Wie ein stummer Schrei
begannen sich Teile des Puzzles zusammenzufügen. Wenn man sich in Schwierigkeiten gebracht hatte, an wen wandte man sich dann? An jemanden, dem man vertraute. Dieser Jemand war für viele Menschen ein naher Angehöriger. Sollte Laree Lawrence eine Affäre mit Michael Sealy gehabt haben, dann ließ sich vielleicht besser erklären, warum Foster auf einmal in die Kriminalität abgerutscht war. Mit dieser neuen Erkenntnis gewappnet, würde er noch einmal mit Lawrence reden.
Lawrence hatte seine Ankündigung wahrgemacht und sich hinter einem Anwalt verschanzt. Die Fahrt zum Gefängnis war ein Reinfall, da Lawrence nur in Anwesenheit seines Anwalt mit Trey reden wollte. Der war aber durch einen Gerichtstermin nicht abkömmlich.
Foster hatte Trey nur einmal wütend angesehen und sich um nichts von den Dingen gekümmert, die sein Besucher ihm zu sagen hatte. Als Trey ging, war er stinksauer, weil das System Kriminellen mehr Rechte einräumte als denen, die sich gesetzestreu verhielten. Außerdem war Foster davon überzeugt, dass er so oder so wieder ins Gefängnis geschickt würde, ganz gleich, was er tat oder sagte.
Trey rief Chia an, musste von ihr aber erfahren, dass sie und David sich um ein neues Verbrechen kümmern mussten. Ein Anhalter hatte auf dem Highway 75 nahe der Ausfahrt zum Highway 635 einen verlassenen Wagen bemerkt, aus dem ein stechender Gestank austrat. Chia und David waren hingeschickt worden und hatten im Kofferraum des Wagens eine Leiche entdeckt, weshalb sie sich nicht weiter mit der Suche hatte beschäftigen können.
Als der Feierabend nahte, beschloss er, seinen Frust für diesen Tag zu vergessen, und machte sich auf den Heimweg. Seit Mittag hatte er nicht mehr mit Livvie gesprochen, und er konnte nur hoffen, dass sie und Ella gut miteinander auskamen.
Zu Hause angekommen wurde schnell offensichtlich, dass er sich keine Gedanken hätte machen müssen. Livvie und Ella saßen am Küchentisch und spielten Karten.
“Hey, wie geht’s denn meinen beiden liebsten Frauen?” rief er, als er in die Küche kam.
Ella rümpfte die Nase. “Ich werde ausgenommen”, beklagte sie sich mit gespielt ernster Miene.
Olivia grinste und zeigte auf Streichhölzer, die sie rechts von sich aufgehäuft hatte. “Ich räume richtig ab.”
“Was spielt ihr denn?” wollte er wissen.
“Poker”, entgegnete Ella. “Sie behauptet, sie hätte das noch nie gespielt.”
“Hast du etwa ein wenig Anfängerglück?” fragte Trey amüsiert.
“Ein wenig?” konterte Ella. “Wenn wir um Geld spielen würden, dann würde ihr jetzt schon mein Haus gehören.”
“Sie könnten doch auch aufgeben”, schlug Olivia vor.
“Ich gebe nie auf.”
“Es geht aber nur um Streichhölzer”, betonte sie.
“Nein, es geht ums Prinzip”, widersprach Ella.
“Soll ich besser wieder gehen?” fragte Trey.
Ella legte ihre Karten auf den Tisch und stand auf, warf Olivia aber einen warnenden Blick zu. “Glauben Sie ja nicht, dass Sie so einfach davonkommen.”
Olivia drehte Ellas Blatt um und rief triumphierend: “Und schon wieder gewonnen!”
“Nein, stimmt nicht. Ich habe längst aufgegeben.”
“Ich dachte, Sie geben nie auf”, wunderte sich Olivia.
Statt einer Antwort zeigte Ella nur auf sie: “Vergessen Sie nicht, um sieben Ihre Medizin zu nehmen!”
“Sehen wir uns morgen wieder?”
“Darauf können Sie Gift nehmen”, gab Ella zurück, dann stürmte sie ohne ein weiteres Wort aus dem Haus.
Trey ging zu Olivia, um sie zu trösten. “Honey, es tut mir Leid. Ich dachte, ihr beide würdet euch verstehen. Für morgen werde ich mir etwas …”
“Ich mag sie”, erklärte sie. “Sie ist der netteste Mensch, den ich je kennen gelernt habe.”
“Aber ihr zwei habt euch …”
“Wir sind beide gleich”, sagte Olivia. “Wir verlieren nun mal nicht gern. Morgen ist sie wieder besser drauf.”
“Woher willst du das wissen?”
“Weil ich sie morgen gewinnen lasse.”
Trey grinste. “Okay. Na, dann werde ich mich nur mal schnell bei ihr bedanken und über den Rest kein Wort verlieren.”
Sie winkte ihm nach, dann sortierte sie die Streichhölzer zurück in die Schachtel.
Als Trey bei Ella klingelte, erwartete er ihren Wutausbruch, doch sie öffnete die Tür und grinste ihn an. “Also Sie hätte ich jetzt noch nicht hier erwartet. Ich dachte, Sie würden erst mal Ihren Schatz umarmen und an sich drücken.”
Es kam ihm vor, als würde er neben sich stehen. Er hatte die beiden beobachtet, als sie sich
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