. Glaubst du im Ernst, dass ich da mitmachen würde?«
Er wandte ihr den Rücken zu und grub die Hände tief in die Hosentaschen. Diese Geste kannte sie inzwischen. So reagierte er immer, wenn er sich innerlich abschottete. Seine Wunden leckte.
»Ich war einmal verheiratet«, murmelte er. »Ich habe dir erzählt …«
»O ja«, zischte Lauri. »Du hast mir alles über deine Frau erzählt. Dass du sie geliebt hast. Und deshalb willst du auch
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