Wie es dem Glück beliebt
seinen Griff, als hätte er Angst, dass sie vielleicht versuchen würde, davonzulaufen – und die hatte er tatsächlich –, dann sagte er: »Ich weiß es, weil ich als Agent für das Kriegsministerium tätig bin und Untersuchungen über die Angelegenheiten Ihres Cousins angestellt habe. Es tut mir leid, Sophie. Ich wollte Sie beschützen. Ich hatte nie den Verdacht, dass Sie Bescheid wissen. Ich …«
Alex hatte keine Ahnung, was er sonst noch sagen oder wie er die Dinge wieder gutmachen konnte.
Zumindest versuchte sie nicht wegzurennen, obwohl sie hinreichend schockiert wirkte.
»Sie sind ein Spion?«
Alex verzog das Gesicht. Er hatte für dieses Wort nie besonders viel übrig gehabt – die meisten Menschen hielten Spionage nicht für eine ehrenhafte Art, einen Krieg zu führen. Er zog den Begriff »Agent« vor. Aber wahrscheinlich war dies kein guter Zeitpunkt, um sich um Spitzfindigkeiten zu streiten.
»Ja, ich bin ein Spion …«
»Ich dachte, Sie wären Soldat gewesen.«
»Das war ich auch. Ich bin, was immer das Kriegsministerium von mir verlangt. Es ist eine Art Familientradition. Die Rockefortes haben der Krone immer aktiv gedient.«
»Oh«, erwiderte sie einigermaßen einfältig. Aber wirklich, was hätte sie sonst sagen können?
Ich bin auch eine Spionin. Meine Güte, ist das nicht unglaublich?
Nein, das schien hoffnungslos falsch zu sein.
»Sie sind nicht wütend.« Sie gaffte ihn noch immer ein wenig an und wirkte benommen, aber nicht zornig. Es war eine ungeheure Erleichterung … und ein wenig seltsam.
»Nein, ich bin nicht wütend.« Wie hätte sie das auch sein können? Das wäre ja die reinste Bigotterie gewesen. Es war jedoch seltsam, dass sie die ganze Zeit umeinander herumgearbeitet hatten. Es schien ihr ein Zeichen schrecklicher Desorganisation zu sein.
»Was genau sollen Sie tun?«, fragte sie.
»Ursprünglich hatte ich Order, Sie und Lord Loudor im Auge zu behalten.«
Ein unbehagliches Kribbeln machte sich in ihrem Nacken bemerkbar. Sie kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Was heißt ›uns im Auge behalten‹?«
»Ich nehme an, genau das, was es andeutet. Ich sollte eine Verbindung zu Ihnen aufbauen und durch Sie zu Lord Loudor …«
»Was?«
Er trat ein wenig nervös von einem Fuß auf den anderen. »Jetzt sind Sie wütend, nicht wahr?«
Sie ignorierte diese Frage. »Sie haben mich ausspioniert?«
»Nur für einige wenige Tage, höchstens zwei Wochen …«
»Zwei Wochen …« Erinnerungen an diese ersten beiden Wochen in London überschwemmten sie. Alex, der mit ihr lachte, Alex, der sie in die Oper ausführte, Alex, der sie küsste … alles Lügen?
»Ja, nur zwei Wochen, zehn Tage, um genau zu sein, nicht besonders lange, wenn Sie darüber nachdenken. Danach war meine Mission lediglich ein bequemer Vorwand, um Sie zu umwerben …«
»Sie brauchten einen Vorwand, um mich zu umwerben?«
Ihre Stimme war sehr, sehr ruhig. Beunruhigend ruhig.
»Ja. Nein! Ich meine, nicht unter normalen Umständen, aber …« Alex brach ab und schaute auf seine Füße hinab. Er konnte nicht anders. Bei Gott, es gab einige sichtbare Beweise für das Loch, das er sich gerade schaufelte. »Sie müssen verstehen, ich hatte die Pflicht …«
»Die Pflicht«, wiederholte sie ominös.
Wie tief war es jetzt? Einen Meter, vielleicht etwas mehr?
»Einen Auftrag. Ich konnte nicht gut …«
»Jetzt bin ich also ein Auftrag?«
»Nein. Das habe ich nicht gesagt.«
Zwei Meter. Definitiv zwei.
»Sophie.«
Das zumindest würde ihn doch gewiss nicht in noch größere Schwierigkeiten bringen.
Sie funkelte ihn mordlustig an.
Anscheinend genügte es jedoch nicht, um ihm aus seiner Klemme herauszuhelfen.
Er versuchte es trotzdem noch einmal.
»Sophie.«
»Wie viel davon war eine Lüge?«, fragte sie leise.
Alex blinzelte verwirrt. »Wie bitte?«
»Diese ersten zehn Tage und all die Tage danach …« Sie schluckte hörbar. »Wie viel von dem, was Sie … was wir getan haben, war eine Lüge? Alles? Wollten Sie überhaupt mit mir zusammen sein?«
»Was? Nein, Sophie, nicht.« Er streckte die Hand nach ihrem Arm aus, um sie davon abzubringen, sich umzudrehen. »Sehen Sie mich an, Liebste.« Er legte ihr die Finger unters Kinn und hob ihren Kopf an. »Sehen Sie mich an«, wiederholte er leise. »Ich wollte mit Ihnen zusammen sein, seit dem Moment, in dem ich Sie das erste Mal sah. Sie haben mir den Atem geraubt. Im ersten Moment, in dem wir miteinander gesprochen haben, haben Sie mir mein Herz
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