Wie es dem Glück beliebt
hat sie darauf bestanden, auf dem Land zu bleiben.«
»Warum? Ist sie krank?«
»Nun, das erzählt meine Mutter zu Evies Leidwesen zwar allen Leuten, aber in Wirklichkeit«, antwortete Kate, »ist sie putzmunter. Evie hatte bereits vier Saisons, und sie beharrt darauf, dass sie ohnehin nicht heiraten werde, was zählt also eine weitere Saison, die sie in Haldon verpasst?«
»Evie ist entsetzlich schüchtern gegenüber Menschen, die sie nicht gut kennt«, berichtete Mirabelle weiter, »und resolut in der Gegenwart derer, die sie kennt. Von einem Unfall in ihrer Kindheit hat sie einige bleibende … körperliche Andenken zurückbehalten. Vermutlich ist sie deswegen etwas empfindlich. Alles in allem ist sie, in der engstirnigen Sicht der Gesellschaft, kein Hauptgewinn auf dem Heiratsmarkt.«
»Ich verstehe«, antwortete Sophie, denn ihr fiel nichts anderes ein, was sie hätte sagen können.
»Aber sie ist sehr gut in diesen Dingen«, ergänzte Kate.
»Welcher Art von Dingen?«
»Im Ränkeschmieden«, erwiderte Kate, und zwar mit solcher Zuneigung, dass Sophie es nur als das denkbar größte Kompliment auffassen konnte.
»Oh!«, rief Mirabelle plötzlich und richtete sich auf ihrem Stuhl auf. »Da fällt mir etwas ein, was Evie gesagt hat. Schreib Sir Frederick Adams und Mr Weaver auf.«
Kate wirkte verwirrt. »Sir Frederick? Aber er ist kein Witwer.«
Mirabelle tat ihren Einspruch ab. »Er ist perfekt, vertrau mir. Setz ihn auf die Liste, Sophie.«
Sophie hob die Schreibfeder, zögerte jedoch. Sie sah Kate an, dann Mirabelle, dann wieder Kate. Es war nicht so, dass sie Mirabelle nicht vertraute, sie kannte sie nur nicht so gut wie Kate. Und Kate sah Mirabelle an, als hätte sie den Verstand verloren. Vorsicht war hier wahrscheinlich die beste Devise. Sophie war zwar bereit, ihren neuen Freundinnen einen beachtlichen Vertrauensvorschuss zu gewähren, aber hier ging es um einen zukünftigen Ehegatten für sie, nicht um ein neues Häubchen.
Sie drehte sich wieder zu Mirabelle um. »Warum?«, fragte sie. Sie hatte die Namen noch nicht notiert.
»Warum ist er perfekt, warum solltest du ihn auf die Liste setzen, oder warum solltest du mir vertrauen?«
»Die beiden ersten Fragen.«
Mirabelle holte tief Luft und dachte sorgfältig über ihre nächsten Worte nach. »Sir Frederick«, begann sie langsam, »ist ein Mann, der … der die Gesellschaft von Frauen meidet.«
»Ohh«, antwortete Sophie in jähem Verstehen. Sie zog die Augenbrauen hoch, und ihre Lippen blieben in der »Oh«-Position, noch lange, nachdem der Laut verklungen war.
Kates Lippen taten das Gleiche, aber sie senkte die Augenbrauen verwirrt, statt sie hochzuziehen. »Wie kommt das?«, fragte sie.
Mirabelle und Sophie wurde ein wenig unbehaglich zumute. Kate sah Sophie an, die sogleich geschäftig die Namen auf die Liste setzte. Sie kannte auch Kate nicht so gut, überlegte sie. Gewiss überließ sie diese Art von Aufklärung am besten einer alten Freundin.
Mirabelle verzog das Gesicht und murmelte etwas über »Lady Thurston« und »Bannstrahl«, dann räusperte sie sich und begann.
»Verstehst du, Kate, einige Männer – und soweit ich weiß, einige Frauen – bevorzugen die Gesellschaft ihres eigenen Geschlechtes.«
»Ich bevorzuge auch die Gesellschaft meines eigenen Geschlechtes«, wandte Kate ein. »Sehr sogar.«
»Ja, aber nicht annähernd so sehr wie Sir Frederick«, sagte Mirabelle anzüglich.
»Und nicht auf eine illegale Art und Weise«, fügte Sophie hinzu, die dachte, dass sie den ganzen Tag hier sitzen würden, so wie Mirabelle um das Thema herumtanzte, und dann stellte sie fest, dass sie selbst außerstande war, auf den Kern der Sache zu sprechen zu kommen.
»Illegal«, wiederholte Kate.
»Auf intime Weise illegal«, deutete Mirabelle an.
Es dauerte einen Moment, aber schließlich dämmerte das Licht der Erkenntnis auf Kates hübschem Gesicht.
»Ooh.« Diesmal zuckten ihre Augenbrauen in die Höhe. »Wirklich?«
Sophie und Kate nickten beide.
»Und Mr Weaver?«
»Ist Sir Fredericks … guter Freund«, antwortete Mirabelle.
»Nun, das ist … nun, ich weiß nicht, was das ist. Interessant, nehme ich an, aber was hat es mit Sophies Liste zu tun?«
»Es ist ganz einfach«, erwiderte Mirabelle. »Männer wie Sir Frederick und Mr Weaver müssen heiraten, um ihren Ruf zu schützen, aber wie Sophie brauchen sie eine Partnerin, die bereit ist, eine Ehe nur auf dem Papier zu führen.«
»Das klingt in der Tat perfekt«,
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