Wie eine Rose im Morgentau
war naiv und dumm gewesen. Und sie war froh, dass Bryn der Mann war, dem sie sich an den Hals geworfen hatte. Selbst betrunken würde er nie ein dummes Schulmädchen ausnutzen, das verliebt in ihn war, jedoch keinerlei Erfahrung mit Männern hatte.
Sie hatte ihn nicht anstacheln, sondern nur trösten wollen, als sie ihn umarmte. Ihm einen zärtlichen Kuss zu geben schien ihr selbstverständlich. Oft hatte sie davon geträumt, Bryn zu küssen, doch sie hätte nie geglaubt, den Mut zu finden oder überhaupt eine Gelegenheit dazu.
Und vor allem nicht, dass er darauf eingehen würde.
Aber in jener Nacht war alles anders gewesen. Bryn war tief verletzt, und sie konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen.
Zunächst hatte er ihren Kuss reglos hingenommen. Erst als sie sich zurückziehen wollte, hatte er reagiert.
Naserümpfend hatte sie registriert, dass sein Atem nach Bier roch, als er seine Arme um sie legte. Noch ein anderer Duft mischte sich darin, den sie nie zuvor wahrgenommen hatte und der sie erschauern ließ und ganz neue Gefühle in ihr weckte.
Sie spürte, wie ihre Knospen hart wurden, ihr Atem schneller ging und ein seltsames Feuer sie durchströmte.
Sie wusste, dass sie erregt war, weil sie darüber gelesen und in der Schule in nüchterner Form darüber aufgeklärt worden war. Doch all das hatte sie nicht auf diesen Moment vorbereiten können – die überwältigende Sehnsucht, Bryn ganz nah zu spüren, zu erfahren, wie es war, von einem Mann geküsst und gehalten, von ihm überall berührt zu werden.
Während er sie fest umschlungen hielt, konnte sie kaum atmen. Seine wilden Küsse schockierten und erregten sie zugleich. Sie spürte seine Hand im Nacken, seine Finger in ihren Haaren, ehe er ihren Kopf in seine Armbeuge legte, um sie weiter voller Leidenschaft zu küssen. Dann berührte er ihre Brüste, und Rachel bog sich ihm instinktiv entgegen.
Sie spürte seine Erregung, wusste, was sie in ihm ausgelöst hatte. Angst und Zweifel lieferten sich einen Kampf mit ihrem primitiven Triumph, wie ihn schon die ersten Menschen empfunden haben mochten, als sie ihr Verlangen zueinander entdeckten.
Bryn hob sie hoch. Er schwankte ein wenig, ging in die Knie, sodass sie auf den Schlafsack fiel, den er am Boden ausgebreitet hatte. Dann lag er auf ihr, berührte sie überall, küsste ihren Mund, ihren Hals, ihre Schulter, während er das Nachthemd über ihre Schenkel schob.
Seit der Pubertät scheute sie davor zurück, zu viel von ihrem Körper zu enthüllen. Deshalb fühlte sie sich jetzt entblößt, und ein kalter Luftzug sandte ihr einen Schauer über Arme und Beine.
Sie sah in Bryns Gesicht und erblickte einen Fremden, dessen Gesichtszüge vor Verlangen angespannt waren. Sie hätte nie gedacht, wie stark sich ein männlicher Körper anfühlen und wie hilflos sie in den Armen eines Mannes sein würde.
Und dann griff die Wirklichkeit mit kalten Fingern wieder nach ihr.
Rachel versuchte, ihn ein wenig von sich zu stoßen, doch er schien es nicht zu bemerken. Stattdessen fuhr er mit der Hand an der Innenseite ihrer Oberschenkel hinauf und berührte ihre geheimste Stelle. Ein nie gekanntes Gefühl durchfuhr sie wie ein Blitz und ließ sie vor Erregung, aber auch Panik erschauern.
Panik und ein plötzliches Gefühl der Scham trugen den Sieg davon. Sie schlug die Beine übereinander, sträubte sich gegen ihn und keuchte: „Nein!“
„Was ist denn?“, murmelte Bryn, der nur langsam reagierte. Als sie mit hoher, panischer Stimme ihre Ablehnung wiederholte, brauste er auf, sodass sie zusammenzuckte. Erleichtert stellte sie jedoch fest, dass er sich von ihr herunterrollte.
„Verschwinde.“ Seine Stimme klang so belegt, dass sie sie kaum wiedererkannte.
„Tut mir leid“, flüsterte sie. „Ich wollte nicht …“
Sie schluckte und dachte an den Schwur, den sie sich gegeben hatte – ihre Jungfräulichkeit nicht leichtfertig und zu früh zu verschenken, wie einige ihrer Freundinnen es getan und von denen manche es dann bitter bereut hatten. In ihren romantischen Träumen stellte sie sich vor, dass sie allein für den Mann bestimmt war, den sie für immer lieben würde.
„Verschwinde, habe ich gesagt!“ Bryns Stimme klang nun härter. „Um deiner selbst willen.“
„Wenn … wenn ich was für dich tun kann …“, stammelte sie unglücklich, denn sie hatte gehört, dass Jungen sich sehr schwer damit taten, wenn sie abgelehnt wurden. Sie beugte sich zu ihm hinunter, um ihn zu berühren. „Ich weiß,
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