Wie ein Wolf in der Nacht
gefährlich wäre.
Gib mir nur eine Chance, es dir zu beweisen."
"Ja, Cash."
Er hätte sie schon vorher küssen sollen. Offensichtlich war es das Einzige, was er tun musste, damit sie aufhörte zu denken und zu reden. Sie wehrte sich nicht mehr gegen seinen Vorschlag zu klettern, sie wehrte sich gegen gar nichts mehr. Selbst im Mittelalter hatten Frauen nicht diesen erfreulichen Zustand völligen Gehorsams erreicht.
Dagegen war er so durcheinander, dass er ein paar Mal fast gegen einen Baum gelaufen wäre.
4. KAPITEL
Wenn man bedachte, dass Lexie von der ungewohnten körperlichen Anstrengung fix und fertig war, hätte sie eigentlich wie eine Tote schlafen sollen.
Stattdessen kroch der Zeiger allmählich auf Mitternacht zu, und sie kämpfte immer noch gegen Ihre Schlaflosigkeit an und wurde dabei immer nervöser.
Einen Moment glaubte sie sogar, ein Geräusch vor ihrer Tür zu hören, ein kleines Jaulen oder Heulen, was natürlich lächerlich war. Dieser Teil des Hauses war stiller als ein Grab. Als das Geräusch sich nicht wiederholte, kaute Lexie weiter an ihrem Daumennagel, starrte auf die Mitternachtsschatten an der Decke und durchlebte - zum xten Mal -, wie sie in Cash McKays Armen gelandet war.
Sie hatte ihm gesagt, dass sie unter Höhenangst leide.
Dennoch hatte sie es tatsächlich geschafft, etwas über einen halben Meter an dieser Furcht erregenden Wand hinaufzuklettern und dabei bei jedem Schritt zu jammern: "Cash, ich kann nicht! Ich kann nicht!"
Cash schien zu denken, dass der Versuch ein Reinfall gewesen sei, aber er verstand nicht.
Bereits sechs Zentimeter wären ein Erfolg für sie gewesen, ein halber Meter war ein Triumph.
Und der hinterhältige Kerl hatte sie mit einem Kuss dazu überredet gehabt. Mit einem Kuss, der sie völlig durcheinander gebracht hatte. Küsse hatten gefälligst angenehm und nett zu sein, aber eben nur Küsse. Lexie erinnerte sich nicht, dass irgendein Mann vor Cash sie dazu gebracht hatte ohne Fallschirm in die Tiefe zu stürzen.
Cash McKay war natürlich hinreißend, aber das war doch kein Grund, in seinen Armen dahinzuschmelzen, als ob er die Antwort auf ihre geheimsten Wünsche wäre.
Sie hatte sich auf Anhieb in verliebt, aber das erhellte ihr Verhalten auch nicht. Cash McKay war ein anständiger Kerl, der seinen Sohn zutiefst liebte und auch anderen gegenüber fürsorglich und freundlich war. Selbstverständlich hatte sie sich in ihn verliebt. Aber genauso sehr vergötterte sie Marshmallows mit Schokoladeneis.
Lieber Himmel, wenn er sie gebeten hätte, hätte sie sich sogar splitterfasernackt für ihn ausgezogen, damit sie sich lieben konnten - draußen, am helllichten Tag und bei all dieser anstrengenden frischen Luft.
Vielleicht liegt hier in Idaho etwas in der Luft, überlegte Lexie beunruhigt. Etwas Unsichtbares, aber sehr Starkes, das einen süchtig machte. Oder vielleicht litt sie ja an einem Abgasentzug, bei dem eine Überdosis sauberer Luft und der Mangel an Luftverschmutzung einem das Gehirn benebelten. Es gab alle möglichen Erklärungen für ihr unverzeihliches Verhalten. Sie fand nur keine, die auch wirklich glaubhaft klang.
Plötzlich hörte sie erneut ein seltsames Geräusch - ein leises Kratzen.
Gereizt stand sie auf und ging zur Tür. Da war es wieder, das Kratzen und das Jaulen. Lexie öffnete die Tür einen Spalt, doch bevor sie hindurchgucken konnte, hatte eine feuchte Schnauze sich an ihrem Knie vorbeigeschoben, und einen Moment später sah es so aus, als ob ein ausgewachsener Golden Retriever auf ihr Bett springen würde.
Nachdem sie das Licht angeknipst hatte, musste sie sich korrigieren. Der hechelnde Hund auf ihrem Bett war ein ausgewachsener Golden Retriever und außerdem
schwanger.
"Aus irgendeinem unglaublichen Grund", sagte Lexie, "scheinst du zu denken, dass du auf meinem Bett die Nacht verbringen wirst, was?"
Die Hündin klopfte freundlich mit dem Schwanz auf die Matratze.
"Zu deiner Information: Ich schlafe nicht einmal mit fremden Männern, geschweige denn mit fremden Hunden. Und warum hast du überhaupt mich und dieses bestimmte Bett ausgesucht?" Lexie schnippte mit den Fingern. "Natürlich, wir sind die einzigen Frauen im Haus, ist es deswegen? Überall sonst weht einem überborden-des Testosteron um die Nase, richtig?"
Sie knipste das Oberlicht wieder aus und ließ nur die kleine Lampe neben dem Bett an.
Lexie kam vorsichtig näher. Das Tier hatte so freundliche Augen, dass es unmöglich gefährlich sein konnte,
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