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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Clair
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dieses Auto nicht.“ Selbst in Rachels Ohren klang die Antwort nicht überzeugend, auch wenn sie wusste, dass die ältere Frau ihren roten Sportwagen vermisste.
    Auch Bryn sah skeptisch aus. „Du würdest keinen Wagen fahren. Selbst wenn Rachel dabei ist, bestehst du darauf, dass sie fährt.“
    Ergeben warf Pearl die Hände in die Luft. „Na schön.“ Sie errötete. „Ich bin einmal zu oft erwischt worden, als ich zu schnell gefahren bin, lange, bevor Malcolm … gegangen ist. Man hat mir für sechs Monate den Führerschein entzogen. Und danach … ach, ich weiß auch nicht“, beendete sie lahm. „Ich wollte einfach nicht mehr fahren. Es war schon so lange her, und ich hatte vermutlich das Vertrauen in meine Fahrkünste verloren.“
    Verblüfft sah Bryn sie an. „Wusste Dad, dass man dir den Führerschein abgenommen hat?“
    Seine Mutter seufzte. „Ich musste es ihm irgendwann sagen. Kurz bevor es passierte … mit seinem Herzanfall.“ Ihre Stimme zitterte, und sie hatte Tränen in den Augen. „Er war … bestürzt.“
    „Du meinst wohl wütend“, verbesserte Bryn.
    Tröstend legte Rachel den Arm um Pearls Schultern und warf Bryn einen warnenden Blick zu.
    „Was meinst du mit ‚kurz bevor er gegangen ist‘?“, fragte er leise. „Ein paar Minuten oder Tage?“ Seine Stimme wurde wieder lauter. „Du fühlst dich doch wohl nicht verantwortlich für seinen Tod, oder? In seinem Zustand hätte es jederzeit passieren können.
    Nur gut, dass er nicht gefahren ist, als sein Herz versagte.“
    „Ich weiß, das wurde uns damals gesagt.“ Pearl wischte mit der Hand über die Augen. „Trotzdem muss ich immer wieder daran denken, dass uns noch ein bisschen mehr Zeit geblieben wäre, wenn wir uns am Tag zuvor nicht gestritten hätten.“
    Bryn trat zu ihr und nahm ihre Hände in seine. „Er ist nur wütend gewesen, weil er sich Sorgen machte. Du weißt, dass er dich mehr als alles andere auf der Welt geliebt hat.“
    „Ach, Bryn!“, protestierte sie schwach. „Dich und deine Schwester …“
    „Ja, er hat uns auch geliebt, aber dich hat er angebetet.“
    Ein zitterndes Lächeln erhellte für einen Moment ihr Gesicht, ehe Bryn fortfuhr: „Er hätte den Gedanken nicht ertragen, dass dir etwas zustoßen könnte. Und nachdem du diesen Unfall hattest …“
    „Das war doch nichts.“
    „Es hat ihm Angst gemacht. Er wollte dich in Sicherheit wissen und dass du glücklich bist. Er hat nie versucht, dich vom Fahren abzuhalten. Hättest du ihm gesagt, dass du das Auto nicht magst, hätte er dir sofort ein anderes gekauft. Also tausch den Wagen doch einfach um und hole dir einen, der dir gefällt. Ich würde dir allerdings vorschlagen, einen Wagen mit Automatik zu nehmen.“
    „Mit was?“, fragte Pearl entgeistert.
    „Ein Automatikwagen reguliert von selbst die Geschwindigkeit“, erklärte Bryn geduldig.
    „Ach, das ist vermutlich keine schlechte Idee.“
    Bryn tauschte einen hoffnungsvollen Blick mit Rachel. Pearl mochte zwar nicht sonderlich begeistert klingen, aber sie hatte den Vorschlag auch nicht verworfen.
    „Dad würde es überhaupt nicht gefallen, dass du dir irgendwelche Schuldgefühle gibst“, sagte er sanft und sah seine Mutter eindringlich an.
    Rachel hielt ihm die Wagenschlüssel hin. Er nahm sie und legte sie in Pearls Hand.
    „Rachel ist ja bei dir“, munterte er sie auf. „Und du hast doch Vertrauen zu ihr, nicht wahr?“
    „Natürlich.“ Ein Anflug ihres gewohnt kecken Lächelns umspielte ihre Lippen. „Aber hat sie auch Vertrauen zu mir ?“
    „Auf jeden Fall“, versicherte Rachel. Bryn hatte es tatsächlich geschafft, mit Verständnis, Sensibilität und einer gehörigen Portion Logik das Problem seiner Mutter zu lösen.
    Pearl sah auf den Schlüssel in ihrer Hand und atmete tief durch. „Na schön. Dann wollen wir mal.“
    Bryn küsste sie auf die Wange. „Na mach schon“, neckte er sie und schob sie auf die Fahrerseite. „Aber geh es ein bisschen langsam an, okay?“
    Kaum hatte sie sich hingesetzt und Rachel auf dem Beifahrersitz Platz genommen, steckte sie den Schlüssel ins Zündschloss, atmete noch einmal durch, ehe sie ihn umdrehte und vorsichtig Gas gab. Langsam fuhr der Wagen an, und nachdem sie sich in den Verkehr eingefädelt hatte, fuhr Pearl ungewohnt vorsichtig. Doch als sie die Brücke beim Hafen überquert hatten, bemerkte Rachel, dass Pearls verkrampfter Griff um das Lenkrad sich ein wenig lockerte.
    „Sie hat es sehr gut gemacht“, versicherte Rachel,

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