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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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ganz bestimmt auch geschafft haben.”
    “Und?”
    “Zwischen den Reportern hielt sich ein Typ auf, der einen wirren Eindruck machte und ein Plakat mit der Aufschrift ‘Kindermörder’ hochhielt. Wenn ihn jemand gefilmt haben sollte, dann musst du ihn dir ansehen und herausfinden, wer er ist. Wenn du das geschafft hast, soll er dir erklären, welches Alibi er für die letzten drei Stunden hat.”
    “Warum?”
    “Bevor Olivia Sealy in den OP gebracht wurde, sagte sie zu mir: ‘Schütze … Kindermörder.’ Dieser Auflauf vor dem Labor hatte ihr sehr zu schaffen gemacht, deshalb weiß ich nicht, ob sie jetzt nur etwas verwechselt oder ob sie mir sagen wollte, dass dieser Mann auf sie geschossen hat. So oder so müssen wir es herausfinden.”
    “Geht klar”, erwiderte Chia. “Und danke.”
    “Wenn du den Kerl findest, der auf sie geschossen hat, dann habe ich zu danken”, sagte Trey, beendete das Gespräch und kehrte ins Krankenhaus zurück.
    Marcus saß noch immer da und wartete.
    Obwohl es noch viel zu früh war, fragte Trey, während er sich zu ihm setzte: “Schon irgendetwas gehört?”
    Der ältere Mann schüttelte den Kopf. “Wissen Sie inzwischen, wer ihr das angetan hat?”
    Trey zögerte kurz. “Wir sind uns noch nicht sicher. Olivia sagte zwar noch etwas, aber das muss nichts zu bedeuten haben. Ich habe die Information weitergegeben, aber es kann noch eine Weile dauern, bis wir Genaueres wissen.”
    Während sich Marcus abwandte, streckte Trey die Beine aus, lehnte sich nach hinten und schloss die Augen. Er hatte sich noch nie auf dieser Seite eines Verbrechens befunden, und es gefiel ihm überhaupt nicht, so hilflos zu sein. Er versuchte, sich in Marcus’ Lage zu versetzen, doch es war ihm nicht möglich, das zu begreifen, was dieser Mann fühlen musste. Er hatte bereits den Sohn und die Schwiegertochter durch ein schreckliches Verbrechen verloren, und nun kämpfte auch seine Enkelin mit dem Tode.
    Nach einer Weile setzte er sich auf.
    “Mr. Sealy?”
    Marcus sah zu ihm. “Ja?”
    “Möchten Sie einen Kaffee?”
    “Nein, trotzdem vielen Dank.”
    Wieder verstrichen ein paar Minuten, dann war es abermals Trey, der dem Schweigen ein Ende setzte. “Kann ich irgendjemanden für Sie anrufen? Einen Verwandten … einen engen Freund der Familie?”
    “Nein”, entgegnete Marcus. “Es gibt niemanden, der …” Plötzlich stutzte er. “Oh nein, daran habe ich nicht gedacht. Sie wird es in den Nachrichten gehört haben und außer sich sein vor Sorge.”
    “Wer?” fragte Trey. “Ich kann gerne für Sie …”
    “Nein, nein, schon gut. Vielen Dank. Es handelt sich um Olivias früheres Kindermädchen. Die beiden stehen sich sehr nah. Ich muss ihr von dem …” Seine Stimme versagte, und Tränen liefen ihm über die Wangen. “Ich kann es nicht in Worte fassen. Ich muss ein Telefon suchen, dann werde ich sie persönlich anrufen.” Aufgeregt schaute er sich um, wo am ehesten ein Telefon zu finden sein könnte.
    Trey zog sein Mobiltelefon aus der Tasche und hielt es Marcus hin, der soeben aufgestanden war.
    “Danke, mein Sohn.”
    “Es ist nur ein Telefon.”
    “Ich meine, dass Sie hier sind … dass Sie hier mit mir warten.”
    Trey musste schlucken, ehe er antworten konnte: “Sir, ich möchte im Moment nirgendwo anders sein.”
    Er sah Marcus nach, der nun ebenfalls das Krankenhaus verließ, um zu telefonieren. Ein paar Minuten vergingen, dann kehrte er zurück und gab Trey das Telefon. “Schon etwas gehört?” fragte er.
    “Nein, Sir.”
    Eine Weile beobachtete Marcus ihn und versuchte, aus Trey schlau zu werden. Sein Verhalten ging über das eines Cops hinaus, der ein Verbrechen aufklären wollte, doch das ergab keinen Sinn. Schließlich kannten sie sich doch erst seit zwei Tagen.
    “Detective Bonney, darf ich Sie etwas fragen?”
    “Natürlich, Sir.”
    “Als Sie vorhin von meiner Enkelin sprachen, da nannten Sie sie Livvie.”
    Treys Herz setzte einen Schlag lang aus. Es gab nichts, wofür er sich schämen musste. Eigentlich hätte er es gleich bei der ersten Begegnung sagen sollen. Langsam beugte er sich vor und sah Marcus an. “Tatsächlich?” entgegnete er. “Das war mir gar nicht aufgefallen. Aber es erstaunt mich nicht, immerhin habe ich sie auf der High School auch immer so genannt.”
    Marcus’ Augen wurden größer. “Auf der High School? Sie und Olivia kennen sich seit der High School?” Er runzelte die Stirn. “Mich wundert, dass sie nie von Ihnen gesprochen

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