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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Clair
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Glitzern in seinen Augen zeigte ihr deutlich, dass Nachsicht das Letzte war, was er benötigte.
    „Natürlich hat sie das“, meinte Pearl. „Es wird ihr guttun, mal auszugehen. Eins muss ich noch sagen – die Musik ist immer hervorragend.“
    „Aber ich habe für so eine Gelegenheit überhaupt nichts anzuziehen“, protestierte Rachel.
    Bryn lachte schallend. „Die uralte Ausrede der Frauen.“
    „Wir finden schon was für dich.“ Pearl überlegte kurz. „Du kaufst dir einfach etwas Schönes.“
    Rachel versuchte, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. Sie sah zu Bryn und erkannte die Aufforderung in seinem Blick, die fast schon wie ein Befehl wirkte. „Kauf dir was Schönes, ich bezahl es.“
    „Kommt gar nicht infrage“, gab sie zurück. „Ich bezahle meine Sachen selbst.“
    „Lass ihn doch“, meinte Pearl. „Donovan Industries kann es sich leisten. Es wird als Geschäftsausgabe verbucht.“
    „Das geht doch nicht …“ Rachel war sicher, dass so etwas nicht von der Steuer abgesetzt werden konnte.
    „Wir können später noch darüber diskutieren“, meinte Bryn und wandte sich dann an seine Mutter: „Begleite sie doch und schau mal, dass du was Schönes findest.“
    „Um mich in einen Schwan zu verwandeln?“, fragte Rachel trocken.
    „So habe ich es nicht gemeint, und das weißt du auch. Du warst nie ein hässliches Entlein. Aber wie du schon ein paarmal betont hast“, fügte er mit leuchtenden Augen hinzu, „bist du jetzt eine Frau. Und mir ist noch nie eine Frau begegnet, die sich nicht gerne ab und zu schön anzieht. Ich erinnere mich da an eine kleine rosa Fee, die eine ganze Weile mit ihren Sachen herumstolziert ist …“
    Rachel zuckte zusammen. „Ich war sechs Jahre alt.“ Sie hatte das Feenkleid zum Geburtstag bekommen, weil ihre Mutter sie daran erinnern wollte, dass sie ein Mädchen war. Und eine Zeit lang war es ihr Lieblingskleid gewesen. Aber die Phase hatte nicht lange angehalten. Denn rosa Spitze und hauchzarte Flügel waren nicht eben dazu angetan, auf Bäume zu klettern oder in einem alten Autoreifen am Baum zu schaukeln. Und der Zauberstab war zerbrochen, als sie ihn bei einem Kampf mit einem ihrer Brüder als Schwert benutzt hatte.
    Eigentlich wusste sie nicht, was sie mehr ärgerte. Dass Bryn sie ständig an ihre ausgelassene Kindheit erinnerte oder dass er ihr immer wieder unmissverständlich zeigte, dass er in ihr eine begehrenswerte Frau sah – oder zumindest einen Ersatz für die, die er wirklich wollte.
    Um Pearls willen konnte sie jedoch kaum ablehnen. Dass sie mit Rachel einkaufen wollte, war für sie ein weiterer Schritt hin zum normalen Leben und heraus aus ihrer selbst gewählten Einsamkeit als Witwe.
    „Und?“ Bryn hob die Brauen.
    „Na gut.“ Beinahe wütend sah sie ihn an, weil er sie doch noch herumgekriegt hatte.
    „Danke, Rachel.“ Er neigte den Kopf und wirkte so demütig, dass sie ihn argwöhnisch ansah, aber er begegnete ihrem Blick mit höflicher Miene.
    Der Einkaufsbummel war eine Überraschung für Rachel. Zielsicher ging Pearl zu den exklusivsten Boutiquen, ohne den üblichen Modegeschäften überhaupt einen Blick zu gönnen. Überall wurde sie erfreut und mit ausgesuchter Höflichkeit begrüßt.
    Rachel, auf Unabhängigkeit bedacht, erklärte, dass sie etwas zu einem vernünftigen Preis haben wolle. Wobei ihre Vorstellung von „vernünftig“ eine andere zu sein schien als die der Ladenbesitzer. Als einer der Couturiers meinte: „Ich glaube, ich habe genau das Richtige für Sie, Miss Moore“, um dann kurz zu verschwinden, murmelte Rachel verzweifelt: „Ich kann doch nicht so viel Geld für ein Kleid ausgeben, das ich wahrscheinlich nie wieder tragen werde.“
    Gelassen sah Pearl sie an. „Du bist Bryns Begleiterin an diesem Abend, und er repräsentiert Donovan Industries. Mach dir um das Geld keine Sorgen. Außerdem kannst du es ja hinterher immer noch verkaufen, wenn du willst.“
    Sie stellte sich taub gegen jeden weiteren Versuch des Protestes und fand offenbar Geschmack an der Rolle der Modeberaterin. Nachdem sie sich endlich für ein Kleid entschieden hatten, zog Rachel ihre Kreditkarte heraus, doch Pearl winkte ab und meinte zu der Verkäuferin: „Setzen Sie es bitte auf meine Rechnung.“
    Rachel wollte sich nicht weiter mit ihr streiten, sondern würde später mit Bryn darüber reden.
    Nachdem sie Rachel noch zu einem Paar neuer Schuhe, passend zu dem Kleid, überredet hatte, begleitete Pearl sie zu ihrem

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