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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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die für eine Person gleich welchen Geschlechts oder Standes wenig ratsam waren. Sie öffnete den Mund, um ebendies zu sagen, dann besann sie sich eines Besseren. Der Gesichtsausdruck des Anwalts verriet ernsthafte Sorge. Offensichtlich hatte er keine Ahnung, wer sie war, was sie tat oder was sich in dem Umschlag befand. Sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln und beteuerte, sie werde auf dem Weg nach Hause alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.
    Nachdem der Rechtsanwalt Sophie verabschiedet hatte, nahm er leise lachend seinen Platz wieder ein und holte das Glas Brandy heraus, das er bei Sophies Ankunft in seiner untersten Schreibtischschublade verstaut hatte.
    Er wischte über die Seiten des Glases und leckte sich mit einem kleinen Schmatzen die Finger ab. Ahhh. Gott sei Dank gab es noch ehrliche Händler, die sich nicht ganz auf Waffenschmuggel verlegt hatten. Er stellte das Glas beiseite, griff nach dem braunen Umschlag, den Sophie ihm überreicht hatte, und beäugte ihn mit überraschtem Argwohn.
    »Also, Calmaton. Was genau führen wir denn im Schilde?«
    Er las zuerst Sophies Notiz, die ihm ein Lächeln entlockte. Dann sah er sich den Brief genauer an und fing an zu lachen wie ein Wahnsinniger.
    Sophie fühlte sich ganze fünf Minuten lang unbehaglich. Das war ziemlich genau die Zeit, die Lady Kate und Mirabelle Browning brauchten, um sie zum Sitzen zu nötigen und mit reichlich Tee, Keksen und Fragen über ihre Reisen zu versorgen.
    »Haben Whit und Alex Sie wirklich an Ihrem ersten Tag in London gerettet?«, fragte Kate eifrig und beugte sich auf ihrem Stuhl vor.
    »Sie waren mir jedenfalls behilflich«, antwortete Sophie.
    Kate war ein ausnehmend schönes Mädchen mit hellblondem Haar, blauen Augen, alabasterfarbener Haut und perfekten, absolut perfekten Gesichtszügen. Wahrhaftig, Sophie dachte, dass sie niemals einer Person begegnet war, deren Gesicht so vollendet dem gegenwärtigen Schönheitsideal entsprach. Es wäre beunruhigend gewesen, hätte das Mädchen bei einem so engelhaften Äußeren nicht auch ein natürlich freundliches Wesen besessen.
    Kate seufzte sehnsüchtig, und ihr Gesicht nahm einen beinahe träumerischen Ausdruck an. »Das ist ja so romantisch.« Dann runzelte sie die Stirn. »Oder es wäre es gewesen, wenn nicht Whit und Alex beteiligt gewesen wären. Haben Sie Brüder, Sophie?«
    »Nein, ich fürchte, dieses Vergnügen hatte ich nie«, antwortete sie.
    »Das Vergnügen, Brüder zu haben, ist fragwürdig. Sie sind unerträglich lästige Kreaturen, aber in diesem Fall war ihr Eingreifen zumindest ein Glück.«
    »Aber wie seltsam«, bemerkte Mirabelle, »dass der Fahrer eine solch ungewöhnliche Route gewählt hat und dann verschwunden ist.«
    Auf den ersten Blick war Mirabelle ein mausgraues kleines Ding, dem die leuchtende Schönheit ihrer Freundin abging. Ihr braunes Haar war zu einem wenig schmeichelhaften Knoten in ihrem Nacken fest zusammengebunden, und ein graues Kleid trug wenig dazu bei, ihrem Teint oder ihrer Figur zu schmeicheln. Ihre Gesichtszüge waren angenehm, aber in jeder anderen Hinsicht durchschnittlich. Bis sie lächelte. Mirabelles Lächeln reichte bis ganz hinauf zu ihren schokoladenbraunen Augen, die es geradezu erstrahlen ließ.
    »Er hat wohl gedacht, er könne etwas Zeit sparen, und geriet dann in Panik, als sein Plan so danebenging«, meinte Kate leise. Sie schien beim Sprechen in Gedanken verloren zu sein, was wahrscheinlich erklärte, warum sie mit ihrer Teetasse den Unterteller auf dem Tisch um mindestens fünfundzwanzig Zentimeter verfehlte.
    »Oje.« Kate hob die Tasse auf und betrachtete kläglich den Teefleck auf dem Teppich. »Ich hoffe so sehr, dass das rausgehen wird.«
    Mirabelle tätschelte ihr freundlich die Schulter und schenkte Kate eine weitere Tasse Tee ein.
    Sophie war überrascht, wie gelassen das Mädchen auf etwas reagierte, das viele als einen größeren gesellschaftlichen Fehltritt erachten würden.
    »Es geht Ihnen doch gut, oder?«, erkundigte Sophie sich. »Sie haben sich nicht verbrannt?«
    Kate schüttelte den Kopf. »Oh nein, der Teppich hat das Schlimmste abbekommen. Ich nehme an, ich hätte Sie schon früher warnen sollen, aber ich bin schrecklich ungeschickt. In der Familie und meinem Freundeskreis wissen das alle.«
    »Ich bin mir sicher, so schlimm ist es gar nicht.«
    Kate lächelte schwach. »Ich bin geradezu unbeholfen. Es gibt keine Erklärung dafür, und man kann nichts dagegen tun. Ich habe einige

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