Wie ein stummer Schrei
Er bezahlte den Fahrer, nahm seinen Rucksack und stieg aus.
Der Mann am Empfang hatte den Schädel kahl rasiert, trug einen Schnauzbart und war auf beiden Oberarmen tätowiert. Foster bedachte er nur mit einem flüchtigen Blick, dann zog er wieder an seinem Joint.
“Ich brauche ein Zimmer.”
“Fünfundzwanzig pro Nacht – im Voraus”, erwiderte der Mann.
“Und was kostet eine ganze Woche?”
“Hundert – auch im Voraus.”
“Dann nehme ich es erst mal für eine Nacht”, entschied sich Foster und zählte das Geld ab. Gerade wollte er das Bündel einstecken, dann überlegte er es sich anders und legte einen Fünfer zusätzlich auf die Theke.
“Wie sieht’s mit Frauen aus?” wollte er wissen.
Der Kerl sah auf und blinzelte, um durch den Rauch etwas zu erkennen. Als er den Geldschein bemerkte, nahm er zum ersten Mal wirklich Notiz von seinem Gast.
“Wie soll’s mit denen aussehen?” gab er zurück.
“Sind welche verfügbar?”
“Was wollen Sie denn springen lassen?”
“Das hier ist nicht das Taj Mahal”, brummte Foster. “Schicken Sie einfach eine Frau auf mein Zimmer. Solange sie weder einen Schnäuzer noch einen Schwanz hat, bin ich zufrieden.”
Der Mann nahm das Geld an sich und drückte Foster einen Schlüssel in die Hand. “Zimmer 322, dritter Stock. Der Aufzug geht nicht.”
Foster nahm kommentarlos den Schlüssel an sich. Fünfundzwanzig Jahre lang hatte er auf Aufzüge verzichten müssen, da kam es auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht mehr an. Er wollte nur ein Zimmer – und eine Frau.
“Denken Sie an die Frau”, sagte er zu dem Mann, der wieder an seinem Joint zog und den Rauch durch die Nase ausatmete. Er nickte und griff nach dem Telefon.
Foster begab sich zu seinem Zimmer, schloss auf und ging hinein. Die Tür fiel automatisch hinter ihm ins Schloss, dennoch verriegelte er sie von innen. Erst dann warf er den Rucksack aufs Bett und steckte den Schlüssel in die Hosentasche. Er hätte auspacken können, hatte aber so wenig bei sich, dass sich die Mühe nicht lohnte. Stattdessen ging er ins Badezimmer.
Die Handtücher hatten einen gräulichen Schleier und waren ziemlich verschlissen, die Seifenstücke wiesen gerade mal das Format von Kreditkarten auf – und waren auch fast so dünn. Etliche der Fliesen waren gesprungen oder abgeschlagen. Rund um den Abfluss der Badewanne zog sich ein breiter, rostiger Kranz, doch der Raum war immer noch dreimal so groß wie die Zelle, die er sich mit einem Mitgefangenen hatte teilen müssen. Das ließ das Badezimmer geradezu verschwenderisch groß erscheinen.
Spontan zog er sich aus und stellte sich unter die Dusche. Ein paar Minuten später war er von Kopf bis Fuß eingeseift und rieb Shampoo in seine langen Haare, als er hörte, dass jemand an der Zimmertür klopfte. Überzeugt davon, dass es sich nur um die bestellte Hure handeln konnte, verließ er die Dusche, wickelte sich ein Handtuch um die Taille und nahm ein zweites, um seine Haare trockenzureiben.
“Wer ist da?” fragte er, als er an der Tür stand.
“Wer immer ich für dich sein soll, Schatz”, antwortete eine Frauenstimme.
Vorfreude regte sich in ihm, dennoch öffnete er die Tür erst einen Spaltbreit, um sich davon zu überzeugen, dass die Frau allein war. Dann packte er sie am Handgelenk und zog sie ins Zimmer.
Rasch schloss er wieder ab, dann betrachtete er die Frau, die dastand und lächelte.
“Hallo, Schatz, wie läuft’s denn so?” fragte sie und schob einen Finger unter den Stoff des nassen Handtuchs, das er sich umgebunden hatte.
Unwillkürlich zuckte er bei der Berührung zusammen. Im Gefängnis hatte er einem Mann die Nase gebrochen, der nichts annähernd so Vertrautes gewagt hatte. Er musste sich vor Augen halten, dass er wieder ein freier Mann war – ein freier Mann, der nicht wusste, ob eine Frau ihn eigentlich noch erregen konnte. Er hatte lange warten müssen, um die Antwort zu erfahren.
“Gut”, sagte er nur und betrachtete die Frau. Sie wäre unter normalen Umständen nicht seine erste Wahl gewesen, aber allzu übel war sie nicht. So wie bei ihm selbst lag auch ihre beste Zeit längst hinter ihr. Nur flüchtig nahm er den dunklen Haaransatz wahr, der ihm verriet, wie schlecht ihre blonde Mähne gefärbt war.
Sie legte ihre Handtasche weg und betrachtete ihn. “Was darf’s denn sein, Schatz? Soll ich dir einen blasen, oder hättest du lieber was anderes?”
Ohne zu antworten legte Foster seine Hände auf ihre vollen, aber schon
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