Wie einst in jenem Sommer
Andreas in die Arme geworfen.
Natürlich wusste Andreas sofort Bescheid und entspannte sich.
„Du bist noch immer wunderschön, Carrie, und wir begehren einander noch immer so heftig wie vor zwei Jahren.“
„Ich will nicht darüber sprechen, Andreas.“ Sie erinnerte sich nur zu gut, unter welchen Umständen sie sich damals getrennt hatten. Sie hatte sich so sehr eine romantische Liebeserklärung von ihm erhofft. Doch Andreas wollte sie nur ins Bett bekommen. Von Liebe hielt er offensichtlich nichts.
Seitdem hatte sich überhaupt nichts geändert. Trotzdem ließ sie sich wieder von ihm küssen und erregen. Carrie verstand die Welt nicht mehr. Er hatte ihr damals unglaublich wehgetan, als er ihr gestanden hatte, sich nur für ihren Körper zu interessieren. Habe ich eigentlich gar keinen Stolz mehr?, überlegte Carrie wütend.
„Da wir gerade von Missverständnissen sprechen, Andreas: Bilde dir bitte nicht ein, dass ich dich begehre. Ich empfinde überhaupt nichts für dich“, behauptete sie zornig. „Nicht das Geringste. In London wartet ein Mann, dem ich wirklich etwas bedeute.“ Diese Notlüge brachte Andreas vielleicht zur Vernunft. Er sollte sich ja nicht einbilden, er könnte da weitermachen, wo er vor zwei Jahren aufgehört und sie so grausam verletzt hatte!
Andreas glaubte ihr kein Wort. „Entschuldige, aber wie kannst du einen Mann so leidenschaftlich küssen, für den du angeblich nichts empfindest? Vielleicht solltest du deine Beziehung in London überdenken. Die scheint im Sande zu verlaufen.“
„So eine Unverschämtheit! Wie kannst du dich erdreisten, über etwas zu reden, von dem du keine, aber auch gar keine Ahnung hast?“ Voller Wut funkelte sie ihn an.
„Beruhige dich, Carrie. Ich wollte dich lediglich vor einem Fehler bewahren.“
„Vielen Dank, aber auf deine Ratschläge kann ich gut verzichten.“
„Auch gut.“ Er musterte sie einen Moment lang, und Carrie erinnerte sich daran, wie leidenschaftlich sie sich nach ihrem kurzen Urlaubsflirt nach Andreas verzehrt hatte. Ganze Wochen, Monate hatte sie ständig an ihn gedacht.
Natürlich hatte er recht: Mike war es nie gelungen, Leidenschaft in ihr zu wecken. Das war bisher nur Andreas gelungen.
Deshalb war sie auch noch immer Jungfrau. Mit Mike war sie drei Monate zusammen gewesen, hatte jedoch immer wieder neue Ausflüchte gefunden, um nicht mit ihm zu schlafen. Er war ein netter Kerl, aber das war auch alles. Und selbst das erwies sich als Irrtum. Andreas würde sich wahrscheinlich ausschütten vor Lachen, wenn er wüsste, dass …
Schnell schob sie diese Gedanken weit fort. „Ich habe dich geküsst, weil ich so verzweifelt war. Du warst eben gerade da, als ich Trost brauchte. Mehr war da nicht“, behauptete sie. „Denk einfach nicht mehr daran.“
Andreas lächelte amüsiert. „Gib dir keine Mühe, Carrie. Ich weiß Bescheid.“ Er ging zur Tür. „Gute Nacht, schlaf gut.“
Carrie setzte sich aufs Bett und schlug die Hände vors Gesicht, sobald sich die Tür hinter Andreas schloss. Sie schämte sich, ihn noch immer so heftig zu begehren.
Ein Kuss genügte, und sie stand in hellen Flammen. Was würde erst passieren, wenn sie mit ihm schlief?
Diese Frage würde ihr mit Sicherheit eine schlaflose Nacht bereiten.
7. KAPITEL
Wie erwartet fand Carrie keinen Schlaf. Die drückende Hitze und die völlige Dunkelheit setzten ihr zu. Unruhig warf sie sich im Bett hin und her, wobei sie versuchte, jeden Gedanken an Andreas zu vermeiden. Sie wollte lieber nicht an die verzehrenden Gefühle erinnert werden, die ein einziger Kuss in ihr entfesselt hatte. Verzweifelt redete sie sich ein, dass es nur an der tiefen Trauer lag, dass sie Trost in Andreas’ Armen gesucht hatte.
An Jo und Theo wollte sie auch nicht denken, weil sie sich dann doch nur die Augen aus dem Kopf weinen würde. Und was war mit Lilly? Das arme Ding durfte nicht in einem Haushalt aufwachsen, in dem in erster Linie Personal für sie sorgte.
Verzweifelt versuchte Carrie, sich zu entspannen und an gar nichts zu denken, damit der Schlaf sie endlich übermannen würde. Doch das funktionierte nicht. Die Gedanken kreisten und kreisten in ihrem Kopf.
Um vier Uhr morgens gab sie es schließlich auf, stand auf und schlich auf Zehenspitzen zu Lillys Bettchen. Die Kleine schlief fest. Sie gleicht einem Engel, dachte Carrie ergriffen.
Die Vorstellung, Lilly müsste ohne Mutter aufwachsen, brach ihr fast das Herz.
Vielleicht sollte ich Lilly mit nach London nehmen,
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