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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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hörte. »Sie sind verletzt.«
    »Natürlich bin ich verletzt. Wir haben einen Schlag auf den Kopf bekommen, erinnern Sie sich? Ich zumindest habe einen bekommen.«
    Alex berührte ihre Wange. Als er die Finger wegnahm, waren sie blutverschmiert.
    »Oh«, wisperte sie. Ihr war nicht klar gewesen, dass das Holz sich so tief eingeschnitten hatte.
    Alex fluchte grimmig, und sein Gesicht verhärtete sich zu einer wilden Maske. »Drehen Sie sich um«, befahl er abermals.
    Sie nahm keinen Anstoß an seinem schroffen Ton. Er war nicht zornig auf sie. Jedenfalls noch nicht.
    Er machte kurzen Prozess mit ihren Fesseln, dann löste er sein Halstuch und reichte es ihr. »Drücken Sie es sich auf die Wange.«
    Er wandte sich der Rückseite des Fuhrwerks zu und ertastete behutsam die Stelle, wo die Plane auf das Holz traf. »Hm, da sind alle fünf Zentimeter Seile. Sie sind keine Risiken eingegangen.«
    »Einige aber doch.« Sophie reichte ihm ihr Messer. »Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, mich zu durchsuchen.«
    Alex sah sie an, als wolle er fragen, wie sie dazu kam, ein Messer bei sich zu tragen, aber dann schien er sich eines Besseren zu besinnen. Er führte das Messer an den Stoff und schnitt ein kleines Loch hinein. Auf der anderen Seite erschien ein kreuz und quer verlaufendes Geflecht von Seilen, und Sophie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie in einem Käfig steckten.
    Alex winkte sie heran. »Sie müssen das Seil halten, Sophie. Lassen Sie das Halstuch los und nehmen Sie beide Hände, wenn es sein muss.«
    Sophie nickte und legte das blutgetränkte Halstuch beiseite, dankbar, dass ihre Finger nicht länger taub waren. Wenn sie die Seile einfach durchschnitten, würden sie die Plane freigeben. Das hätte sie verraten. Alex schnitt das erste Seil durch, dann band er die beiden losen Enden an ein anderes Seil, das gut einen halben Meter entfernt war. Er wiederholte die Prozedur viermal und sorgte dafür, dass er jedes Mal die Enden an einem anderen Strang festband, der noch unversehrt und straff gespannt war. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Aber endlich hatte er eine Öffnung, die breit genug war, dass sich eine Person hindurchzwängen konnte. Sophie schaute auf die Straße hinab, die unter den Rädern vorbeiglitt, und schluckte.
    »Nicht hier«, flüsterte Alex. »Hier gibt es keine Deckung. Wir müssen warten.«
    Sophie zwang sich, zu nicken. Sie wusste, dass er recht hatte. Die Straße führte durch offene Felder, wo es keine Möglichkeit gab, sich zu verstecken. Dass er recht hatte, trug jedoch nicht dazu bei, die Flut der Panik zu dämmen, die sie zu überwältigen drohte.
    Sie wollte jetzt aus diesem Fuhrwerk.
    Wenn sie sich aus einem fahrenden Wagen werfen musste, um gewalttätigen Entführern zu entkommen, wollte sie es verdammt noch mal hinter sich bringen. Sie wollte nicht dasitzen und warten, bis die Angst auf ein unerträgliches Maß anwuchs oder die Entführer entdeckten, was sie im Schilde führten.
    Eine Ewigkeit später, zumindest Sophies Gefühl nach, veränderte sich die Landschaft. Die Felder machten Bäumen und felsigen Vorsprüngen Platz.
    »Jetzt sollten wir unser Glück versuchen.« Alex hielt die Plane für sie zurück. »Wenn der Wagen das nächste Mal langsamer wird, um eine Kurve zu nehmen, springen Sie. Lassen Sie sich zum Straßenrand hin fallen. Wenn Sie wieder auf den Beinen sind, rennen Sie zu den Bäumen. Falls irgendetwas passiert, laufen Sie einfach weiter. Wenden Sie sich nach Osten.«
    »Warum nach Osten?«
    »Weil der Wagen nach Westen fährt.«
    »Oh.«
    »Ich werde direkt hinter Ihnen sein.«
    Sie nickte. Etwas anderes fiel ihr nicht ein. Sie spürte, wie die Kutsche langsamer wurde, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie schwang die Beine über die Ladefläche.
    Alex gab ihr noch schnell einen Kuss. »Beugen Sie die Knie, schützen Sie den Kopf mit den Armen und versuchen Sie, sich abrollen zu lassen.«
    Sophie schaute auf die Straße hinab, die unter ihren Füßen dahinflog. »Ist nicht Abrollen überhaupt eine Möglichkeit?«
    »Kämpfen Sie einfach nicht dagegen an. Ich werde direkt hinter Ihnen sein. Jetzt los.«
    Sophie sprang. Sie versuchte, Alex’ Anweisungen zu befolgen, aber nach dem Aufprall verlor sie zunächst jede Kontrolle über ihren Körper. Sie schaffte es aber schließlich, sich Richtung Straßenrand rollen zu lassen, und endlich gelang es ihr sogar, sich aufzurappeln – wobei sie den tausendfachen Schmerz ignorierte, der spektakuläre

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