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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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betrachtete Olivia. Er war so an ihr Aussehen gewöhnt, dass er nie wirklich auf ihr Mienenspiel achtete. Doch als er sie jetzt so dasitzen sah, kamen ihm für einen Moment Zweifel. Was, wenn …? Nein, er verdrängte den Gedanken, ehe er ihn hatte formulieren können.
    “Du bist besorgt wegen morgen, stimmt’s?”
    Sie zuckte mit den Schultern, nickte und sah zur Seite, was Marcus nur noch besorgter dreinschauen ließ.
    “Ich wünschte, ich könnte dich davon überzeugen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.”
    Tränen standen ihr in den Augen, als sie den Kopf hob. “Grampy, ich wünschte auch, du könntest das. Aber ich habe ein ungutes Gefühl, und so sehr ich es mir auch einrede, kann ich nicht glauben, dass alles wieder so sein wird wie früher.”
    Marcus wollte ihr klarmachen, wie unnötig ihre Besorgnis war. Doch er wusste, sie würde ihm nicht zuhören wollen. Sie konnten nur warten, bis es vorüber war.
    Es war Olivia bewusst, dass ihr Großvater verärgert war. Auch wenn sie das eigentlich nicht wollte, hatte sie ihn noch nie belügen können. Jetzt konnte sie nur darauf vertrauen, dass nichts seinen Glauben an sie erschüttern würde.
    “Tut mir Leid, wenn ich so weinerlich bin, Grampy. Ich werde mich zusammenreißen, versprochen. Und damit du mir das auch glaubst, werde ich jetzt die Lende probieren.”
    Lächelnd reichte Marcus ihr die Platte mit dem Fleisch.
    “Und nimm von der Soße”, fügte er an.
    Foster Lawrence schluckte den letzten Bissen von seinem Hamburger herunter, tauchte die zwei noch verbliebenen Pommes frites in den Ketchup und nickte dann der Kellnerin zu, die mit einer vollen Kaffeekanne an seinem Tisch stehen geblieben war.
    Während sie ihm eine weitere Tasse einschenkte, genoss Foster das Aroma von frisch aufgebrühtem Kaffee. Gleichzeitig dachte er darüber nach, welchen Luxus er sich schon bald würde leisten können. Es war fast Mitternacht, trotzdem hatte er sein Hotelzimmer verlassen und war zum Diner an der Ecke gegangen.
    Nicht, dass er besonders hungrig gewesen wäre. Vielmehr tat er es, weil es ihm nach fünfundzwanzig Jahren endlich wieder möglich war, zu tun, was er wollte.
    Die Kellnerin zwinkerte ihm freundlich zu und ging weiter. Foster konnte nicht anders, als auf ihren Hintern zu starren, doch seine sexuellen Bedürfnisse waren für diesen Tag gestillt. Er würde sich mit einer Tasse Kaffee begnügen.
    Draußen raste ein Polizeiwagen im Einsatz vorbei. Foster bekam eine Gänsehaut und war dankbar, dass er noch nicht von den Bullen gejagt wurde. In der Fensterscheibe des Diners sah er sein Spiegelbild, woraufhin er grinsen musste. Der Mann, der ihn dort ansah, war nicht nur rasiert, sondern hatte nun auch einen kahlen Schädel. Nicht mal seine Mutter hätte ihn so erkannt, wäre sie noch am Leben gewesen.
    Er widmete sich wieder seinen Plänen für den kommenden Tag. Im Telefonbuch hatte er vergeblich nach dem Restaurant Lazy Days gesucht, doch es war keine große Überraschung, dass es nicht mehr existierte. Vieles hatte sich verändert, seit er das letzte Mal in Dallas gewesen war. Doch die meisten Häuser, die er von damals kannte, standen immer noch, was ihm ein gutes Gefühl gab, dass sein Geld ebenfalls nach wie vor dort war, wo er es deponiert hatte. Er konnte den Moment kaum abwarten, bis es endlich ihm gehören würde.
    Trey saß auf der Bettkante und blätterte im Jahrbuch der High School. Es war eine Ewigkeit her, seit er sich dazu hatte durchringen können, die Erinnerungen an eine längst vergessene Zeit wiederaufleben zu lassen. Dass er das jetzt machte, lag nur an seiner Begegnung mit Olivia.
    Auf einer Seite hielt er inne und strich versonnen über das Foto, das eine lächelnde Olivia zeigte. Darunter stand geschrieben:
Für immer dein.
    “Tja, Livvie, das hat sich ja wohl nicht erfüllt.”
    Erschrocken darüber, dass er solch düsteren Gedanken nachhing, schlug er das Jahrbuch zu, warf es auf den Boden und ließ sich auf das Bett sinken. Aber auch als er die Augen schloss, sah er noch immer das lächelnde Gesicht von dem Foto. Allmählich verblasste es und machte einem anderen Bild Platz, das ihn zutiefst beunruhigte. Es waren die winzigen Knochen, die auf dem Untersuchungstisch des Gerichtsmediziners ausgebreitet lagen.
    Trey war entschlossen, die Identität des toten Mädchens herauszufinden und diesen Teufel aufzuspüren, der ihrem Leben ein so frühes Ende gesetzt hatte. Er würde den Schuldigen finden, ganz gleich, was dafür nötig

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