Wie eine Rose in der Wueste
einzuschmeicheln versuche, um den Thron irgendwie doch noch besteigen zu können. Damit hätte er den besten Vorwand gehabt, gegen mich und Faisal vorzugehen. Nein, ich habe alles vorbereitet und warte, bis mein Bruder sicher auf dem Thron sitzt, der ihm gebührt." Hassan blickte sie an. "Und während mein nobler Cousin damit beschäftigt ist, das Land nach Ihnen absuchen zu lassen, Rose Fenton, bleibt mir noch Zeit."
Er deutete mit dem Kopf zur Küste unter ihnen, wo zwei Hubschrauber auftauchten und das Gelände systematisch abflogen. Gelassen lehnte er sich zurück und stützte sich auf einen Ellbogen, ohne auch nur im Geringsten besorgt zu wirken.
"Was werden Sie tun, wenn sie ins Lager kommen?"
"Wenn einer versucht, die Frauengemächer zu betreten, wird sofort auf ihn geschossen."
"Die Frauengemächer?" Sie musste lachen. "Puh!"
"Was ist daran so komisch?"
"Na ja, da gibt es schließlich nur mich, und ich gehöre nicht zu Ihren Frauen."
"Sie stehen unter meinem Schutz. Und ob eine Frau oder hundert, was für einen Unterschied macht das schon?"
Rose sah ihn ungläubig an. "Aber jemanden erschießen ..."
"'Erschießen' habe ich nicht gesagt. Eine Kugel im Bein des Dreistesten hält für gewöhnlich den Rest zurück." Hassan zuckte die Schultern. "Etwas anderes würden sie gar nicht erwarten."
Als er merkte, dass sie immer noch nicht überzeugt war, setzte er hinzu: "Im umgekehrten Fall würden sie es bei mir genauso machen."
Unwillkürlich schauderte sie. "Das ist so ... primitiv."
"Finden Sie?" Seine graue Augen funkelten im hellen Sonnenlicht. "Vielleicht haben Sie Recht. Das Primitive in uns liegt dichter unter der Oberfläche, als die meisten zugeben wollen, Rose, wie Sie gestern Abend selbst gemerkt haben."
Er meinte den Augenblick, als sie beide die Kontrolle über sich verloren hatten.
Rasch blickte Rose fort. Die Hubschrauber hatten sich entlang der Küste entfernt. "Wir sollten lieber zurückkehren, solange ich mich noch bewegen kann. Seit Wochen habe ich mich körperlich kaum betätigt. Nach diesem Ausritt werde ich steif wie ein Brett sein."
"So?" Hassan stand auf und reichte ihr die Hand. Als sie sie zögernd ergriff, zog er sie hoch. Einen Moment lang hielt er sie fest. "Sagen Sie bloß nicht, Sie hätten Ihre Zeit unten im Fitnessclub vergeudet."
"Da Sie mich offensichtlich kaum aus den Augen gelassen haben, dürften Sie genau wissen, was ich getan habe", erwiderte sie ironisch. Morgens hatte sie ein wenig mit leichten Hanteln gearbeitet, um die Muskulatur nach der wochenlangen Krankheit zu straffen. Eine dürftige Vorbereitung für den scharfen Ritt auf seinem Pferd.
Er überhörte den Vorwurf. "Wenn Sie möchten, reibe ich Sie gern mit einer Salbe ein."
Unwillkürlich stellte Rose sich vor, wie Hassan ihre Schultern, den Rücken und die verkrampften Beinmuskeln mit einer warmen Salbe massierte. Bei der Vorstellung überliefen sie wohlige Schauer. Schnell entzog sie ihm ihre Hand, schnitt ein Gesicht und lachte.
"Danke, Hassan, aber ich halte es für besser, still vor mich hin zu leiden. Sie haben schon genug Ärger am Hals."
Genug Ärger? Wie viel Ärger konnte man auf sich laden und trotzdem einen Ausweg finden?
Ungeduldig ging Hassan auf und ab und wartete darauf, dass Simon Partridge das Satellitentelefon endlich abnahm.
Rose Fenton war eine Frau, der die Welt zu Füßen lag. In einer Woche würden die Medien, vielleicht sogar Hollywood und die Verlage sich um ihre Story reißen.
Jedes Mal, wenn er mit ihr zusammen war, machte er es ihr leichter. Sie brauchte ihn nur anzusehen, und er hatte das Bedürfnis, ihr seine innersten Geheimnisse und Wünsche anzuvertrauen.
Stattdessen hatte er ihr angeboten, sie zu massieren. Es war einfach taktlos gewesen. Aber es fiel ihm nur zu leicht, sich vorzustellen, wie ihre samtige Haut sich anfühlte.
Er stöhnte auf. "Kommen Sie, Partridge. Wo, zum Teufel, bleiben Sie?"
Samtige Haut, samtige Lippen. Hassan blieb stehen, schloss die Augen und durchlebte erneut den Kuss, den Rose so hingebungsvoll erwidert hatte.
Dabei hatte er auf Distanz bleiben wollen. Es hätte so leicht sein können. Rose war Journalistin, und er hatte grundsätzlich etwas gegen diese Leute. Doch sobald er ihre Stimme am Telefon gehört hatte, war er verloren gewesen.
Hassan blieb stehen und lehnte sich gegen den Stamm einer alten Palme. Wem wollte er etwas vormachen? Schon als er Abdullahs Maschine betreten hatte und ihrem forschenden Blick begegnet war, war es
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