Wie es dem Glück beliebt
Bett war. Und wenn es notwendig wäre – und bei diesem Gedanken stieß er einen tiefen Seufzer aus, den ein kleiner Teil seines Gehirns als Heuchelei identifizierte –, würde er sie auch heiraten.
Die Idee hatte wirklich etwas für sich. Irgendwann musste er ja heiraten, nicht wahr? Er musste einen Erben produzieren. Sie schien als Braut eine ebenso geeignete Kandidatin zu sein wie jedes andere junge Mädchen. Er würde vielleicht sogar so weit gehen zu sagen, dass sie besser war als die meisten, weil er Sophie aufrichtig mochte.
Sie mochte? Verdammt, er war besessen von ihr. Von allem an ihr. Ihrem breiten Lächeln, ihrem schnellen Verstand, ihrer bezaubernden Bemühung, die korrekte britische Lady mit der Weltreisenden zu versöhnen, ihre vollkommene Gleichgültigkeit gegenüber seinem Wohlstand und seinem Stand. Von allen guten Eigenschaften Sophies schätzte er diese besonders. Sie gab sich keine Mühe, dem Herzog von Rockeforte um den Bart zu gehen, und maß ihren Geist lieber mit dem Mann als mit dem Titelträger.
Sie würde eine exzellente Herzogin abgeben, befand er. Sie war stark, intelligent und glücklicherweise – denn sie würde seine Herzogin sein – äußerst begehrenswert.
Kein albernes, kokettes Fräulein, seine Sophie.
13
Sie war albern und kokett.
Quer über Lord Forents Ballsaal hinweg beobachtete Alex das Geschehen völlig schockiert. Sophie lächelte sittsam, wedelte verführerisch mit ihrem Fächer und – lieber Gott, dies war der beunruhigendste Teil – klimperte mit den Wimpern wie eine gut trainierte Debütantin.
Schlimmer noch, sie machte ihre Sache hervorragend. Es gab im ganzen Saal keinen Mann unter siebzig, der nicht von ihren Reizen eingenommen war.
Nicht, dass er ihnen einen Vorwurf machen konnte. Denn sie stellte dabei einen guten Teil ihrer Reize zur Schau. Sophie trug ein Gebilde aus elfenbeinfarbener Seide, das dazu geschaffen war, die Aufmerksamkeit eines Mannes zu erregen. Es verlieh ihrem vollen Haar die Farbe dekadenter, dunkler Pralinen, ließ ihre Augen wie Saphire leuchten und ihre sahnige Haut strahlen.
Wie ihre früheren Kleider war es relativ schmucklos; nur ein schlichtes, goldenes Band war auf die Puffärmel und den Saum genäht. Doch im Gegensatz zu ihren anderen Kleidern war ihr heutiges nicht mit dem Diktat übertriebener Sittsamkeit geschneidert worden. Natürlich überschritt sie damit bei Weitem nicht die Grenzen des Anstands – sie hatte weder ihren Rock befeuchtet, damit er ihr an den Schenkeln klebte, noch den Saum gekürzt. Aber der Stoff schmiegte sich um jede Wölbung ihres Körpers, und unverkennbar waren zwei zusätzliche Daumenbreit ihres Busens sichtbar. Ihre schwellenden Brüste und das verlockende Dekolleté waren selbst aus der Ferne deutlich zu erkennen.
Finster runzelte Alex die Stirn. Was er sah, sahen auch alle anderen. Und nach dem veritablen Schwarm eifriger junger Männer zu urteilen, die Sophie aufwarteten, gefiel ihnen allen, was sie sahen.
»Du siehst aber grimmig aus.«
Alex drehte kaum den Kopf, um die Ankunft eines kichernden Whit zur Kenntnis zu nehmen. Wie schwer konnte es sein, die Gecken zu zerstreuen? Gewiss nicht allzu schwer. Er könnte mühelos mit mindestens zweien fertig werden, und die Übrigen würden danach vermutlich die Flucht ergreifen. Seine Stimmung hellte sich deutlich auf.
Natürlich gab es auch die unwahrscheinliche Chance, dass sie so viel Verstand hatten, sich zusammenzutun. Er bezweifelte es, aber man konnte es nie mit Bestimmtheit wissen, und was würde er dann tun? Alex lächelte und drehte sich zu Whit um. Dafür, überlegte er, hatte man Freunde.
»Auf gar keinen Fall«, sagte Whit.
»Weißt du überhaupt, was du da ablehnst?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ich weiß nur, dass du diese Männer zornig angestarrt hast«, er deutete auf die anstößige Gruppe um Sophie herum, »und dann hast du mich angegrinst.« Er schüttelte den Kopf. »Und es war genug, um daraus zu schlussfolgern, dass nichts Gutes daraus entstehen würde. Insbesondere nicht für mich.«
»Und das ist alles, was zählt?«
»Ja«, antwortete Whit wohlgelaunt.
Alex wandte sich genau in dem Moment zu Sophie um, als irgendein Casanova sie auf den Tanzboden führte.
»Wieder. Grimmig«, sagte Whit.
»Hmpf.«
»Ich habe vorhin mit ihr gesprochen.«
»Ach ja?« Alex riss den Kopf zu seinem Freund herum.
»Immer mit der Ruhe, gütiger Herr, ich wollte sie mir nur einmal aus der Nähe
Weitere Kostenlose Bücher