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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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Fossie, so viel Zeit ist vergangen …”
    “Oh Mann, welche bist du?” fragte er.
    Für einen Moment war Sheree wie vor den Kopf gestoßen. Sie und ihre Schwester hatten immer identisch ausgesehen, aber die Familie hatte die beiden stets unterscheiden können. Andererseits waren seit ihrer letzten Begegnung über fünfundzwanzig Jahre vergangen, und so konnte es gut sein, dass er wirklich nicht wusste, wen von beiden er vor sich hatte. Sie konnte es kaum glauben, dass sie so lange keinerlei Verbindung hatten.
    “Ich bin’s, Sheree”, antwortete sie und bemerkte den enttäuschten Ausdruck in seinen Augen, den er aber sofort überspielte.
    Er nickte. “Ich war mir nicht sicher. Ist das nicht komisch?”
    “Es ist nur verständlich, schließlich ist es lange her.”
    Wieder ein Nicken.
    “Komm, setzen wir uns”, sagte sie.
    Foster ließ sich zum Tisch in der Mitte des Raums führen und nahm Platz, während sich Sheree ihm gegenüber hinsetzte. Sein Blick wanderte zu Trey, dann zurück zu seiner Schwester.
    “Was machst du hier?” wollte er argwöhnisch wissen.
    Sheree seufzte. “Ich kann gut verstehen, dass du überrascht bist. Es ist schon so lange her.”
    Er verzog das Gesicht, aber sein Mienenspiel verriet mehr Schmerz als Zorn. “Tja, ich war eine Weile weg. Und du?”
    “Ich war auch eine Weile weg, aber jetzt bin ich wieder da.”
    “Und warum?”
    Tränen stiegen ihr in die Augen, und zum ersten Mal seit ihrer Begegnung sah Trey ihr ihre sechzig Jahre an.
    “Wie bist du in diese Sache reingeraten?” fragte sie, aber Foster antwortete nicht. “Foster, war es ‘Ree?”
    “Ich weiß nicht, was du da redest”, erwiderte er hastig.
    “Ich glaube, du weißt das sehr gut.”
    Er beugte sich vor und sagte noch eine Spur leiser: “Halt den Mund, du weißt ja nicht, was du da tust.”
    “Ach, Foster”, gab sie zurück, während ihr Tränen über die Wangen liefen. “Ich wünschte, ich wüsste es wirklich nicht, aber … du mußt es uns sagen.”
    Er sah zur Seite.
    “Wie bist du da reingeraten, Foster? Was hat ‘Ree von dir gewollt?”
    Wieder schwieg er.
    “Wusstest du von ihrem Baby?”
    Foster zuckte zusammen, als hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben. “Sie hatte kein Baby.”
    “Ich wusste es auch nicht”, fuhr Sheree fort. “Aber ich glaube, heute wissen wir es beide, nicht wahr?”
    Dann begann er ebenfalls zu weinen.
    “Was geschah damals, Foster? Sag es mir.”
    Er stöhnte leise auf. “Oh Gott … es fing alles mit einer Wand an. Sie rief mich an, um eine Wand zu verputzen.”
    “Was für eine Wand?” wollte Sheree wissen.
    Resigniert sank Foster in sich zusammen. Vor den Cops hätte er das bis zum Jüngsten Tag verschweigen können, aber nicht vor ihr. “Was weiß ich? Halt eine Wand. Sie sagte, dass sie in einem Haus am See mit Freunden gefeiert hatte, irgendwer war im besoffenen Kopf gegen eine Wand gerannt und hatte ein riesiges Loch reingeschlagen. Sie sagte, dass sie Ärger bekommt, wenn das nicht repariert wird. Also packte ich mein Zeug zusammen und fuhr von Amarillo aus hin.”
    Sheree sah zu Trey. “Foster hat damals in der Baubranche gearbeitet.”
    Trey nickte nur.
    Dass dieser Cop anwesend war, wollte Foster nicht zur Kenntnis nehmen, doch ein Teil von ihm war froh, dass endlich alles ans Licht kam. Er hatte dieses Geheimnis schon viel zu lange mit sich herumgetragen.
    “Also bist du hin, um die Wand zu reparieren”, sagte Sheree, um ihn zum Weiterreden zu bewegen.
    “Es war ein Haus am Lake Texoma. Weißt du noch, wie wir am vierten Juli immer da hingefahren sind?” Sie nickte. “Jedenfalls komme ich an, und da ist dieses riesige Loch in der Wand. Sie hatte schon eine Rigipsplatte vorgeschnitten und versucht, sie festzunageln, aber sie wusste nicht, was sie weiter machen sollte. Ich mache also alles sauber, verputze die Wand und sage ihr, sie soll sie ein paar Tage trocknen lassen. Wenn sie dann drüberstreicht, ist alles wieder wie neu. Ich will gerade wieder abfahren, da kommt dieses kleine Mädchen ins Zimmer gelaufen.”
    “Was sagte ‘Ree dazu?” wollte sie wissen.
    “Ich hab sie gefragt: ‘Wer zum Teufel ist denn das?’ Und sie sagt: ‘Meine Tochter.’ Ich flippe bald aus darüber und frage: ‘Deine Tochter? Was soll das heißen?’ Sie lacht daraufhin wie verrückt, das Kind fängt an zu heulen … na ja, und dann gerät auf einmal alles aus den Fugen.”
    “Aus den Fugen? Wie meinst du das?”
    “Sie nimmt das Kind hoch, damit es

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