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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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dagegen nichts vor. Wenn Foster mit ihnen den Kontakt aufrechterhalten hatte, wussten sie womöglich etwas über seinen damaligen Umgang. Das konnte die Spur sein, die ihn vielleicht weiterbringen konnte. Gerade schlug er die letzte Akte zu, da klingelte der Wecker.
    “Oh verdammt”, murmelte er, als ihm klar wurde, dass es Zeit war, einen neuen Tag in Angriff zu nehmen – einen neuen Tag, an dem er Livvie nach Hause holen würde.
    Die Müdigkeit war verflogen, noch bevor er sich duschen ging.
    Olivia wartete bereits fertig angezogen, als sie Treys Schritte im Flur hörte. Erwartungsvoll stand sie auf, aber nicht nur, weil sie endlich das Krankenhaus verlassen würde, sondern weil Trey herkam, um sie mit zu sich nach Hause zu nehmen. Während ihrer Zeit auf der High School hatte sie sich stets gewünscht, das würde geschehen, doch es war nie dazu gekommen.
    Damals hatte er eine Familie gehabt, die noch so fehlbar sein mochte, dennoch war sie immer neidisch darauf gewesen. Treys Vater hing der Ruf an, ein starker Trinker zu sein, trotzdem liebte Trey ihn. Seine Mutter, die er verehrte, war Kellnerin in einem Restaurant und bezahlte von den Trinkgeldern die Stromrechnung. Er hatte zwei ältere Brüder, einer war beim Militär, der andere Feuerwehrmann in Houston, beide prahlten sie damals mit ihrem kleinen Bruder, dem Football-Star. Die Bonneys hätten die Hypothek für ihr Haus von dem zurückzahlen können, was Olivia in einem Jahr für Kleidung ausgab. Sie hatten Olivia nicht an Treys Seite sehen wollen, und Marcus war genauso dagegen gewesen, dass Trey sich mit seiner Enkelin abgab. Und nun, elf Jahre später, waren sie doch wieder zusammen. Für Olivia war es ein Traum, der damit Wirklichkeit wurde.
    Ihr Blick war gebannt auf die Tür gerichtet, und als sie endlich geöffnet wurde, hielt sie unwillkürlich den Atem an. Dann sah sie Trey als Silhouette in der Tür stehen, doch ein paar Tränen sorgten dafür, dass sein Anblick einen Moment lang verschwommen war.
    “Hey, du bist ja schon fertig”, stellte Trey fest und nahm sie behutsam in die Arme, beugte sich leicht vor und küsste sie auf den Mund.
    Olivia stöhnte leise auf, während er eine Hand auf ihren Hinterkopf legte und sie an seine Brust drückte.
    “Bist du bereit?” fragte er.
    “Ich muss an der Schwesternstation nur noch irgendwelche Papiere unterschreiben, dann können wir gehen.”
    “Ist das da drüben dein Rollstuhl?” Er deutete zur Wand.
    “Ja, sie wollen nicht, dass ich zu Fuß das Krankenhaus verlasse”, erklärte sie.
    “Kein Problem, ich werde die Regeln befolgen.” Trey nahm sie am Arm und führte sie zum Rollstuhl. “Deine Kutsche steht bereit, meine Liebe.”
    “Bin ich das, Trey?” fragte sie, während sie sich setzte.
    “Bist du was, Livvie?” Er hockte sich hin und klappte die Fußstützen um.
    “Deine Liebe?”
    “Oh ja, das bist du.”
    “Findest du nicht, dass das alles viel zu schnell geht?”
    “Findest du es denn?”
    Sie schüttelte den Kopf und legte eine Hand auf Treys Wange. “Keinesfalls. Aber mein Leben wäre fast viel zu schnell vorüber gewesen. Das hat mir einen großen Schreck eingejagt. Als ich wieder wach wurde und merkte, dass ich immer noch atme, da nahm ich mir vor, keinen Tag etwas bereuen zu müssen. Darum öffne ich dir mein Herz, Trey. Als ich um eine zweite Chance bat, da meinte ich das ernst. Wir haben eine Menge nachzuholen, aber ich bin bereit, das in Angriff zu nehmen.”
    “Ich auch, Livvie, ich auch”, erwiderte er, stand auf, hängte sich ihre Tasche über die Schulter und schob den Rollstuhl vor sich her. “Lass uns von hier verschwinden.”
    “Ja, bitte.”
    Nach nicht ganz einer Stunde bog er in die Auffahrt zu seinem Haus ein. Ihm gefiel sein Haus, da es ihm allen Komfort bot, der ihm wichtig war. Doch einen Moment lang fragte er sich, wie Olivia es wohl empfinden würde.
    Der Flachbau aus roten Ziegelsteinen war mittlerweile rund zwanzig Jahre alt, seit fast zehn Jahren wohnte Trey dort. Im Lauf der Jahre hatte er eine Veranda angebaut und hinten im Garten einen Pool angelegt. Immergrüne Büsche ersetzten den Gartenzaun, und Olivia konnte den schweren, süßlichen Duft der Blüten wahrnehmen, als er ihr die Tür öffnete.
    “Das sieht wunderschön aus”, sagte sie anerkennend. “Hast du den Garten angelegt?”
    Er zuckte mit den Schultern. “Ich habe mir Mühe gegeben. Hinter dem Haus rund um den Pool gibt es noch mehr von der Art.”
    “Einen Pool hast du auch?

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