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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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gut besucht war. Auf keinen Fall konnte sie sich durch die Tür gegenüber in das Studierzimmer schleichen.
    Zudem würden sich Mrs Summers und die anderen Anstandsdamen als hinderlich erweisen. Sie hatten sich in einer Ecke des Ballsaals versammelt, von der aus sie zwar nicht den ganzen Tanzboden, sehr wohl aber die Türen zum Flur und zum Garten hin im Auge hatten.
    Sophie seufzte und spähte über den Rand des Balkons. Nach unten ging es keine zwei Meter hinab. Das konnte sie mühelos schaffen. Natürlich wäre es einfacher, von der anderen Seite des Ballsaales aus in den Garten zu gehen und sich einen Weg zur Gartentür des Studierzimmers zu bahnen, doch es war dunkel, und in den Gärten einiger dieser größeren Häuser gab es Heckenlabyrinthe. Die Möglichkeit, sich in einem dunklen Labyrinth zu verirren, war zu albtraumhaft, um sie in Erwägung zu ziehen.
    Außerdem war dies ein unbeachteter kleiner Balkon, wo ihr eine Entdeckung wenig wahrscheinlich erschien.
    Sophie spähte zurück in den Ballsaal. Das Orchester war zu einem neuen Tanz übergegangen und Mirabelle zu einem anderen Partner. Darüber hinaus hatte sich wenig verändert. Was für Sophie und zu ihrem absoluten Unwillen ganz einfach bedeutete, dass ein gewisser Herr noch nicht eingetroffen war.
    Sie musste wirklich – wirklich und wahrhaftig – aufhören, sich Gedanken über Rockeforte zu machen. Sie sollte ihre volle Aufmerksamkeit dem Unternehmen widmen, Whitefield zu retten. Schließlich wurde sie von dem Prinzregenten selbst bezahlt oder zumindest in seinem Auftrag, und was beschäftigte sie? Nicht ihre Aufgabe als Spionin und nicht die Tatsache, dass sie den Besitz ihrer Vorfahren möglicherweise verlieren würde, sondern ein Mann. Ein Mann, der sie zweifellos nur als eine weitere Eroberung betrachtete.
    Sophie straffte die Schultern, hob ihre Röcke und schwang sich über das Balkongeländer. Sie würde in Lord Pattons Studierzimmer einbrechen und dann nach Hause fahren.
    Die Aussicht darauf, einen Abend, der sonst schön gewesen wäre, in einem überfüllten Raum mit Menschen zu verbringen, die er ganz allgemein verabscheute, führte bei Alex für gewöhnlich dazu, dass ihn schon vorher ein kaltes Grauen befiel. Aber nachdem Sophie gesagt hatte, dass sie den Ball der Pattons besuchen wolle, hatte Alex sofort mit Bedauern seine Teilnahme am Konzertabend der Wycotts abgesagt.
    Er hasste Bälle. Er hasste sie von ganzem Herzen.
    In seiner Jugend mochte es eine Zeit gegeben haben, in der er sich auf ein solches Ereignis gefreut hatte – darauf, mit all den hübschen jungen Damen zu tanzen und zu flirten, all die gesetzten Matronen zu necken und zu schockieren, aber was immer an Freude er einst in solchen Aktivitäten gefunden hatte, war vor langer Zeit unter dem Ansturm kupplerischer Mütter, zickiger Debütantinnen und schleimender Idioten verschwunden, die allesamt fasziniert von seinem Titel und seinem Wohlstand gewesen waren, ohne die geringste Vorstellung davon zu haben, wer er war oder was er tat.
    Dass andere sich überschlagen, um einem zu gefallen, findet man großartig, wenn man zehn ist; mit zwanzig ist es amüsant; mit dreißig ist es peinlich und beleidigend. Zugegeben, es gab einige Ausnahmen von der Regel. Da waren Menschen wie Mrs Peabody, die einzigartig unbeeindruckt von der Vorstellung waren, dass die vornehmsten Eigenschaften eines Individuums durch Geburt erworben sein sollten. Alex’ engen Freunden war sein Titel ebenso gleichgültig, es sei denn, sie konnten ihn irgendwie zu einem Scherz auf seine Kosten benutzen.
    Und jetzt Sophie. Das britische Fräulein, das in ihr steckte, bestand automatisch auf Förmlichkeiten, wenn sie es mit einem Angehörigen des britischen Hochadels zu tun hatte, aber mit der richtigen Ermutigung verrutschte diese Fassade, um eine eigensinnige, und, wie er sich vorstellte, leidenschaftliche Frau zum Vorschein zu bringen.
    Heute Abend freute er sich tatsächlich auf einen Ball, und der Grund dafür war sie. Er wollte diese Frau wiedersehen.
    Mit angemessener Verspätung traf er auf dem Ball ein. Bei jedem anderen als einem Herzog wäre diese nicht mehr angemessen gewesen. Zuerst hatte man von ihm verlangt, seine Krawatte zu wechseln, nachdem er in einer sehr unherzoglichen Weise etwas Portwein darauf verschüttet hatte, dann sollte er seine Schuhe wechseln, nachdem er auf dem Weg zu seiner Kutsche in eine Pfütze getreten war, und schließlich hatte er auf einen Wechsel der Kutsche warten

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