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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Clair
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du wolltest …“
    Er schlug ihre Hand weg. „Ich wollte eine … Frau“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Kein verdammtes Schulmädchen. Und jetzt verschwinde endlich, verdammt noch mal, ehe ich etwas tue, das wir beide bereuen werden.“
    Rachel schluchzte auf, dann lief sie hinaus in die Dunkelheit, hastete an den Bäumen vorbei, ohne zu merken, dass die Zweige ihre Arme zerkratzten und den Saum ihres Nachthemds aufrissen.
    Sie verlor eine Sandale, hob sie auf und lief mit bloßem Fuß weiter. Ein hysterisches Lachen drang aus ihrer Kehle, weil sie plötzlich an Aschenputtel denken musste.
    Als sie das offene Tor bei ihrem Zuhause erreichte, atmete sie tief durch, dann huschte sie hinten über den Rasen, kletterte durchs Fenster in ihr Zimmer, schlüpfte unter die Bettdecke und vergrub ihr Gesicht im Kissen, damit niemand ihr haltloses Schluchzen hören konnte.

8. KAPITEL
    Selbst jetzt, als sie zehn Jahre später mit Bryn vor dem Sommerhaus stand, musste Rachel bei der Erinnerung an diese Nacht die Tränen fortblinzeln. Sie entzog Bryn ihre Hände und fuhr mit dem Fingerknöchel über ihren Augenwinkel, in den sich eine Träne gestohlen hatte. „Ich wusste, dass du mir nie wehtun würdest“, sagte sie.
    Außer in diesem einen Moment der Panik, als er ihr wie ein furchterregender Fremder erschienen war, der in Bryns Körper geschlüpft war. Wenn sie ehrlich war, hatte das unkontrollierte und verwirrende körperliche Verlangen sie viel mehr beunruhigt als alles, was Bryn getan hatte.
    Schließlich hatte er sich von ihr gelöst und sie angefahren zu verschwinden. Sie wusste inzwischen, dass er sie damit vor sich selbst hatte retten wollen – und vor ihm. „Du hast das Richtige getan“, erklärte sie „Ich war nicht mehr so jung, um nicht zu wissen, dass ich mit dem Feuer spielte. Du hättest mich nicht anschreien müssen, damit ich gehe.“
    „Ich weiß nicht mehr genau, was ich gesagt habe“, gab er zu. „Nur, dass ich sehr rüde war. Du hast mir nie die Gelegenheit gegeben, mich zu entschuldigen, bevor du mit deinen Eltern weggezogen bist. Wenn ich dich mal zu fassen bekam, bist du jedes Mal davongelaufen. Ich glaubte, du hättest Angst, dass ich dich noch mal überfallen würde.“
    „Du hast mich nicht überfallen. Wenn überhaupt, war es genau umgekehrt. Ich hätte dich nicht küssen dürfen. Das war dumm von mir.“
    „Nein, es war entzückend“, widersprach er. „Aber ich hätte es dabei bleiben lassen sollen …“
    „Das spielt jetzt keine Rolle mehr.“
    „Für mich schon. Ich habe sehr wohl gemerkt, dass du diesen Ort hier meidest. Und ich möchte … den bösen Geist dieser Nacht vertreiben, für uns beide. Vertraust du mir, Rachel?“
    „Ja“, sagte sie ohne zu zögern.
    Er hielt ihr die Hand hin, und vertrauensvoll legte sie ihre hinein.
    Als Bryn sie in das kleine dämmrige Haus führte, raschelten Blätter unter ihren Füßen. Er führte sie zu der Bank, auf der sie vor langer Zeit gesessen hatten, und zog sie neben sich.
    Schweigend saßen sie da, während die Anspannung langsam von ihr abfiel.
    „Früher bist du oft hergekommen“, meinte Bryn schließlich.
    Rachel nickte.
    „Vor dieser Nacht. Danach nicht mehr.“
    Sie musste nicht antworten, weil er es auch so wusste. „Ich auch nicht. Niemand will gerne daran erinnert werden, wie er sich zum Idioten gemacht hat. Aber seit kurzem muss ich immer wieder daran denken. Nicht nur mit schlechtem Gewissen, obwohl es eigentlich so sein sollte.“ Er hielt kurz inne. „Findest du das verwerflich?“
    Rachel wandte ihm das Gesicht zu. „Nein! Es war nicht deine Schuld, dass ich damals hergekommen bin …“
    „Ich will mich nicht rechtfertigen, Rachel. Wenn ich nicht betrunken gewesen wäre, dann wäre nichts passiert. Das weißt du. Zumindest hoffe ich das.“
    Natürlich wusste sie es. „Wenn du mich hierhergebracht hast, um dich wieder zu entschuldigen …“
    „Nein, das ist nicht der Grund“, entgegnete er. „Aber vielleicht war es doch keine gute Idee. Ich dachte einfach nur … hier haben wir uns zum ersten Mal geküsst. Und falls du vergessen könntest, wie es endete … kannst du das? Oder ist es zu schrecklich gewesen, um daran denken zu können?“
    „Nichts, was passiert ist, war schrecklich. Aber ich war noch nicht bereit für eine richtige … Begegnung. Hätte ich dir nicht Einhalt geboten, hätte ich es vielleicht sogar schön gefunden.“
    „Das bezweifle ich. Die Umstände waren

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