Wie es dem Glück beliebt
ansehen.«
»Und?«
»Sie erinnert mich an meine Schwester.«
Alex war überrascht von Whits ominösem Tonfall. »Du magst doch Kate«, bemerkte er.
»Ich himmle das Mädel an. Ich würde über glühende Kohlen für sie gehen und darauf stehen bleiben, wenn sie mich darum bäte, aber sie ist ein Teufelsbraten, und das weißt du sehr gut. Sie wird ja in diesem Winter neunzehn«, fuhr Whit fort. »Mutter hat beschlossen, ihr Debüt zu verschieben, damit Kate noch ein Jahr lang intensiv in Sachen Benimm unterrichtet werden kann.«
»Denkt sie wirklich, das wird helfen?«
»Wohl schon, sonst täte sie es nicht. Mutter brennt nur darauf, uns alle zu verheiraten. Sie war schon schlimm genug, als ich volljährig wurde, und ich bin nur ein Sohn. Arme Kate, Mutter bereitet ihre erste Saison vor, als würde sie in einen Krieg ziehen. Tatsächlich ist es ziemlich beunruhigend.«
»Ja, nun, um Kates willen hoffe ich, dass die Bemühungen deiner Mutter von Erfolg gekrönt werden.«
»Ich beabsichtige, dafür zu sorgen«, erklärte Whit voll ungewohnter Inbrunst. »Ich werde nicht zulassen, dass Kate von den unangenehmeren Mitgliedern der Gesellschaft niedergemacht wird. Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand auf ihr herumtrampelt, was das betrifft, und ich erwarte deine Unterstützung.«
»Die solltest du auch erwarten. Obwohl wir nicht blutsverwandt sind, weißt du, dass ich Kate trotzdem als eine Schwester betrachte.«
»Und du akzeptierst die Verpflichtungen, die mit dieser Verbindung einhergehen?«
»Selbstverständlich.«
»Gut, dann werden wir uns gemeinsam elend fühlen.«
»Prächtig.«
Alex blaffte dieses letzte Wort förmlich. Sein Ärger über Sophies Bewunderer wuchs sprunghaft an. Von Natur aus war er nicht eifersüchtig; besitzergreifend, ja, aber nicht eifersüchtig. Wenn man ihn vor einem Monat gefragt hätte, worin der Unterschied bestand, hätte Alex wahrscheinlich nicht vernünftig antworten können. Das hatte sich jedoch in dem Moment geändert, als Sophie ihn im Garten der Pattons mit der Andeutung geärgert hatte, sie habe sich dort mit jemand anderem getroffen. Und sie hatte es nur gesagt, um ihn zu reizen, entschied er energisch. Nicht, weil Sophie nicht zu den Mädchen gehörte, die auf dem Ball eines Fremden eine mitternächtliche Verabredung treffen würden, sondern weil die Alternative – dass sie doch zu diesen Mädchen gehörte – zu beunruhigend war, um sie in Erwägung zu ziehen.
Und das machte den Unterschied aus, ob man besitzergreifend oder eifersüchtig war. Furcht.
Furcht, dass sie ihn zum Narren halten könnte. Furcht, dass sie sich in die Arme eines Mannes warf, der ihrer nicht würdig war. Furcht, dass sie ihn vielleicht für mangelhaft erachten würde. Furcht und all die unbehaglichen Nebenwirkungen, die damit einhergingen – Ärger, Argwohn, Unsicherheit.
Alex konzentrierte sich auf den Ärger. Er wartete, bis er den Blick eines unglücklichen jungen Mannes aus Sophies Gefolge auf sich gezogen hatte, dann sah er diesen sehr bedrohlich, sehr herzoglich kopfschüttelnd an und setzte sich zu der Schar ihrer Verehrer hin in Bewegung.
Wie er vorhergesehen hatte, flüsterte der junge Mann dem nicht gar so jungem Mann neben ihm etwas zu und zog sich dann zurück. Der nicht gar so junge Mann wiederholte die Prozedur mit dem geradezu ältlichen Herrn an seiner Seite. Als Alex Sophie erreicht hatte, waren nur noch drei dieser Nichtsnutze verblieben. Entweder waren sie sehr mutig oder sehr dumm. Alex schaffte es, sie kurz nacheinander mit einem zornigen Blick, einem finsteren Stirnrunzeln und, bei einem besonders übermütigen Leutnant, einem Knurren loszuwerden.
Mit nicht wenig Befriedigung beobachtete Alex, wie der Leutnant die Flucht ergriff, dann konzentrierte er sich auf Sophie. Ihm lag die scharfe Frage auf der Zunge, welcher Teufel sie ritt, dieses Kleid zu tragen. Aber nach kurzer Besinnung überwog doch das Gefühl, dass er mit diesen Fragen lieber vorsichtig sein sollte. Sophie schien bereits ein wenig verärgert über ihn. Und er bemühte sich ja um die Rolle des Ehemannes, nicht um die der Anstandsdame. Apropos …
»Wo ist Ihre Mrs Summers?« Seine Stimme klang härter, als er beabsichtigt hatte.
Sie sah ihn finster an. Kein widerlich süßes Lächeln für ihn, bemerkte er. Alex war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel oder nicht.
»Warum haben Sie das getan?«, fuhr sie ihn ungehalten und ohne auf seine Frage einzugehen an.
»Was getan?«
»Sie sind hier
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