Wie eine Rose im Morgentau
Friseur, der ihre wilden Locken in eine hübsche Form brachte.
Zudem ordnete Pearl an, dass Rachel sich an dem Abend in Bryns Apartment in Auckland ankleiden sollte. Sie selbst würde ebenfalls kommen – nicht als Anstandsdame, sondern um Rachel bei ihrer Frisur behilflich zu sein.
In Bryns Gästezimmer überwachte und vervollständigte sie dann nicht nur Rachels Make-up, sondern schlang auch eine kleine Perlenkette in deren Haare, die zu einem griechischen Knoten aufgesteckt waren, während ein paar Locken anmutig ihr Gesicht umrahmten. Schließlich nahm sie noch einen engen Halsreif aus Perlen und Diamanten aus einer ledernen Schmuckschatulle und legte ihn um Rachels Hals.
„Das kann ich doch nicht tragen“, protestierte Rachel, die nicht daran zweifelte, dass die Steine echt waren.
„Natürlich kannst du. Ich trage ihn sowieso nicht mehr. Eine Frau in meinem Alter ist nämlich nicht sonderlich erpicht darauf, die Aufmerksamkeit auf ihren Hals zu lenken. Und dir steht die Kette ausnehmend gut.“
Mit seiner unaufdringlichen Eleganz passte der Schmuck perfekt zu dem schimmernden dunklen Goldton des Satinkleids, mit dem plissierten Oberteil und dem schlichten Rock, der um ihre Füße schwang. „Nein“, wehrte Rachel ab, „Ich kann nicht …“
„Unsinn. Es ist doch nur eine Leihgabe. Genau wie das hier.“ Pearl legte einen cremefarbenen Spitzenschal um Rachels Schultern, der ihr ebenfalls selbst gehörte.
Als es an der Tür klopfte, stand Rachel vorsichtig auf, während Pearl rief: „Du kannst hereinkommen.“
Bryn erschien auf der Schwelle. In seinem Abendanzug mit der schwarzen Fliege sah er noch attraktiver aus als sonst. Sein Blick verdunkelte sich, als er Rachel musterte, von ihrer kunstvoll arrangierten Frisur mit den Perlen, den Juwelen am Hals, dem wunderschönen Designerkleid bis hin zu den funkelnden Stöckelschuhen.
Als sein Blick zurück zu ihrem Gesicht ging, wirkte er angespannt, und sie fürchtete einen Moment, dass ihm nicht gefiel, was er sah.
Da er immer noch kein Wort sagte, meinte seine Mutter: „Und? Was meinst du?“
Sein Blick ruhte immer noch auf Rachel. „Sie sieht … atemberaubend aus.“
„Deine Mutter hat ganze Arbeit geleistet, um etwas aus mir zu machen“, wehrte Rachel ab.
„Unsinn“, entgegnete Pearl tadelnd. „Ich habe dir nur dabei geholfen, deine natürliche Schönheit zu unterstreichen. Und jetzt geht und amüsiert euch.“
Auf Geheiß seiner Mutter hatte Bryn eine Limousine gemietet, damit Rachels Kleid nicht zerknittert wurde. Der luxuriöse Wagen mit den Ledersitzen war so geräumig, dass genügend Platz zwischen ihnen blieb, nachdem sie sich gesetzt hatten. Bryn saß mit verschränkten Armen da und schien sie vergessen zu haben – was Rachel auch nicht eben half, ihre wachsende Unruhe zu bekämpfen.
Schließlich hielt der Chauffeur vor dem großen Gebäude mit dem Säulengang. Nachdem Rachel mit Bryn ausgestiegen war, fand sie sich zu ihrem Erstaunen in einem Blitzlichtgewitter wieder. Sie setzte ein Lächeln auf, während Bryn seine Hand auf ihren Rücken legte und sie hineinführte.
Bryn sprach kurz mit dem Veranstaltungsleiter durch, ob alles nach Plan verlief. Bald hatte sich der große Saal gefüllt. Angeregt unterhielten sich die Gäste, tranken Wein und nahmen von den Kanapees, die herumgereicht wurden.
Langsam schlenderte Bryn mit Rachel durch den Saal und stellte sie ein paar Gästen vor, die sie aus der Zeitung oder vom Fernsehen kannte. Andere wiederum hätte sie von ihrem Titel oder deren Arbeit gekannt, wäre sie nicht so lange fort gewesen.
Die meisten Gäste funkelten mit ihren Juwelen und Abendroben um die Wette. Einige sahen sehr elegant aus, andere hingegen hatten ein bisschen zu dick aufgetragen. Alle jedoch schienen sich gut zu amüsieren.
Sie plauderte mit einigen älteren Angestellten und merkte sich deren Namen, falls sie für ihr Buch noch Informationen brauchte. Später stellte Bryn sie ein paar Leuten vor, die gut mit ihm befreundet zu sein schienen. Rachel wurde freundlich, aber auch neugierig begrüßt. Vermutlich fragten sie sich, was mit Kinzi passiert war. Trotzdem entspannte Rachel sich allmählich in deren lebhafter Gesellschaft, und ihr zuvor aufgesetztes Lächeln kam nun von Herzen.
Irgendwann entschuldigte sich Bryn kurz bei ihr, um eine kleine Ansprache zu halten und die Gäste daran zu erinnern, dass an diesem Abend noch eine Versteigerung stattfinden würde. Der Erlös war für einen guten Zweck
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