Wie eine Rose in der Wueste
serviere ich Ihnen das Essen am Bach."
Sie blieb stehen, drehte sich um, und seine Miene entspannte sich. Doch Rose blickte nur bedeutsam zum Bach.
"Dort drüben." Sie deutete auf die Stelle, an der sie picknicken wollte, und ging weiter.
Hinter sich hörte sie bestürztes Flüstern und lächelte zufrieden. Die Männer konnten sie nicht aufhalten. Sie war Sitti, Mylady, ihre Herrin und somit Hassans Lady. Aber sie durften sie auch nicht allein weggehen lassen. Dann konnte sie sich verletzen ... oder versuchen fortzulaufen.
Doch letztlich durfte sich ihr keiner von ihnen widersetzen.
Das konnte nur Hassan.
Allerdings war es nicht ihr Problem. Rose war sicher, dass die Männer sich etwas einfallen lassen würden.
Also setzte sie sich auf einen mächtigen flachen Felsen oberhalb eines der Bäche, die die Oase versorgten, streifte sich die Sandaletten ab und ließ die Füße ins Wasser baumeln.
Es war herrlich kühl. Genießerisch lehnte Rose sich zurück, dabei stützte sie sich auf die Hände und hob den Kopf, um ihr Gesicht von der frischen Brise kühlen zu lassen, die von den Bergen herüberwehte. Später werde ich baden, beschloss sie.
Ein Mann mit einem Gewehr erschien und postierte sich ein Stück von ihr entfernt, dabei bemühte er sich, nicht direkt in ihre Richtung zu sehen. Wozu das Gewehr? fragte sie sich. Gab es hier Schlangen? Oder hoffte der Mann, eine Gazelle abzufangen, die zum Wasser wollte und ihm dann als leichte Beute zufallen würde?
Nach einer Weile bemerkte Rose aus den Augenwinkeln zwei Männer, die zu einer schattigen Stelle am Bachufer gingen. Sie trugen einen großen Teppich, den sie auf dem Boden ausbreiteten. Dabei hielten sie den Blick abgewandt. Und sie tat so, als würde sie sie nicht bemerken, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen.
Kissen wurden herbeigeschafft.
Rose bewegte die Füße im Wasser hin und her. Es war ihr komisch vorgekommen, mitten am Tag ein bodenlanges Gewand zu tragen, doch hier am Bach, die Füße im Wasser, in einen Kaftan gehüllt, dessen federleichter Seidenstoff ihre Beine umspielte, kam sie sich wie eine Märchenprinzessin vor.
Das Essen wurde in zwei Behältern gebracht. Ihr Herz schlug rascher. Würde Hassan kommen? Oder hatte er das Lager verlassen und war in die Wüste geritten, wo sie ihn nicht quälen konnte?
Hatte er vielleicht von Faisal gehört?
Der schieferblaue Seidenstoff ihres Gewands und ihr rotes Haar unter dem zarten Gewebe ihres Schals schimmerten im Sonnenlicht. Mit angehaltenem Atem betrachtete Hassan Rose aus der Entfernung und bemühte sich, nichts zu empfinden.
Unmöglich.
Mit den Füßen im Wasser sah sie aus wie eine Prinzessin aus Tausendundeiner Nacht. Scheherezade hätte nicht schöner sein können, während sie ihre Märchen erzählte. Das hatten beide gemeinsam. Und ihre Klugheit.
Hassan unterdrückte ein Lächeln. Seine von Männern beherrschte Gesellschaft würde gegen ihre feministischen Anschauungen aufbegehren, doch Rose würde es spielend schaffen, sich ihre Regeln und Gepflogenheiten zu Nutze zu machen.
Sein Leben würde niemals langweilig sein, wenn sie bei ihm war und ihm auf die Nerven ging. Und dann würde es endlose Tage wie diesen geben, wenn sie auf ihn wartete.
Widerstrebend ließ Hassan den Traum verfliegen. Nicht endlose Tage. Wie lange würde es dauern, ehe sie mehr wollte, sich nach ihrem früheren Leben, der Freiheit zu sehnen begann?
Sie würden einige Wochen der Wonne genießen, doch er würde Rose nicht halten können. Aber er würde sie auch nicht gehen lassen können. Sie würden beide Gefangene sein.
Ein Schatten fiel auf Rose, und sie blickte auf. Hassan hatte den Wächter weggeschickt und hielt das Gewehr in der Hand. Er schien zu warten, und sein Gesichtsausdruck war so unnahbar, als würden sie Welten trennen. Langsam sah Rose fort, ohne sich anmerken zu lassen, dass sie Hassan bemerkt hatte.
"Haben Sie das so gewollt?" fragte er schließlich.
Nicht ganz. Aber es war ein Anfang. Rose reichte ihm die Hand. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sie zu ergreifen und ihr aufzuhelfen. Sobald sie stand, gab er sie jedoch frei.
Es trennten sie Milchstraßen.
"Sie sind nass", stellte Rose fest.
"Es war heiß."
"Heiß." Sie wiederholte das Wort, als sei sie nicht sicher, was es bedeutete.
"Und staubig. Sie hatten mein Bad mit Beschlag belegt, da habe ich mich in einem Eimer gewaschen."
"Angezogen? Ich dachte, diese lästige Vorschrift gilt nur für die Frauen hier." Verflixt! So
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