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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Clair
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selbst etwas vor?
    Vielleicht hatte er sich auch daran gewöhnt, sie als Lückenbüßer zu sehen, und wollte nicht, dass sie sich Hoffnungen auf eine dauerhafte Beziehung machte.
    Wut flammte in ihr auf und drängte die heißen Tränen zurück, die in ihr aufzusteigen drohten. Sollte er wirklich annehmen, sie sei glücklich damit, auf Abruf bereitzustehen, wenn er gerade eine Frau an seiner Seite brauchte, dann würde sie …
    Ja, was denn?, überlegte sie. Eine Eifersuchtsszene machen? Allein die Vorstellung ließ sie zusammenzucken. Oder würde sie ihn fragen, was seine Absicht war? Kaum besser. Er wusste, dass ihre Zeit hier bald abgelaufen war. Vielleicht erwartete er, dass ihre „Beziehung“ von selbst ein Ende finden würde, wenn sie Rivermeadows verließ. Und da war es doch am bequemsten, wenn er sich nicht festlegte.
    Als sie eines Abends vor dem Computer saß und ihren Text überarbeitete, stand Bryn plötzlich hinter ihr. Er gab ihr einen Kuss auf den Nacken, strich über ihr Haar und flüsterte in ihr Ohr: „Komm doch in den Garten. Es ist so ein wunderschöner Abend und ein fantastischer Sonnenuntergang.“
    Ihr Blick verfinsterte sich, weil sie spürte, dass sie am liebsten mit ihm gehen würde. „Ich bin beschäftigt“, gab sie knapp zurück.
    Bryn richtete sich wieder auf und drehte den Stuhl zu sich herum, sodass sie ihn ansehen musste. „Hey, was ist denn los?“
    „Nichts. Nur dass ich für diese Arbeit hier bezahlt werde und nicht einfach alles liegen und stehen lassen kann, wenn du gerade mal wieder Gesellschaft brauchst oder eine Frau an deiner Seite, die dich zu irgendeinem Betriebskaffeekränzchen begleitet.“
    „Du hast aber eine Laune“, meinte er, ohne im Mindesten enttäuscht zu wirken. Er trat einen Schritt zurück und deutete mit dem Kopf auf den Bildschirm. „Läuft es nicht gut mit der Arbeit?“
    Das Mitleid, das in seiner Stimme mitschwang, gab ihr den Rest. Sich an seiner Schulter auszuweinen war das Letzte, was sie wollte. „Es würde bestens laufen“, sagte sie mürrisch, „wenn ich nicht immer unterbrochen würde. Ich habe nur noch ein paar Wochen Zeit, bis der Text fertig sein muss.“
    Sie drehte den Stuhl wieder herum und starrte auf den Bildschirm, ohne von dem Geschriebenen überhaupt etwas wahrzunehmen.
    Plötzlich lagen seine Hände auf ihren Schultern, und er massierte ihre verspannten Muskeln. „Entspann dich“, beschwichtigte er sie. „Keiner tadelt dich, wenn du mehr Zeit brauchst. Mir scheint, du arbeitest viel zu lang. Es ist schon nach fünf. Mach eine Pause und geh an die frische Luft.“ Er wollte sie hochziehen. „Jetzt komm schon.“
    Ihr Widerstand schmolz dahin. Hätte er sie angefaucht, statt geduldig und verständnisvoll zu sein, hätte sie nicht nachgegeben. Als er sie zur Tür begleitete, seufzte sie auf. „Tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe. Ich hatte kein Recht dazu.“
    „Ich habe ein dickes Fell.“ Er lächelte schief. „Und du hast jedes Recht, mir zu sagen, wenn ich dich störe.“
    Sie standen auf der Terrasse und bewunderten den feuerroten Himmel, dessen Farbe zu Gold und Rosa und dann zu einem gespenstischen Grau wechselte, während die Grillen ihr Lied anstimmten. Bryn hielt immer noch Rachels Hand, und sie wehrte sich nicht dagegen, dass seine warmen Finger sich um ihre schlossen.
    Sie nahmen den schattigen Weg, der unter den Bäumen entlangführte. Beim Sommerhaus blieben sie stehen.
    Sofort versteifte sich Rachel und wollte sich Bryn entziehen, doch er hielt ihre Hand fest. „Du hast doch keine Angst vor mir, oder?“ Er wirkte angespannt.
    Rachel schüttelte den Kopf, spürte jedoch, dass sie zitterte und ihr Mund plötzlich trocken war. Warum hatte er sie hierhergeführt?
    Er nahm auch ihre andere Hand. „Damals habe ich dir Angst gemacht. Du hast gesagt, dass du mir vergeben hast, aber mir selbst kann ich das nie verzeihen.“
    „Ich hatte keine Angst vor dir“, entgegnete sie. „Ich wusste, dass ich dir vertrauen konnte.“
    Ein Schatten flog über sein Gesicht, wie eine dunkle Wolke. „Das war dein Fehler.“
    „Nein, es war kein Fehler, Bryn.“
    Einen Moment schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, schienen sie heller, trotz der tiefen Dämmerung, die sie umfing. „Dann warst du eine naive kleine Närrin“, sagte er heiser. „Ich war betrunken. Wer weiß, was passiert wäre, hätte ich nicht noch genug Verstand gehabt, dich fortzuschicken – beinahe zu spät.“
    Er hatte recht, sie

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