Wie eine Rose im Morgentau
an.
„Auch hallo“, meinte Bryn leichthin, während Rachel sich nach den Eltern des Kleinen umsah, doch alle schienen mit ihrem Essen beschäftigt.
„Hast du einen Hund?“, wollte der Junge von Bryn wissen.
„Äh …, nein, im Moment nicht. Als ich etwa so alt war wie du hatte ich aber einen.“
„Und wie hieß der?“
„Jet. Und wie heißt du?“
„Toby. Wenn ich sieben bin, krieg ich einen Hund. Aber er muss bei meinem Dad bleiben, weil meine Mutter Hunde nicht mag. Ich werde ihn Toa nennen.“
„Mutig?“, übersetzte Bryn das Wort aus der Sprache der Maori. „Ein guter Name.“
Begeistert nickte Toby und schaute auf, als ein Mann mit einem Bier und einer Limonade zu ihnen kam. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst am Tisch bleiben“, wies er den Jungen zurecht. Und an Bryn gewandt: „Entschuldigung.“
„Kein Problem.“ Bryn winkte ab. „Wir hatten eine interessante Unterhaltung.“
„Du warst so lange weg, Daddy!“, erklärte Toby. „Und mir war soo langweilig.“
Bryn beobachtete, wie die beiden zu ihrem Tisch gingen, und Rachel folgte seinem Blick. Der Mann stellte die Getränke ab und verstrubbelte dem Jungen die Haare. Ein breites Grinsen erhellte Tobys Gesicht. Offensichtlich liebte er seinen Vater über alles.
Als Rachel sich wieder zu Bryn umwandte, war sie überrascht, ihn so nachdenklich zu sehen. Ob er den anderen Mann beneidete? Schließlich sah er sie an und meinte fast abwehrend: „Ein nettes Kind. Schade, dass seine Eltern sich wohl getrennt haben.“
„Ja“, stimmte sie zu, „aber sein Vater ist ja trotzdem für ihn da. Manche machen sich einfach aus dem Staub.“
„Manche, ja“, gab er ziemlich grimmig zurück.
Aber Bryn würde so etwas natürlich nicht tun. Er nahm es mit seiner Verantwortung sehr ernst. Trotzdem könnte es ihm vielleicht zu viel werden, wenn er sich zusätzlich noch um Frau und Kinder kümmern müsste. Sie überlegte, ob er jemals den Wunsch gehabt hatte, aus der Familie und dem Betrieb auszubrechen, so wie seine Schwester es getan hatte.
„Was überlegst du?“, wollte er wissen.
„Gefällt dir dein Job eigentlich?“ Rachel nahm ihre Kaffeetasse zur Hand. „Ich meine, dir blieb nicht viel anderes übrig, oder?“
Er lehnte sich zurück, als ob er die Frage erst überdenken wollte. Schließlich sagte er: „Als ich so zwölf, dreizehn war, wollte ich unbedingt Astronaut werden. So wie jeder zweite Junge auf der Welt.“ Er schüttelte den Kopf. „Im Übrigen war es für mich selbstverständlich, dass ich eines Tages den Betrieb leite. Und meistens gefällt es mir auch.“
Rachel nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Als sie die Tasse wieder abgestellt hatte, griff Bryn über den Tisch und wischte ihr sanft mit dem Finger ein bisschen Schaum von der Oberlippe. Bei seiner Berührung lief ihr ein Schauer über den Rücken.
Schnell fuhr Rachel mit der Zunge über die Lippen, um den restlichen Schaum fortzuwischen. Als sie jedoch bemerkte, dass sein amüsiertes Lächeln einem seltsam bedrohlichen Ausdruck wich, wünschte sie, es nicht getan zu haben.
Mit ungewohnter Neugier sah er sie an. „In der einen Minute bist du das kleine Mädchen, das ich kannte … und in der nächsten eine erwachsene Frau.“
„Ich bin tatsächlich erwachsen“, rief sie ihm in Erinnerung. Denn es war nicht das Mädchen gewesen, das auf seine leichte Berührung reagiert hatte, sondern die Frau, die sich ihrer Sexualität sehr wohl bewusst war. Eine Frau, die sich dennoch nicht den Kopf verdrehen ließ, nur weil das anscheinend unerreichbare Objekt ihrer dummen jungmädchenhaften Begierde endlich bemerkt hatte, dass sie erwachsen geworden war.
Trotzdem verfolgte sie die Erinnerung an jene Nacht vor vielen Jahren, als sie für einen aufregenden Augenblick geglaubt hatte, dass ihre kindlich romantischen Träume Wirklichkeit werden könnten.
5. KAPITEL
Kaum waren sie wieder zu Hause, schlug Bryn vor, schwimmen zu gehen. Auch wenn Wolken aufgezogen waren, war es heiß und die Luft feucht.
Rachel zögerte nicht lange. Rasch ging sie nach oben, um ihren Badeanzug zu holen.
Obwohl der Anzug einen tiefen Ausschnitt hatte und am Bein hoch geschnitten war, enthüllte er lange nicht so viel wie das winzige Bisschen, das Kinzi getragen hatte. Sie nahm ein Handtuch und lief leichtfüßig wieder nach unten. Überrascht sah sie, dass Bryn am Fuß der Treppe auf sie wartete. Er trug Badeshorts, die tief auf der Hüfte saßen und seine langen muskulösen Beine
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