Wie ein stummer Schrei
dicht vor den Mund, nachdem er gefragt hatte: “Wie war das dort oben auf dem Dach? Dachten Sie, Sie müssten sterben?”
“Ähm …”
Weiter kam Foster nicht, da sich in diesem Moment ein weiterer Reporter zu ihnen stellte. “Wie heißen Sie? Wissen Sie, was das Feuer ausgelöst hat? Ist der Mann, den Sie gerettet haben, Ihr Freund?”
Foster hob den Arm vors Gesicht und tat so, als sei er von den Ereignissen überwältigt.
“Aus dem Weg!” rief ein Sanitäter, packte Foster am Arm und begann, ihn auf eine Trage zu ziehen. Gerade als sie ihn festschnallten, kam Trey dazu und hielt seine Dienstmarke hoch.
“Wohin bringen Sie ihn?” fragte er.
“Dallas Memorial”, erwiderte der Sanitäter und schob die Trage zum bereitstehenden Rettungswagen.
Trey nickte nur, schloss die Tür hinter den beiden und gab dem Fahrer ein Zeichen, dass er losfahren konnte.
Während sich der Rettungswagen auf den Weg machte, sah sich Trey um und entdeckte Chia, die ein paar Meter entfernt stand. “Wie sieht’s aus?” fragte er, nachdem er zu ihr gegangen war.
Sie strich sich eine Locke aus der Stirn. “Wir haben mindestens vier Tote. Verdacht auf Brandstiftung. Mehr kann ich noch nicht sagen.”
“Warren hat mir gesagt, du und Dave, ihr würdet den Fall übernehmen. Was soll ich tun?”
Chia überflog ihre Notizen, dann erklärte sie: “Du kannst dem Rettungswagen ins Dallas Memorial nachfahren und unseren großen Helden befragen. Vielleicht weiß er etwas, das uns weiterhilft.”
“Wird erledigt”, erwiderte Trey. “Sonst noch was?”
“Die Opfer mit den schwersten Verbrennungen haben sie bereits dort hingebracht”, überlegte Chia. “Du kannst ja mal nachfragen, ob ihnen irgendetwas aufgefallen ist. Dave und ich kümmern uns hier um alles. Wir können nachher die Ergebnisse austauschen.”
Trey nickte, dann lief er zu seinem Wagen. Angesichts des Interesses der Medien an den Sealys war davon auszugehen, dass man in Kürze auch über den Brand in Marcus’ Haus berichten würde. Bevor es dazu kam, musste er Olivia informiert haben.
Olivia schlief fest, das Laken wirr um sich gewickelt. Der Arm war aus der Schlinge gerutscht und lag quer über der Brust. Auf ihr Drängen hin war die Kanüle entfernt worden, dafür war an der Stelle, an der die Nadel gesessen hatte, ein großer blauer Fleck zu sehen. Ihr Gesicht war mit Kratzern und blauen Flecken überzogen, die alle im Heilen begriffen waren. Die Haare waren ein Wust aus Locken, die sie auf dem Kopf zusammengebunden hatte. Der Mund war leicht geöffnet, so dass es aussah, als würde sie schwach lächeln. Im Schlaf war es ihr möglich, in eine Zeit zurückzukehren, in der Tragödien der Vergangenheit angehörten und es für sie nur eine strahlende, hoffnungsvolle Zukunft gab. Eine Zeit, in der die Liebe ihres Lebens ihr gezeigt hatte, was es hieß, eine Frau zu sein.
Dallas, Texas – Elf Jahre zuvor
Es war der Abend des Heimspiels. Olivia blieb nur eine Stunde, um sich umzuziehen und zeitig zum Anpfiff im Stadion zu sein. Sie wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Mit Lockenwicklern im Haar und noch immer barfuß lief sie durchs Haus, aber wenigstens war sie schon teilweise fertig angezogen. Die weiche Cordhose und der Rollkragenpullover fühlten sich auf ihrer Haut wundervoll an. Es war ganz ihr Stil, lediglich die Farbe trug sie extra für Trey. Für ihren Trey. Er liebte Blau, und sie liebte ihn, also war es nur logisch, dass sie diese Farbe ausgewählt hatte. Sie nahm gerade den letzten Lockenwickler heraus, als an der Tür geklopft wurde.
“Ja”, rief sie, warf die Lockenwickler aufs Bett und eilte zum Schuhschrank.
“Olivia, ich …”
“Oh, Grampy, ich bin ja so froh, dass du zu Hause bist. Ich dachte, ich würde dich nicht mehr sehen, bevor ich mich auf den Weg mache.”
“Darüber wollte ich mit dir …”
Olivia nahm ein Paar Schuhe heraus und setzte sich auf die Bettkante, um sie anzuziehen. “Heute Abend ist das Heimspiel, habe ich dir das erzählt?” redete sie weiter. “Tammy Wyandotte holt mich in einer Viertelstunde ab.”
Marcus seufzte. Er hatte ihr vorschlagen wollen, an diesem Abend zu Hause zu bleiben, weil er besorgt war, was ihre Freundschaft zu einem bestimmten Jungen anging. Jedoch wusste er nicht, wie er das Thema am besten anschneiden konnte. Das war eine von diesen Situationen, in denen ein Mädchen seine Mutter brauchte, aber sie würde sich mit ihm zufrieden geben müssen. Ihm war bekannt, dass sie ihre Zeit
Weitere Kostenlose Bücher