Wie einst in jenem Sommer
dem Weg gehen? Ich bin einfach nur müde.“ Schnell wandte sie den Blick ab, damit Andreas ihr nicht ansehen konnte, wie recht er hatte. Seine Nähe war ihr einfach zu viel. „Schließlich bin ich mitten in der Nacht aufgestanden.“
Er nickte verständnisvoll. „Leider wird Lilly dich morgen auch recht früh wecken. Aber mit etwas Glück schläft sie durch.“
Carrie hörte nur mit einem Ohr zu, denn auf einer Kommode hatte sie gerahmte Fotos entdeckt – von Lilly, als sie gerade einige Stunden alt war, und ein Hochzeitsfoto von Jo und Theo.
Andreas folgte ihrem Blick. „Jo hat sie mir geschenkt“, sagte er leise.
„Mir hat sie die gleichen Fotos geschickt.“ Carrie ging zur Kommode und griff nach dem Hochzeitsfoto. „Wie glücklich sie wirken.“
„Ja, es war eine gute Idee, am Strand von St. Lucia zu heiraten. Es hat ihnen dort sehr gut gefallen.“
„Jo hat sich unglaublich gefreut.“ Nachdenklich betrachtete Carrie ihre glücklich lächelnde Freundin auf dem Bild. Ihr fiel Jos Anruf ein, als sie ihr mitgeteilt hatte, dass sie die kirchliche Hochzeit abgesagt hätten. Jo war schwanger und freute sich riesig. Theo und sie beschlossen, sofort zu heiraten. „Ich bin so froh, dass ihnen wenigstens diese schöne Zeit zusammen vergönnt war.“
„Manchmal muss man die Gelegenheit beim Schopf packen“, sagte Andreas wehmütig. Er gesellte sich zu Carrie, nahm ihr das Bild ab und stellte es wieder auf die Kommode. Impulsiv strich er Carrie eine Strähne aus dem Gesicht und fühlte sich einen Moment lang in die Vergangenheit versetzt.
Auch Carrie spürte, dass sich in diesem Moment etwas zwischen ihnen veränderte. Ganz sachte und unterschwellig. Als Andreas sie dann berührte, war es zu spät, ihrer Gefühle Herr zu werden. Er war ihr so nah, sie könnte sich einfach an ihn schmiegen und sich küssen lassen.
Mit ihrem ganzen Körper sehnte sie sich danach.
„Du hast dich gar nicht verändert, Carrie“, sagte Andreas rau. „Und dieses Knistern zwischen uns ist auch noch da.“
„Bitte nicht, Andreas.“ Ihr Flehen war kaum hörbar. Er sollte so etwas nicht sagen, es erregte sie viel zu sehr. Wie sollte sie ihm standhalten, wenn sie ihn über alle Maßen begehrte? „Wir sind wahrscheinlich beide übermüdet. Und dies ist keine gute Idee.“ Geflissentlich überhörte er ihre Worte, neigte den Kopf und küsste sie auf den Mund.
Es war kein zärtlicher Kuss, er war fordernd und fast besitzergreifend. Und doch reagierte Carrie sofort. Sie schmiegte sich an Andreas und erwiderte den Kuss voller Leidenschaft. Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt … Überwältigt, endlich wieder in seinen Armen zu liegen, drängte sie sich enger an ihn.
Ein tiefes Triumphgefühl überkam ihn, gemischt mit anderen Emotionen, die er nicht einordnen konnte. Er schmeckte Carries salzige Tränen, was zu weiteren seltsamen Empfindungen führte. Es ärgerte Andreas, dass er Carrie so tiefe Gefühle entgegenbrachte, das konnte er gar nicht gebrauchen. Er wollte sie einfach nur nehmen, um endlich dieses unsägliche Verlangen nach ihr zu stillen. Er wollte alles um sich her vergessen und einfach mit ihr schlafen. Was interessierte es ihn heute, weshalb sie ihn damals verlassen hatte?
Dieser Gedanke brachte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Andreas löste sich von ihr. Atemlos schaute sie ihn nur fragend an.
„Das hätte nicht passieren dürfen“, sagte sie schließlich mit bebender Stimme, die ihr kaum zu gehorchen schien.
Es ärgerte ihn, dass sie ihre leidenschaftliche Reaktion auf seinen Kuss einfach so abtat. „Da bin ich anderer Ansicht“, entgegnete er. „Es war lange überfällig. Mach dir nichts vor, Carrie. Man nennt es animalische Anziehungskraft, mit Emotionen hat das nichts zu tun.“
Wie kann er nur so überheblich sein! Wütend wich sie zurück und schämte sich, seinen fordernden Kuss so leidenschaftlich erwidert zu haben. „Pass auf, dass du dir nichts vormachst, Andreas. Mit Anziehungskraft hat das überhaupt nichts zu tun. Du hast lediglich einen schwachen Moment ausgenutzt.“
„So nennst du das also?“ Er musterte sie abfällig. „Wie gut, dass wir dieses Missverständnis ausgeräumt haben.“ Anzüglich ließ er den Blick langsam über ihren Körper gleiten, bemerkte ihren fassungslosen Gesichtsausdruck und die vom Küssen geschwollenen Lippen.
Bei dem sinnlichen Blick empfand Carrie erneut heißes Verlangen. Am liebsten hätte sie alle Bedenken über Bord und sich
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